Als Lehrer respektiert und ernst genommen werden?
Ich leite ein Blockflöten-Orchester an einer Grundschule. Dort sind 25 Kinder aus der 3. und 4. Klasse. Ich bin an der Schule nur für die eine Stunde in der Woche, weshalb ich das Gefühl habe, nicht richtig ernst genommen zu werden. Natürlich bin ich jung und habe noch nicht viel Erfahrung mit dem Unterrichten aber ich würde schon gerne respektiert werden. Ich bin relativ klein und sehe aus wie 17 aber ich will etwas ändern.
Die Kinder belegen die Stunde freiwillig, das heißt sie findet am Nachmittag statt. Gestern hatte ich mal wieder den Unterricht und es war wirklich eine Katastrophe. Die Kinder hören überhaupt nicht auf mich, sie schreien herum, sodass andere Kinder Kopfschmerzen bekommen und niemand meine Ansagen versteht (auch wenn ich selbst genauso schreien musste).
Ich habe dann alle geschimpft, wobei sie danach wieder laut waren. Außerdem werden dann immer alle bestraft, auch die, die eigentlich brav und leise waren. Ich weiß wirklich nicht, wie ich den Kindern so das Spielen beibringen soll.
Meiner Meinung nach sind 25 Kinder viel zu viele (erst Recht mit Blockflöte), aber die Schule verdient damit natürlich Geld. Ich werde pauschal bezahlt, egal wie viele Kinder sich angemeldet hätten.
Wenn der Unterricht so weiter geht, macht es mich kaputt. Es soll ja mir und auch den Kindern Spaß machen.
Es fällt mir wirklich schwer. Ich werde zu der Lehrerin, die ich eigentlich nie sein wollte. Ich bin einfach nicht der strenge Typ. Aber mit so vielen geht es anscheinend nicht anders.
Also, wie bekomme ich den Respekt der Schüler? Konsequenzen kann ich auch nicht folgen lassen, außer evtl. die Eltern anzurufen (ich weiß aber nicht ob das was bringen würde). Deswegen habe ich einfach so gut wie nichts in der Hand.
Ich bin einfach in meinem Auftreten noch unsicher, natürlich, weil ich noch kaum Erfahrung habe, erst Recht nicht mit so kleinen Kindern. Das merken sie wahrscheinlich auch.
Was soll ich tun?
6 Antworten
Mit Strenge allein verdienst du dir keinen Respekt. Mit einem Anruf bei den Eltern erst recht nicht.
Ich habe immer die Lehrer respektiert, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie nicht unterrichten, weil sie müssen, sondern weil sie mir wirklich etwas beibringen wollten.
Ein wenig Humor und das Wissen darüber womit sich die Jugendlichen/ Kinder aktuell so beschäftigen hilft natürlich eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Ich bin mir sicher, dass wenn du die nächste Stunde mit dem Thema Fortnite anfängst, alle total gespannt zuhören was du zu sagen hast. Dann findest du noch eine gute Überleitung und schon hast die Kinder auf deiner Seite.
Danke dir! Das ist eine gute Idee! Ich will auch eigentlich nicht so streng sein. Mit kleineren Gruppen komme ich auch perfekt zurecht, aber mit so vielen, wo dann auch noch jeder ein Instrument in der Hand hält, bin ich einfach ein bisschen überfordert.
Also Kinder wittern halt unsicherheit. Es gibt 2 Formen wie man das lösen kann:
Du wirst zu einem Lehrer den die Kinder einfach sehr mögen (mit Spielen, Süßigkeiten verteilen mal oder so) irgendwie dich sehr sympathisch machen. Solchen Menschen hört man automatisch mehr zu wenn man sie mag und man versucht sie ja nicht traurig zu machen durch das stören.
Oder du wirst wirklich strenger und musst irgendwie dich durchsetzen. Wenn du widerrum lieb bist, kannst du ihnen ja eben drohen keine Spiele mehr zu machen oder so. Die gute Mischung macht es aus finde ich, die Kinder werden dann auch früh merken dass es ihnen auch besser geht wenn sie sich richtig verhalten.
Tipp: Vielleicht mal die Schüler umsetzen dass sie nicht neben ihren besten Freunden sitzen wo man mehr quatscht?
Du bist ja auch gerade im schwierigsten Fall gelandet, erstmal hast du eben kein Druckmittel, dann ja auch noch Musikunterricht der zum quatschen einlädt, das dann mit freiwilligen Schülern und das gerade am Anfang, da ist es vorprogrammiert dass es nicht sofort läuft. Viele Lehrer haben am Anfang Sorge, aber komm erstmal in Klassen, die wirklich nicht ganz so pflegebedürftig sind, das ist ja eine andere Welt.
Deine Einstellung ist ja schon mal sehr gut, wieso du den Beruf ausübst und so. Die Kunst gerade bei jungen Schülern ist es eben, die Sache so interessant wie möglich rüber zu bringen, denn die denken ja noch nicht an ihre Zukunft und machen das alles von alleine, die denken nur an den Moment und der muss spannend sein. Du wirst es schon packen, irgendwie lustige Spiele einzubringen oder so. Man muss nur kreativ sein :)
Sich die verhaltensauffälligen Kinder merken und deren Eltern kontaktieren. Diesen dann klar machen das es so nicht geht. Eine 2. Chance verdienen sie natürlich, aber wer die nicht nutzt fliegt raus.
Oder dem Schulleiter klarmachen das die Klasse für Blockflöten zu groß ist und fragen ob es möglich ist sie in 2 Kurse zu teilen.
Das Unterrichtsmodell ist ein totgeborenes Kind.
Strebe an, die Klasse in kleinere Gruppen aufzuteilen. Wenn Dir das verwehrt wird, lass es ganz sein. Es hilft niemandem, im Gegenteil.
Du kannst dann die Familien der interessierten Kinder ansprechen und auf anderer Basis, vielleicht auch privat, Gruppenunterricht anbieten.
Mit 25 Leuten diszipliniert zu proben kann sogar auch mit Erwachsenen eine Herausforderung sein...
Ich finde, du kannst durchaus Bedingungen stellen unter denen du deine Arbeit anbietest und musst dir nicht alles von der Schulleitung auf's Auge drücken lassen, was ihr einfällt. Wenn das nicht akzeptiert wird, müssen sie sich eben einen anderen Dummen suchen...
Naheliegende Bedingungen wären die Aufteilung in mehrere Gruppen praktikabler Größe so wie das ausschließen von permanenten Störern aus dem Ensemble.
Vielen Dank! Ja, ich wollte immer schon der Lehrer sein, bei dem die Kinder einfach das Gefühl haben, das ich ihnen nur helfen will. Spiele werde ich mal probieren, da muss ich was suchen, wo nicht geredet wird, sodass es nicht noch unruhiger in der Klasse ist.
Ich habe da halt überhaupt kein "Druckmittel", kann keine schlechten Noten, Hausaufgaben, Verweise verteilen.
Manchmal rennen die Schüler sogar im Zimmer herum oder sitzen auf dem Boden. Nicht einmal da hören sie so richtig auf mich. Ich finde das echt schwierig und die ganze Situation macht mich fertig, ich zweifle ständig an mir selbst und meiner Berufswahl. Ich will ihnen ja etwas beibringen und es soll ja Spaß machen, weil sie es in ihrer Freizeit machen. Deswegen will ich nicht zu streng sein, aber wie man sieht, bringt das ja auch nichts.