Wie viele Dimensionen bräuchte es, um Personen politisch einzuordnen?
Genauer gesagt, um Personen bzgl. Ihrer Ansichten zur Politik, Gesellschaft und Ökonomie einzuordnen.
Klassischerweise unterscheidet man ja zwischen Links und Rechts, was ich aber für nicht sehr sinnvoll halte.
Einerseits ist es eben nur eine Dimension andererseits ist sie nicht besonders klar definiert. Nach dem Political Compass gibt es ja schon zwei Dimensionen nämlich zusätzlich gesellschaftlich liberal oder autoritär, während links und rechts im ökonomischen Sinne ausgelegt werden.
Wie viele und welche Dimensionen haltet ihr für sinnvoll? Ich selbst bin mir da noch nicht sicher, würde aber mindestens drei Dimensionen für sinnvoll halten.
Natürlich könnte man sagen, dass eine Dimension für den Alltag am praktikabelsten ist und genügt. Allerdings hat es eben auch recht große Nachteile, wie z.b das ist zu mehr Lagerdenken führt und nicht gerade zur Differenziertheit in Debatten beiträgt.
3 Antworten
Jeder für den aktuellen Zeitgeist relevanten politischen Aspekt kann man als eigene Größe aufführen. Links und Rechts hat noch nie funktioniert, weil es viele gesellschaftliche Ausprägungen gibt, die auf beiden Seiten funktionieren würden. Liberalismus ist sowohl links als auch rechts möglich. Der Totalitarismus ist auch auf beiden Seiten möglich. Liberalismus und Totalitarismus stehen fundamental gegenteilig zueinander. Weiterhin gibt es rechtsprogressive und linkskonservative Ansichten. Man kann linksprogressive Ansichten haben und gegen Klimawandelmaßnahmen sein und man kann rechtsprogressive Ansichten und für Klimawandelmaßnahmen sein.
Unsere Handhabe mit dem politischen Links-Rechts-Spektrum schränkt gedanklich bereits erheblich ein. Es ist zu stark vereinfacht und polarisiert sehr stark. Man fühlt sich in eine Richtung gezwungen, die gar nicht dem eigenen Gedankengut entspricht.
In den vergangenen Jahren wurde die Ungleichbehandlung auf der linken Seite immer verkehrsfähiger. Gleichbehandlung und Ungleichbehandlung sind inzwischen ebenfalls Eigenschaften, die sich nicht mehr einfach in links oder rechts unterteilen. Beides ist auf beiden Seiten möglich.
Wie viele Dimensionen bräuchte es, um Personen politisch einzuordnen?
Das ist nicht klar zu beantworten, da politische, ideologische und religiöse Ansichten sich stark überlappen und je nach Gesellschaft, Traditionen und Kultur völlig unterschiedliche Aspekte eine Rolle spielen.
Selbst das politische Spektrum der USA ist kaum vergleichbar mit dem von Deutschland, erst recht nicht z.B. Länder wie Iran oder in Schwarzafrika.
Bei uns in Deutschland gibt es vor allem links/rechts im klassischen Sinne als auch progressiv/reaktionär (das wären dann zwei Dimensionen). Das liberal/autoritär passt in Deutschland nicht besonders gut, aber links/rechts enthält ansatzweise so etwas wie links stark regulierend, rechts wenig regulierend.
Religiöse Ansichten sind oftmals nicht von politischen Ansichten abtrennbar, auch wenn entsprechende Parteiangebote weniger abhängig erscheinen. Ebenso Esoterik-Spiritualität.
Mit Aspekten wie Umweltschutz/Klima hat sich eine neue Dimension aufgetan, bei der es viel zu einfach, regelrecht falsch wäre, einfach links gleich ökologisch zu setzen, nur weil sich die Grünen inzwischen eher zufällig stark links und pro-öko positioniert haben.
Die Definition von "links" lässt sich anhand bestimmter Werte wie Liberalismus, Globalismus, EU-Zentrismus, Migration und Multikulturalismus festmachen. Das bedeutet, dass jeder, der diese Werte befürwortet oder in politischen Programmen umsetzt, in der Praxis "links" handelt – unabhängig davon, wie er sich selbst einordnet.
Menschen, die sich selbst als "mittig" oder "Mitte-links" bezeichnen, teilen oft – bewusst oder unbewusst – viele Werte, die mit linksliberalen Ideologien übereinstimmen. Die Unterstützung für die EU, die Toleranz gegenüber Masseneinwanderung oder die Zustimmung zu globalistischen Maßnahmen wie der Agenda 2030 oder dem Klimaschutzregime sind typische Merkmale einer linken Gesinnung. Wenn solche Positionen vertreten werden, ist es logisch, dass sie von Rechten in die Kategorie "links" eingeordnet werden, selbst wenn die Person sich subjektiv anders sieht.
Die Wahrnehmung, dass "Rechte immer gegen alles" seien, entsteht oft, weil rechte Positionen im Kern wertkonservativ und national ausgerichtet sind. Rechte stehen gegen die Auflösung nationaler Identitäten, gegen die Degradierung von Traditionen und gegen die durch die Linke betriebene Entmachtung souveräner Staaten zugunsten von supranationalen Organisationen wie der EU. Kritik an Migration, Multikulturalismus oder Globalismus ist daher keine grundlose Opposition, sondern eine Verteidigung der eigenen kulturellen und nationalen Integrität.
In der öffentlichen Debatte wird der Begriff "Neonazi" oft pauschal verwendet, um jegliche nationalen, völkischen oder systemkritischen Positionen zu delegitimieren. Diese Gleichsetzung dient nicht der sachlichen Auseinandersetzung, sondern der Diskreditierung und Ausgrenzung. Menschen, die sich für nationale Souveränität, kulturelle Identität oder völkische Werte einsetzen, werden häufig in eine extremistische Ecke gestellt, unabhängig davon, ob ihre Ansichten tatsächlich radikal sind oder nicht.
Das führt dazu, dass jede Form von Kritik an globalistischen oder multikulturalistischen Agenden sofort mit dem Stigma des "Rechtsextremismus" belegt wird, ohne auf den eigentlichen Inhalt der Kritik einzugehen. Dadurch werden legitime Anliegen und Argumente systematisch unterdrückt und die Möglichkeit eines offenen Diskurses wird verhindert.
Die pauschale Verwendung des Begriffs "Neonazi" oder "rechtsextrem" in der politischen und medialen Rhetorik zielt darauf ab, die öffentliche Meinung zu beeinflussen und den politischen Gegner zu schwächen. Dies stellt eine Form von Desinformation dar, die eine sachliche Auseinandersetzung mit den eigentlichen Themen verhindert.
Es ist interessant, dass du meine Antwort als nicht direkt zur Frage passend empfindest. Tatsächlich war mein Punkt, dass politische Einordnung nicht einfach eine mathematische oder multidimensionale Anordnung ist, sondern vielmehr von konkreten weltanschaulichen Grundüberzeugungen abhängt, die oft in der Praxis klare Lager bilden.
Ja, ich halte eine klare, wertbasierte Einordnung für sinnvoll, weil sie die tatsächlichen politischen Frontlinien abbildet. Du fragst nach zusätzlichen Dimensionen – doch was genau sollen sie messen? Wenn man beliebig viele Achsen hinzufügt, wird die politische Einordnung nicht zwangsläufig präziser, sondern oft nur künstlich verkompliziert. Die Praxis zeigt, dass viele politische Konflikte sich auf zentrale Gegensätze reduzieren lassen, etwa:
- Globalismus vs. Nationalstaatlichkeit
- Kulturelle Homogenität vs. Multikulturalismus
- Zentralismus (EU, UN, WHO etc.) vs. Souveränität
- Wertkonservatismus vs. Progressivismus
Diese Gegensätze lassen sich oft in einer einzigen Achse (links vs. rechts) zusammenfassen, weil sie miteinander verknüpft sind. Die Idee, dass eine politische Position durch unzählige Dimensionen differenziert werden müsste, führt meist nur dazu, dass man die wesentlichen Konfliktlinien verschleiert.
Dass ich nicht neutral sei – natürlich nicht. Niemand ist das, weil jeder eine eigene Perspektive auf politische Fragen hat. Ich analysiere politische Positionen aus einer realistischen Perspektive und nicht aus einer abstrakten, vermeintlich "neutralen" Konstruktion.
Die Realität zeigt doch, dass die verschiedenen Werte nicht immer korrelieren. Stalin und Hitler waren beide zentralistisch, jeder haben sie sich in anderen Aspekten stark voneinander unterschieden. Auch die Differenzen innerhalb der linken Lager zeigt ja, dass es drt erhebliche Unterschiede in den Werten gibt.
Deine Definition ist auch stark von der aktuellen politischen Lage geprägt. Andere Zeiten und andere Kulturen lassen sich dadurch nicht wirklich vergleichen. Generell gibt es wenig Auskunft über die Denkweise der Gruppen.
Es ist ja auch durchaus möglich einen Schritt zurückzutreten und seine eigene Position weniger ins Gewicht fallen zu lassen. Nur weil es keine Objektivität gibt es nicht, das ist nicht verschiedene Grade an Subjektivität geben kann.
Dein Einwand zeigt, dass du politische Einordnung eher als theoretisches Konstrukt betrachtest, während ich sie als praktisches Werkzeug sehe, um real existierende politische Strömungen und deren Auswirkungen zu analysieren. Natürlich gibt es innerhalb jedes Lagers Unterschiede, genauso wie es Überschneidungen geben kann. Doch das bedeutet nicht, dass grundlegende Gegensätze aufgehoben werden.
Stalin und Hitler waren beide zentralistisch, ja – aber das war nicht der zentrale Gegensatz ihrer Ideologien. Die entscheidenden Unterschiede lagen in der Wirtschaftsordnung, der nationalen oder internationalen Ausrichtung ihrer Ideologien sowie in ihrem jeweiligen Verhältnis zu Klassenkampf und Ethnie. Dass es innerhalb von politischen Lagern Differenzen gibt, ist unbestritten – das ändert jedoch nichts an den grundlegenden Konfliktlinien.
Zur historischen Perspektive: Politische Einordnung verändert sich natürlich über die Jahrhunderte, aber die Grundsatzfragen bleiben ähnlich. Ob es um die Rolle des Staates, die Bedeutung von Traditionen, das Verhältnis zu supranationalen Strukturen oder die Organisation von Wirtschaft geht – immer gibt es klare Konfliktlinien zwischen zentralistischen, globalistischen oder kollektivistischen Ideen einerseits und freiheitlichen, nationalstaatlichen oder wertkonservativen Positionen andererseits.
Was deinen Punkt zur Objektivität angeht: Selbstverständlich gibt es keine absolute Objektivität, aber einige Einordnungen sind präziser und realitätsnäher als andere. Es geht nicht darum, eine rein neutrale Position zu erzwingen, sondern darum, politische Dynamiken so genau wie möglich zu erfassen, anstatt sie in einer endlosen Zahl von künstlichen Dimensionen zu zerfasern. Wenn du also mehr Differenzierung willst, wäre es interessant zu hören, welche konkreten politischen Achsen du für sinnvoll hältst und wie sie sich in der Praxis bewähren würden.
Leider beantwortest du die Frage nicht direkt aber ich lese raus, dass du die eine Dimension für die sinnvollste hältst. Rechtsextremismus und Neonazismus waren hier gar nicht Thema
Du stellst dir irgendwelche Kriterien in den Raum, die nicht offensichtlich inhaltlich zusammenhängen, und begründest sie auch nicht weiter. Damit kann ich wenig anfangen. Neutral bist du wohl auch nicht.
Dir scheint es wohl schwer zu fallen, das ganze auf einer Meta-Ebene zu betrachten. Vielleicht hast du aber auch gar kein Interesse dran.