Weshalb haben sich die KZ-Wärter auf diesen "Handel" eingelassen?
Priester opferten ihr Leben für Familienväter, die in Vernichtungslagern hingerichtet werden sollten, indem sie sich anstatt dieser hinrichten ließen. Was ich nicht verstehe, ist, weshalb sich die KZ-Wärter auf diesen "Handel" einließen und die Familienväter dann tatsächlich auch überleben ließen.
1 Antwort
Dass die SS-Wachmannschaften oder Lagerleitungen auf solche „Tauschhandlungen“ eingingen, ist nicht Ausdruck von Mitmenschlichkeit, sondern hatte meist pragmatische Gründe. In den Lagern ging es nicht darum, individuelle Gerechtigkeit walten zu lassen, sondern um Machterhalt, Terror und Kontrolle. Wenn ein Häftling sich freiwillig anbot, anstelle eines anderen zu sterben, passte das ins System: Die Willkür blieb gewahrt, das Exempel war gegeben, und die Grausamkeit stand außer Frage – jemand wurde getötet. Für die Täter machte es daher keinen Unterschied, ob die Nummer 1 oder Nummer 2 starb.
Besonders bekannt ist das Beispiel von Maximilian Kolbe in Auschwitz, der sich 1941 für einen Familienvater meldete und tatsächlich an seiner Stelle den Tod erlitt. Die SS ließ dies zu, weil ihre Interessen dadurch nicht beeinträchtigt wurden. Die Tötung wurde vollzogen, die Lagerordnung demonstriert und die Atmosphäre der Angst erhalten.
LG aus Tel Aviv
Ihr Ziel war nicht das Maximieren der Opferzahl um jeden Preis, sondern das Aufrechterhalten von Terror, Kontrolle und Willkür.
Ein „doppeltes Töten“ hätte den propagandistischen und disziplinarischen Zweck sogar geschwächt. Wenn ein Häftling sich selbst opferte und die SS dann trotzdem beide getötet hätte, wäre die Botschaft gewesen: Euer Handeln, eure Entscheidung hat keinerlei Bedeutung. Damit wäre die freiwillige Opferbereitschaft gebrochen, die in Einzelfällen sogar von den Tätern zynisch „respektiert“ wurde, solange sie ihrem Machtsystem diente.
Für die SS war es wichtiger, die totale Kontrolle zu demonstrieren: Sie bestimmten, wer lebt und wer stirbt und selbst ein Gnadenakt wurde von ihnen zynisch inszeniert.
LG aus Tel Aviv
Bei Mördern, die davon ausgehen, Zeit zu haben, ist es wohl egal, ob ein oder zwei Leute jetzt oder später sterben. Und wir hier schon gesagt worden ist, das ist Teil des Terrorregimes. Mit Vernunft und Rationalität kommt man da ohnehin nicht weit.
Trotzdem wundert es mich, dass die Nazis nicht beide ermordet haben.