Werden in Deutschland, bald Waldbrände im Sommer normal sein?
7 Antworten
Hallo,
Ich sehe hier zwei gegensätzliche Tendenzen:
- Einerseits erleben wir natürlich eine Zunahme von trocken-heißen Sommerwetterlagen, die natürlich die Brandgefahr erhöhen. Außerdem führt die vermehrte Flächenstillegung und auch sonst verstärkte Berücksichtigung von Belangen des Naturschutzes im Wald zu einer Zunahme des Totholzes. Abgestorbene, stehende oder liegende Bäume und Baumteile, die nicht beseitigt werden, sorgen für eine Zunahme des leicht brennbaren Materials - jeder Holzofenbesitzer weiß, dass trockenes Holz besser brennt als frisches. Hinzu kommt, dass momentan viele Altbestände schadensbedingt verlichten oder ganz verschwinden. So entstehen am Boden oft vergraste Flächen, und nichts brennt so schnell wie trockenes Gras.
- Andererseits schreitet der Waldumbau voran. Das heißt, wir haben immer mehr Laub- und immer weniger der - im Wortsinn! - brandgefährlichen Nadelbäume Fichte und ganz besonders Kiefer. Laubbestände sind deutlich weniger waldbrandgefährdet. Auch das weiß jeder Holzofenbesitzer: zum Anzünden nimmt man das leicht brennbaren Nadelholz, für das Laubholz sollte es dann schon ordentlich brennen oder Glut haben. Außerdem unterscheidet sich die Bodenvegetation: unter Laubbäumen kommt, wenn es nicht ohnehin zu dunkel ist, entweder Naturverjüngung oder eher Krautiges, leicht Zersetzbares, das nicht lange als Brennmaterial erhalten bleibt. Laubstreu, Falllaub, ist ebenfalls leichter zersetzbar und bleibt nicht lange erhalten. Unter Nadelbäumen entwickeln sich tendenziell eher Gräser, die auch abgestorben, im nächsten Jahr, noch erhalten bleiben und dann wie Zunder brennen. Außerdem sammeln sich oft dicke Auflagen der schwer zersetzbaren Nadelstreu an, die ebenfalls Bodenfeuer nähren können.
Noch zwei Anmerkungen:
Bei Waldbrand denkt man immer zuerst an Sommer und Hitze. Allerdings enthält auch im trockensten Sommer die noch lebende Vegetation Reste von Feuchtigkeit, die die Ausbreitung von Feuern etwas hemmt. Im zeitigen Frühjahr dagegen, vor Vegetationsbeginn, gibt es oft ebenfalls langanhaltende, trockenes Wetterperioden, und dann sind die Bäume noch in Winterruhe und am Boden ist nur die trockene, abgestorbene Vegetation des Vorjahres. Diese Zeit ist also noch gefährlicher!
Brandstiftung spielt bei uns im Wald tatsächlich keine so große Rolle. Anderswo auf der Welt werden Wälder wohl oft abgefackelt, um das Land, wenn der Wald erst einmal weg ist, anders, profitabler, weil mit Wald nicht viel zu verdienen ist, nutzen zu können. Hier ist unser Waldgesetz ein ziemlicher Schutz: der Waldeigentümer ist verpflichtet, den Wald als solchen zu erhalten, das heißt auch zB, nach einem Waldbrand wieder aufzufordern. Die Änderung der Nutzungsart bedarf einer Genehmigung, und die ist nicht leichter zu bekommen, wenn der Wald gerade abgebrannt ist. So gibt es keinen Anreiz in diese Richtung.
Waldbrände im Sommer sind auch in Deutschland völlig normal.
Nur haben wir einerseits deutlich weniger und weniger große zusammenhängende Waldflächen in Deutschland als anderswo und vor allem nur sehr wenige bis kaum unbewirtschaftete Waldflächen.
D.h., dass Brände hierzulande meist relativ schnell entdeckt werden und man fast überall mehr oder weniger gut an die Brandbereiche herankommt. Zudem haben wir in Deutschland eines der besten Feuerwehr-Systeme der Welt, so dass auch die Feuerwehren sehr schnell und mit viel Manpower vor Ort sind.
Dadurch können Waldbrände glücklicherweise in den meisten Fällen recht klein gehalten und schnell unter Kontrolle gebracht werden.
Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel - gerade auch dann, wenn erschwerende Umstände wie beispielsweise Munitionsreste im Boden, starke Winde usw. hinzukommen. Beispiele sind hier die Brände in der Lüneburger Heide 1975, Weißwasser 1992 oder Lübtheen 2019.
Aber natürlich ist es so, dass die Sommer der letzten Jahre überdurchschnittlich trocken waren, was Brände selbstverständlich fördert. Hinzu kommt dann noch das Nadelgehölz-Sterben durch den Borkenkäfer und die Tatsache, dass nach dem 2. Weltkrieg hauptsächlich Nadelholzwälder entstanden sind, die aufgrund ihres hohen Harzanteils leichter brennen als Mischwälder.
Die waren schon immer auch in Deutschland völlig normal.
https://de.wikipedia.org/wiki/Brand_in_der_L%C3%BCneburger_Heide
P.S. Der Wald profitiert von Waldbränden, weil die Flugasche alkalischer Dünger ist, während fast alle Gase sauer sind.
Das kommt ganz auf die Intelligenz und Disziplin der Bevölkerung an, sowie auf die Aktivitäten der Mafia (Kein Scherz).
Fast alle Waldbrände entstehen durch Brandstiftung oder das achtlose entsorgen gewisser Abfälle.
Woanders mag das zutreffen. Da ist Brandrodung auch ein Thema. Aber nicht in Deutschland.
Hier gehen allerdings viele Brände auf Unachtsamkeit der Menschen zurück - vom Parken der Pkw mit heißem Katalysator auf trockenem Gras- oder Waldboden über achtlos weggeworfene Zigaretten bis hin zu Lagerfeuer im Wald.
haben wir doch schon lange erreicht
Im Jahr 2024 vernichteten 563 Brände rund 334 Hektar Waldfläche https://www.bmel-statistik.de/forst-holz/waldbrandstatistik
Allein bei den Bränden im August entstanden zwei Drittel der Schadensfläche.