Ab wann sollte man einem Kind ein Handy geben?

6 Antworten

Unsere Jungs hatten seit sie allein aus dem Haus gingen, also ab der 1. Klasse, ein sogenanntes "Seniorenhandy", so ein kleines Klappdings.

Kurzwahl 1 = Zuhause, 2 = Mama Handy, 3 = Papa Handy, 4 = Papa Büro, 5 = Bruder und so weiter.

Wir fanden es wichtig, dass sie einserseits selbständig wurden, also nicht immer und überall von Mama oder Papa begleitet wurden, aber dennoch sofort anrufen konnten, wenn ihnen etwas komisch vorkam oder sie nicht wussten was sie tun sollen. Hat ganz gut geklappt.

Ein "richtiges" Handy bekamen sie vor Kurzem zum Wechsel ins Gymnasium. Und ja, ohne ist man teils ausgegrenzt. Wer "Wir sind um halb 4 am Badesee Nordufer" per Whatsapp nicht mitkriegt, ist halt nicht dabei.

Da ich alleinerziehend bin und arbeite hatte mein Kind als erstes in der Klasse ein Mobiltelefon, das war in der dritten Klasse. Es ist heute in der fünften und das einzige Kind welches das Telefon nicht zum spielen oder für anderen Quatsch braucht und es zu Hause komplett ignoriert.

Guten Morgen,

mich beunruhigt es etwas, dass mittlerweile schon ab der fünften Klasse Handyempfehlungen ausgesprochen werden - da sind die Kinder ungefähr 10 Jahre alt, was zunächst ein Mal gegen die Nutzungsbedingungen vieler Apps und Webseiten steht (Youtube ab 16 Jahren / Instagram Mindestnutzungsalter 13 / WhatsApp Mindestnutzungsalter laut AGB 16 Jahre / SnapChat ab 13 Jahren), die diese Jugendlichen extensiv nutzen.

Der Umstand alleine bereitet mir schon Bauchschmerzen. Zweitens wird immer mit dem Gruppendruck und dem Zwang der gesellschaftlichen Teilhabe argumentiert. Aber wir sollten als Eltern überlegen, ob wir unseren Kindern genau diese "Lektion" so zeitig vermitteln wollen, dass man nur "in" und "dabei" sein kann, wenn man macht, was alle machen. Das muss nämlich noch lange nicht richtig sein.

Wenn man sich von den medienpädagogischen Altersempfehlungen lösen möchte, sollte man die Reife des Kindes genau prüfen. Dazu gibt es über die KlickSafe-Initiative bspw. ausgearbeitete Fragebögen, die die Reife und den Kenntnisstand des Kindes zu erfassen versuchen.

Ebenfalls relevant sind die entwicklungspsychologischen und -physiologischen Aspekte: Handystrahlung, künstliches Licht, Veränderungen des Augapfels und der Sehgewohnheiten, Ablenkung, ständige Reizüberflutung usw. usw.

Wer einem Kind ab der 5. Klasse ein (zudem auch noch preisintensives) Smartphone anvertraut, muss mit dem Kind zusammen üben, Vertrauen aufbauen, Regeln etablieren (diese auch einhalten), Seiten evtl. sperren, Datenvolumen begrenzen und off-screen Zeiten für eine gesunde Entwicklung der Kinder einrichten.

Es kann doch nicht sein, dass Konflikte um das Smartphone mittlerweile gefühlt den Alltag der meisten Familien dominieren und massiv behindern.

Das Argument, ein Smartphone sei nötig für die Schulrecherche ist lachhaft. Die Kinder tauschen sich in Klassenchats weder über die Hausaufgaben aus (die fehlen nämlich trotz digitaler Endgeräte weiter munter und zuhauf!) noch wird am Telefon richtig recherchiert. Das können die meisten trotz Internetführerschein gar nicht zufriedenstellend.

Ich offenbare mich damit als absoluter Gegner einer zeitigen Handyausstattung unserer Jugendlichen und werde meine Kinder wahrscheinlich lange zu Außenseitern machen. Vielleicht hat sich bis dahin aber dieser Zwang erledigt.

natha38 
Fragesteller
 30.12.2019, 11:18

Sehr interessante Sichtweise, ich danke dir für deine Antwort :-)

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Wolkenluft  30.12.2019, 11:20
@natha38

Bitte :-) Die Debatte um Smartphone der Kinder spaltet die Elternschaft im Übrigen genauso wie die Impfdebatte und die ewigen Diskussionen um zuviel Zuckerkonsum.

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Tsukino38  30.12.2019, 11:21

Du darfst bei alle dem aber auch nicht vergessen, dass die, die kein Handy haben heutzutage ausgegrenzt und teilweise stark gemobbt werden. Es ist nun mal das Zeitalter der Technik.

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Wolkenluft  30.12.2019, 11:23
@Tsukino38

Warum werden die denn eigentlich ausgegrenzt und gemobbt? Worin genau liegt denn der Mangel der Kinder, die nicht die ganze Zeit mit diesem Ding rumfummeln? Ich versteh schon, wie es gemeint ist, aber wenn man da unter den Jugendlichen nachhakt müssen sie meist selbst eingstehen, dass Schüler X oder Y kein schlechterer Kumpel oder Freund oder Mitschüler ist, nur weil er kein Smartphone hat. Zeitalter der Technik, ja ich weiß - deswegen haben wir auch AKW, die unsere Umwelt für immer nachhaltig ruinieren wenn's schief geht :-) Der Technikfortschrittsglaube gehört auf den Prüfstand.

Und nur weil alle etwas machen, muss es noch lange nicht richtig oder wertvoll sein - siehe Hitler, Judenverfolgung, SED-Diktatur usw usw. Ich meine ja nur, manche "Selbstverständlichkeiten" und "Da-kannst-du-halt-nichts-machen"-Attitüden müssen wir evtl. überdenken.

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Tsukino38  30.12.2019, 11:28
@Wolkenluft

Ich finde man sollte nicht alles verteufeln weil es neu ist oder unbekannt. Handys können einem auch unglaublich helfen im Alltag.

Es kommt eben auf die gesunde Mischung an. Man sollte es nicht verteufeln, aber eben auch nicht in den höchsten Himmel loben.

Ich denke Computer und die Technik wurden erfunden, um unser Leben zu bereichern, um uns Freude zu bereiten und um unsere Kommunikation zu entwickeln.

Sicher gibt es auch schlechte Dinge die man damit machen kann, aber die sollte man nicht persee in allen Techniken sehen. Wie gesagt die gesunde Mischung macht es. Wenn ein Jugendlicher Reif genug ist vernünftig damit umzugehen dann kann er auch ein Handy haben, egal welches alter

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Wolkenluft  30.12.2019, 12:49
@Tsukino38

Prinzipiell stimmt das schon, aber du bleibst sehr vage. Was macht denn die gesunde Mischung aus? Und worin liegt die Bereicherung der Menschen durch Smartphones denn begründet? Die schnelle und bequeme Kommunikation steht außer Frage, aber das ging auch vorher ohne internetfähige Smartphones. Und weiter?

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Tsukino38  30.12.2019, 12:54
@Wolkenluft

Die gesunde Mischung kann man meiner Meinung nach nicht konkretisieren, da es für jeden Menschen anders ist. Menschen die z.B für die Arbeit viel mit dem PC zu tun haben wie mein Verlobter haben da natürlich andere Standards als z.B meine Oma. Das ist eine Individuelle frage.

Die Bereicherung liegt in vielen Dingen, wobei das auch wieder eine individuelle Sache ist. Für mich liegt die Bereicherung der Smartphones in folgenden Dingen:

Navigation (für mich ganz wichtig *lach*)
Schneller und Preisgünstiger Kontakt zu all meinen Freunden und Verwandten (wobei man das auch unter Kommunikation packen kann)
Die Erinnerung an bestimmte Dinge z.B Tabletten (finde ich als Krankenschwester sehr wichtig)
Musik und Hörbücher (gerade wenn man lange braucht um zur Arbeit zu kommen oder nach der Nachtschicht, brauche ich so etwas einfach um Wachzubleiben)
Jederzeit Fotos und Filme machen können (wenn ich etwas schönes Erlebe, will ich nicht erst meine 30kg Kamera mit Stativ rausholen müssen xD)
Information (das ist eins der wichtigsten Punkte für mich) ich bin gerne Informiert. Sei es nun über das Weltgeschehen oder einfach über Dinge die mich gerade interessieren. Ich muss nicht extra ein Buch kaufen oder eine Zeitung oder sonst was. Ich kann einfach die entspreche Seite im Netz aufrufen und mir durchlesen, was ich wissen möchte

und auch Spiele würde ich für mich dazu zählen. Wir Menschen sind nicht nur reine Arbeitstiere, wir haben uns auch mal Entspannung verdient und können auch mal einfach so zur Zerstreuung ein Spiel spielen :-)

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Ich finde da gibt es kein Alter X

man sollte schauen wie weit das eigene Kind ist und ob es reif genug ist mit dem Gerät umzugehen. Dazu kommt dann halt auch noch solche Dinge wie: ist es viel draußen unterwegs oder fährt es oft mit Bus und Bahn da sollte es schon erreichbar sein

und es war schon zu meiner Zeit so, dass Schulen dinge wie PC, Drucker ect...vorausgesetzt haben um mal eben dinge im Netz nachzuschauen. Dafür kann man ein Handy (vorausgesetzt es hat Internet Zugang) ja auch nutzen

Ab der 5. Klasse bzw.wenn ein Kind alleine zur Schule geht. Das es sich immer melden kann wenn was ist.

Wolkenluft  30.12.2019, 11:06

Ich frage mich, wie wir das früher geschafft haben - allein mit dem Bus oder sogar zu Fuß, teilweise 25 Minuten Schulweg, ohne Handy. Mit Freunden in der Gruppe, manchmal auch allein. Waren denn weniger Meuchelmörder unterwegs? Auch der Schulalltag ließ sich ohne Handy problemlos bewältigen... ein Telefon gab und gibt es immer noch im Sekretariat, bei uns sogar zwei Stück!

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Nordseefan  30.12.2019, 13:25
@Wolkenluft

genau so isses.

Die Kinder werden im realen Leben immer mehr behütet, aber im Internet haben sie freien Zugang zu allem möglichen.

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