Wie beurteilt ihr die Idee einer "15-Minuten-Stadt"?

7 Antworten

Das ist realitätsfern. Menschen WOLLEN mal raus, mal weg. Ich war damals zu DDR Zeiten mal zu Besuch in Berlin und habe mich total eingeengt gefühlt, weil überall Grenze war. Allerdings finde ich es auch übertrieben jeden Tag 100km zur Arbeit zu fahren - daran würde ich schon was ändern wollen.


spelman  17.06.2025, 13:07

Das Konzept würde ja nicht verbieten, dass man gelegentlich raus fährt. Es geht ja um die Alltagswege.

Eine Stadt, die nur aus Wohnungen, Einzelhandelsgeschäften und Büros besteht, ist eine Phantasiestadt oder eine gigantische Reha-Einrichtung. Vielleicht auch eine gigantische Senioren-Wohnanlage.

Klingt an sich gut, aber man kann es natürlich nicht überall umsetzen. Man kann schrittweise die Erreichbarkeit verbessern.

Unsere Familie lebt bereits die 15-Minuten-Stadt. Alle Wege im Alltag sind weniger als drei Kilometer lang: zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen usw. Sehr lebenswert! Es lohnt sich, bei der Wohnungssuche auf kurze Wege zu achten.

Wir haben unsere Wohnung vor 15 Jahren gekauft. Leider sind Wohnungen in so zentraler Lage mittlerweile sehr teuer geworden. Und wer einen eigenen Garten haben will, muss in dieser Lage schon sehr suchen.

Die Idee an sich ist gut. Die Frage ist, wie man erreicht, dass zumindest die meisten Bewohner tatsächlich eine Arbeit in der Nähe finden. Schon jetzt ist es so, dass Menschen aus Stadt A in Stadt B arbeiten und umgekehrt, teilweise sogar bei Berufen, die dasselbe tun. Einfachstes Beispiel: Lehrer. Physiklehrer Müller ist gerade mit dem Studium fertig und sucht eine Schule. Er wohnt in A, dort ist aber gerade keine Stelle frei. Also bewirbt er sich in B. Er würde sogar umziehen, hat aber eine Partnerin, die in C arbeitet, und von B wäre ihr Arbeitsweg doppelt so weit. Also haben beide einen Arbeitsweg von weit oberhalb der angestrebten 15 Minuten.

Abhilfe könnte nur eine zentrale Arbeitsplatz-Lenkung schaffen, die Arbeitsplatz-Tausch organisiert. Bei Lehrern würde das sogar funktionieren, bei Arbeitsplätzen in der freien Wirtschaft wohl kaum.