Wie stark fürchten wir Arbeitsplatz-Verlust durch KI?
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Befürchtet tatsächlich jeder Dritte Arbeitsplatz-Verlust durch KI ?KI (= sog. "künstliche Intelligenz") am Arbeitsplatz zu nutzen wird zunehmend selbstverständlicher. Manch einer fragt sich jedoch, ob die Technologie ihn demnächst überflüssig machen könnte.
Genauer:
Etwa jeder dritte Bundesbürger schließt nicht aus, seinen Arbeitsplatz wegen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zu verlieren.
Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigten sich 34 Prozent der Deutschen diesbezüglich besorgt, 62 Prozent treibt eine solche Sorge nicht um. Fünf Prozent der Befragten trauten sich in der Frage keine Einschätzung zu. An der repräsentativen Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur beteiligten sich Mitte August 2025 insgesamt 2.175 Wahlberechtigte.
Quelle: https://www.cio.de/article/4045224/jeder-dritte-befuerchtet-arbeitsplatz-verlust-durch-ki.html
9 Antworten
Ich hab da keine Sorge.
Wenn man es evolutionär betrachtet, ist das Thema gar nicht so neu:
Früher haben Menschen Bücher mühsam abgeschrieben → dann kam der Buchdruck.
Früher wurden alle Codezeilen manuell geschrieben → heute und in Zukunft kann KI ganze Quellcodes entwerfen, während der Mensch steuert, korrigiert und optimiert.
Ich arbeite selbst an einem Projekt, bei dem KI für Reverse Engineering eingesetzt wird. Was für ein Team von Entwicklern 9–12 Monate Arbeit bedeutet hätte, lässt sich mit KI-gestützten Tools in etwa 30 Minuten durchziehen.
Am besten lässt sich das mit einem Bild erklären:
Es ist wie ein Marathon zu Fuß laufen im Vergleich dazu, im Zug daneben zu sitzen. Beide legen die gleiche Strecke zurück – aber der Unterschied in Zeit, Kraftaufwand und Kosten ist gewaltig.
Warum dauert klassisches Reverse Engineering so lange?
- Code-Durchsicht: Millionen Zeilen Quell- oder Maschinencode müssen von Hand gelesen und dokumentiert werden.
- Strukturierung: Aufbau von Modellen: Klassen, Methoden, Abhängigkeiten, Schnittstellen.
- Zusammenhänge prüfen: Fehler in Abhängigkeiten verfälschen schnell das Gesamtbild.
- Korrekturen & Tests: Alles muss später verifiziert werden – oft genauso aufwendig wie der erste Durchlauf.
- Kosten: Monate Arbeit durch mehrere Entwickler = Personalkosten im sechsstelligen Bereich, ohne Garantie auf Perfektion.
KI komprimiert diesen Ablauf: Sie erledigt die Vorarbeit, der Mensch prüft, korrigiert, validiert. Effizienzgewinne sind riesig.
Doch jede Medaille hat zwei Seiten:
- Chance: Menschen können sich auf wertvollere Aufgaben konzentrieren – Strategie, Kreativität, Forschung. KI übernimmt die stupiden Routinen.
- Risiko: Unternehmen könnten die Effizienzgewinne vor allem nutzen, um Personal abzubauen, statt Mitarbeiter zu entlasten oder neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Die Geschichte zeigt: Wo Jobs weggefallen sind, sind auch neue entstanden – sei es durch Industrialisierung oder Digitalisierung. Trotzdem bleibt die Zukunft schwer vorherzusagen, weil die Komponente Mensch unberechenbar ist.
Darum gilt: KI ist Chance und Risiko im selben Atemzug.
Ich persönlich schaue gespannt in die Zukunft. KI kann unser Leben erleichtern und uns weit mehr Möglichkeiten eröffnen – aber wie immer hängt alles davon ab, wie wir sie nutzen.
Danke für diese Beschreibung voller Einsicht.
Ja, reverse Engineering von Software sehe ich auch als überaus treffendes Beispiel.
Du hast ja schon viele gute Antworten bekommen. Ich wollte noch ergänzend den Job-Futuromat hier lassen. Dort kann man nach Berufen suchen und sieht dann, wie wahrscheinlich es ist, dass dieser Beruf zukünftig durch KI automatisierbar wird. Sieht es einfach als Ergänzung zu deiner Diskussion: https://job-futuromat.iab.de/
Liebe Grüße! :)
Haha, das haben wir wohl fast zeitgleich geschrieben wie es aussieht :D
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit hat das Online-Tool Job-Futuromat herausgeben. Damit kann man gucken wie digitale Technologien den Job verändern könnten und das für verschiedene Berufe nachsehen. Vielleicht an der Stelle für jemanden interessant :) https://job-futuromat.iab.de/
@Nataliekntnxt
Danke für den Link. Ich sehe auch, dass du im Projekt kontakt next unterwegs bist – also im direkten Umfeld der Bundesagentur für Arbeit. Damit ist klar, dass du den Futuromat hier auch aus Projektsicht vorstellst.
Mein Eindruck nach dem Blick in den Bereich Softwareentwicklung / Software-Engineering: Die Einschätzungen sind sehr grob, teilweise widersprüchlich und aus Praxissicht nicht haltbar. Gerade hier würde ich mir wünschen, dass die Forschergruppen der BA den Dialog mit echten KI-Forschergruppen und Praktikern suchen. Nur so können realistischere und differenziertere Angaben entstehen – insbesondere bei Berufen, die heute schon stark von Automatisierung geprägt sind.
Kritik ist also nicht gegen dich gerichtet, sondern gezielt an die Methodik: Ein solches Tool wirkt schnell oberflächlich, wenn man selbst tief im Thema steckt.
Vielleicht wäre es sogar sinnvoll, wenn sich die Forschungsgruppe mal mit internationalen KI-Teams kurzschließt – z. B. bei OpenAI. Offizielle Kontaktadresse: research@openai.com (englische Kommunikation). Und für Fragen oder Kooperationen mit der eigenen Forschungsabteilung ist das IAB unter info@iab.de erreichbar.
Dies ist natürlich nur ein Vorschlag in Bezug auf das Projekt der BA – mit dem Ziel, die Qualität und Praxistauglichkeit solcher Tools spürbar zu verbessern.
Ich habe mir aus Interesse den Job-Futuromat der Bundesagentur für Arbeit angesehen – speziell den Bereich Softwareentwicklung / Software-Engineering.
Die Seite zeigt an, wie „automatisierbar“ ein Beruf ist.
Ergebnis:
- „Programmieren“ gilt als automatisierbar.
- „Software-Engineering“ dagegen nicht.
- Weitere Tätigkeiten wie „Design Patterns“ oder „Dokumentation“ sind bunt verteilt zwischen ja/nein.
Auf den ersten Blick klingt das plausibel. In der Praxis merkt man aber schnell, dass die Einschätzungen zu grob und praxisfern sind:
- Programmieren ist nicht pauschal automatisierbar. KI kann Boilerplate-Code erzeugen – aber ohne Systemverständnis und Architekturkontext bleibt der Mensch unverzichtbar.
- Engineering ist nicht unantastbar. Auch Architektur und Analyse lassen sich heute schon massiv mit Tools unterstützen: Code-Scanner, Abhängigkeitsgraphen, Profiler – vieles davon habe ich selbst automatisiert umgesetzt, z. B. mit einem eigenen Tool, das ich gerade entwickle.
- Die Trennlinie wirkt künstlich. Programmieren und Engineering greifen ineinander, eine klare Grenze gibt es in der Praxis nicht.
- Dynamik fehlt. Die Seite zeigt nur ein „Jetzt-Bild“. In der IT entwickeln sich Automatisierungen jedoch rasant. Was heute „nicht automatisierbar“ ist, kann morgen schon Standard sein.
Meine persönliche Einschätzung:
Ich kann natürlich nur für den Bereich sprechen, mit dem ich mich selbst intensiv auseinandersetze – Softwareentwicklung, System Engineering und Reverse Engineering. Gerade hier fällt auf, dass die Webseite zu grob und oberflächlich denkt, keine echten Differenzierungen liefert und keinerlei Begründungen zu ihren Einstufungen anbietet.
Einige Einträge sind aus meiner Erfahrung sogar faktisch falsch:
- Vollautomatisierung ohne Menscheninput ist nicht möglich. Es braucht immer Anweisungen, Architekturentscheidungen und Kontrolle.
- Trotzdem sind viele Prozesse hochgradig automatisierbar, wenn man diese Komponente berücksichtigt – mehr, als die Seite pauschal annimmt.
- Komplexe Unterpunkte und Spezialisierungen (z. B. System Engineering vs. Reverse Engineering) werden einfach unter Oberbegriffe zusammengefasst, obwohl sich die Unterschiede enorm auf die Automatisierbarkeit auswirken.
Fazit:
Der Futuromat ist ein nettes Orientierungstool – aber für komplexe Wissensberufe wie Softwareentwicklung schlicht zu oberflächlich. Er unterschätzt, was bereits heute automatisierbar ist, und überschätzt, wie klar sich menschliche und maschinelle Tätigkeiten trennen lassen.
Wer in der Praxis arbeitet, merkt: Automatisierung verändert den Beruf – sie ersetzt ihn nicht.
Viele Jobs mit repetitiven Aufgaben sind durch KI gefährdet.
Sogar der Beruf als Übersetzer ist gefährdet.
Naja, was die "Bürger" nicht ausschließen und was tatsächlich der Fall ist, hat nicht immer selbes Resultat zur Folge.
Es gibt Arbeitsplätze die bereits, und auch welche die in naher Zukunft, unweigerlich davon betroffen sein werden... besonders schaue ich da in die Filmindustrie... aber für sehr Komplexe Angelegenheiten braucht es in den meisten Fällen noch immer jemanden der drüberguckt.
Bis 30% der Deutschen vom Markt verdrängt sokd, wird man noch etwas an der KI feilen müssen. Außerdem... nur weil die KI gut in anderen Ländern funktioniert, bedeutet das nicht, dass wir auch schon alles ersetzt haben. Wir faxen teilweise noch und selbst in der Wüste hat man stabileres internet als hier... vergiss das nicht.
Drüber zu gucken wird nun aber sehr viel weniger Aufwand erfordern, als das zu Prüfende selbst erstellen zu müssen. Glaubst du nicht auch?
Ja, aber dafür muss man KI ja erstmal flächendeckend in den Arbeitsmarkt integrieren, was erstmal nicht der fall ist. Jedenfalls längst nicht in dem von dir angesprochenem Ausmaß.
Hinzukommt, dass wir wie gesagt gefühlt noch in der Steinzeit leben und wenn Deutschland weiterhin so rückwärtsgewand bleibt, wird das mit der KI auch noch gern mindestens ein halbes Jahrhundert so weitergehen. Die meisten, die sich momentan davor fürchten, sind also wahrscheinlich vorher sowieso tot oder in "Rente"(fall es sowas dann noch gibt). Es gibt ein paar Berufe die momentan und in naher Zukunft schauen müssen wie sie ihr Überleben sichern... Die allermeisten Berufe gehören aber nicht dazu.
Wie sagt man? Zwei Do.... ein Gedanke :D