Adjektiv oder Adverb - ich bin irritiert...?
"Einen Schritt weiter ..." -
Hier kann weiter doch kein Adverb sein, da es sich auf das Hauptwort Schritt bezieht. Im Duden wird es aber als Adverb bezeichnet und nur in gebeugter Form als Adjektiv.
Ich muss das wissen, da alle Adjektive im Text in Konturschrift formatiert werden.
Andersrum soll aufgeregt immer ein Adjektiv sein, im Nebensatz "..., schreit sie aufgeregt" bezieht es sich aber doch auf das Verb schreien und müsste demnach ein Adverb sein?
Und wie ist das bei "muss man höllisch aufpassen" - ist höllisch jetzt hier ein Adjektiv, oder ein Adverb?
Wenn ich schreibe, "ihm ist das recht" - ist recht hier ein Adjektiv?
2 Antworten
Du kennst ja anscheinend schon meine "Standardantwort" auf diese Frage. :D Daher nur noch kurz:
"Höllisch" und "aufgeregt" sind immer Adjektive, da sie potentiell deklinierbar und steigerbar sind. Adverbial gebrauchte Adjektive "singt laut, geht langsam" wurden früher als Adverbien bezeichnet, da es in anderen Sprachen so war. Dort wurde nämlich die Form der Adjektive verändert (durch Anhängen einer Nachsilbe, im Englischen z.B. -ly), sodass man quasi "von einem anderen Wort (mit anderer Wortart)" sprechen konnte. In Deutschen ändert sich aber nichts an der Form (es steht nur einfach die Grundform des Adjektivs), daher ist es unnötig, von einem anderen Wort mit anderer Wortart zu sprechen.
Auch wenn Adjektive andere Wörter verstärken ("höllisch aufpassen, richtig toll etc.") würde man nicht mehr von Adverbien, sondern von adverbial verwendeten Adjektiven sprechen.
Bei "weiter" wird es komplizierter, da kann ich nur spekulieren. Das Wort ist ja eigentlich die Steigerungsform des Adjektivs "weit", hat aber ein gewisses Eigenleben entwickelt.
Erstmal zur Theorie: Verben, die trennbar sind (abbauen - ich baue ab...), bestehen aus einem verbalen Bestandteil (bauen) und einem Erstglied, das auch als eigenständiges Wort in einer anderen Wortart existiert (ab, z.B. als Präposition "ab dem Zeitpunkt..."). Das ist der Unterschied zu untrennbaren Verben, dort ist das Erstglied kein eigenständiges Wort (zerbrechen - ich zerbreche... / nicht: ich breche zer..., denn zer ist nirgends ein eigenes Wort).
Mir ist schon öfter aufgefallen, dass der Rechtschreib-Duden manchmal eine komische Herangehensweise an Wortarten hat. Vieles, was als Erstglied eines trennbaren Verbs dienen kann, aber von der Wortart her nicht prototypisch ist, also in einem Graubereich liegt, wird - anscheinend der Einfachheit halber - einfach als Adverb bezeichnet. So wohl auch bei "weiter", das - wie gesagt - ja eigentlich 'nur' eine Form von "weit" ist.
Generell ist der Rechtschreib-Duden in grammatischen Fragen mMn nicht unbedingt zu empfehlen. Eine bessere Internetquelle wäre - wenn auch mit Einschränkungen natürlich - www.dwds.de
Und "einen Schritt weiter" ist vermutlich nur eine Verkürzung des trennbaren Verbs "einen Schritt weitergehen".
Mit fällt grad ein, "einen Schritt weiter gehen" schreibt man getrennt. Ob man grammatisch jetzt sagen würde, dass "weiter" und "gehen" nun 2 Wörter sind oder es einfach eine orthographische Variante darstellt, darüber müsste ich nochmal nachdenken.
Ich würde es ("weiter") auf alle Fälle nicht als Adverb sehen!
"Recht" wäre hier auch ein Adjektiv, wenn auch ein nicht ganz so typisches, da es hauptsächlich in bestimmten Kontexten steht und man mit Wie? danach fragen kann
Ich war nur irritiert, weil man es nicht steigern kann...
Ja, nicht alle Adjektive sind steigerbar. Es wird bei der Wortartenbestimmung - wie auch bei anderen Dingen - immer Fälle geben, die eindeutiger/prototypischer sind, und andere, die es eher nicht sind, da muss man sich halt dann entscheiden und das begründen.
Noch ne Frage: Gelten "kreuz und quer" als Adjektive? Man fragt ja danach mit wie, aber sie beziehen sich auf Verben - müssten also Adverben sein...?
Bei Korrekturen.de kennt man sie nicht...
Generell ist der Rechtschreib-Duden in grammatischen Fragen mMn nicht unbedingt zu empfehlen. Eine bessere Internetquelle wäre - wenn auch mit Einschränkungen natürlich - www.dwds.de
Da gebe ich dir absolut recht.
Ich weiß nicht, was Ihr jungen Leute für Lehrerinnen und Lehrer habt. PISA-Pädagogen vermutlich. Ich werde dieses Jahr 64. In der 3. Grundschulklasse haben wir 1970 gelernt: Wie IST etwas? Adjektiv. Wie wird etwas GETAN? Adverb. - Prüfe ganz einfach stur heil jedes Wort anhand dieser Fragen und lass das ganze Brimborium weg wo ein Wort steht und wo es nicht steht und was sein müsste und was nicht.
Ich bin 73 und haben ein bayrisches Abitur - aber so einfach ist das leider nicht, wenn man ein Schulbuch schreibt, in dem nur die Adjektive hervorgehoben werden...
Ganz ehrlich? Man sollte kein Sprachlehrwerk schreiben, wenn man die Grammatik nicht aus dem Effeff beherrscht, im Fall von Deutsch also nach vollem Germanistikstudium (auf Lehramt) und vielen Jahren Unterrichtspraxis. Noch ein Tipp: Man sollte ein Sprachlehrwerk niemals allein schreiben, denn es tauchen immer wieder Zweifelsfälle auf, die unter Experten diskutiert werden müssen.
Das ist kein Lehrwerk, sondern ein Märchenbuch für Grundschüler zum Ausmalen - der Illustrationen und der Eigenschaftswörter in Konturschrift. Und in Fällen, wo ich unsicher bin, frage ich ja hier...
Im Übrigen habe ich im Nebenfach etwas Germanistik studiert (keine Grammatik) und war entsetzt, wie wenig Sprachgefühl die Hauptfachstudenten hatten...
Einer Gymnasiallehrerin mit Germanistikstudium habe ich einen Roman lektoriert - da waren banale Grammatikfehler drin (die beherrschte nicht mal die 4 Fälle), von Stilblüten ganz zu schweigen.
Und was ist mit "recht"?