Was wären eure Gegenargumente, wenn man ein Mehrweg-Pfandsytem für alle Nahrungsmittel einführen würde?
Laut Google-Ki (und Gegencheck mit Meta-AI, der nur ca 5%-10% abwich) erzeugte jede Person in Deutschland durchschnittlich 433kg Abfall in 2023.
Davon sind allein 227kg Verpackungsmaterialien (ca 52%) - damit liegen wir auch deutlich über dem EU-Durchschnitt von 186kg. Die Verpackungen von Lebensmitteln haben mit ca 62% den mit Abstand größten Anteil daran.
Wäre es nicht in mehrfacher Hinsicht sinnvoller auch für Lebensmitteln auf ein Mehrweg-Pfandsystem umzusteigen (zB Behältnisse aus Stahlblech, Aluminium, Glas und/oder hochwertigem Kunststoff), bei denen nur noch eine Schutzfolie (damit man sieht, dass es noch ungeöffnet ist) unterm transparenten Deckel mit Aufdruck für Produkt, Hersteller und MHD benötigt wird:
- deutlich weniger Kosten für Abfallentsorgung und Beseitigung für Kommunen (und damit auch für Steuerzahler)
- deutlich weniger Ressourcen- und Energieverbrauch für Verpackungen
- weniger nicht ordnungsgemäß entsorgter Müll
- weniger Mikroplastik, das über Felder und Nutzvieh wieder auf unseren Tellern landet oder Trinkwasser, Natur, Flüsse und Meere belastet
- Jobs, die in der Verpackungsindustrie dadurch wegfallen, würden durch benötigte Logistik und Reinigung für das Pfandsystems wieder aufgefangen werden
- genormte Verpackungen sorgen beim Verbraucher für mehr Übersicht (zB hinsichtlich der Inhaltsmenge)
Was würde da groß dagegen sprechen?
Besonders, da sich die sogenannten Unverpacktläden, in denen man Lebensmittel in eigene Behältnisse füllt, nicht durchsetzen können und preislich auch keine wirkliche Alternative sind.
Für Verbraucher wäre der Mehraufwand nicht wirklich größer und die anfallenden Mehrkosten durch das Pfandsytem dürften durch die Einsparungen in der Abfallentsorgung und entfallende Verpackungsproduktion wieder aufgehoben werden.
4 Antworten
Im Grunde wäre ich dafür. Aber: schon bei Getränkeflaschen ist der Nutzen der Pfandflaschen fraglich, was vor allem an der unsinnigen Flaschenvielfalt liegt. Diese individualisierten Flaschen erzeugen einen erheblichen Mehraufwand, sowohl beim Sortieren als auch beim Transport. Außerdem wird ein Teil der Flaschen nicht wiederverwendet, weil sie trotz des hohen Aufwandes falsch gelaufen sind.
Für andere Verpackungen wäre das noch viel schlimmer, weil es ja so unterschiedliche Produkte gibt. Von der Schokolade über Wurst, Käse, bis zum Reinigungsmittel.
Thema Unverpackt-Läden: Hier würde mich mal interessieren, wie viel Verpackung letztlich tatsächlich gespart wird. Denn die Waren müssen ja hygienisch in die Läden kommen. Nudeln, Müsli und Spülmittel werden in irgendwelchen Behältnissen angeliefert, dort in die schicken Spender umgefüllt, und vom Kunden in mitgebrachte Behältnisse abgefüllt. Oder in Behälter, die man im Laden kaufen kann, die natürlich stabiler und materialaufwändiger sind als Einweg-Verpackungen. Diese Packungen sparen erst dann, wenn man sie häufig wiederbefüllt. Wie viele davon werden aber irgendwo herumliegen, weil der Käufer dann doch wieder woanders kauft?
Einfacher sparen könnte man, indem die Packungen sinnvoller gestaltet werden. Reinigungsmittel können konzentriert sein. Das kann viel Verpackung sparen, vorausgesetzt, der Anwender packt das mit der Dosierung. Wurst und Käse in Scheiben: 80g Käse in Scheiben, schön ausgelegt, damit es nach mehr aussieht: muss das sein? Das geht kompakter. Müsli-Packungen, die halbleer sind - angeblich technologisch nicht anders machbar. Glaub ich nicht. Wenn die Luft in der Packung Strafe kosten würde, wären die Kartons kleiner - garantiert.
Ich selbst halte nichts von Unverpacktläden. Ich finde das irgendwie unhygienisch.
Wären im Supermarkt alle Lebensmittel in wieder verwendbaren Verpackungen mit einem Pfandsystem, dann würde ich diese Verpackungen selbstverständlich auch wieder zurück geben. Bei Pfandflaschen mach ich das auch.
Daher glaube ich, dass das definitiv funktionieren würde.
Das Problem sehe ich darin:
Bei Getränken kann man mit wenigen verschiedenen Flaschen alle Getränke abfüllen. Getränke haben ja immer die selbe Form (nämlich Flüssig).
Will man alles andere verpacken, dann bräuchte man Verpackungen in allen möglichen Formen und Größen. Das macht den Aufwand und die Kosten höher.
Und wahrscheinlich sind die Einweg Verpackungen in der Herstellung und Entsorgung so billig, dass da ein Mehrweg-System im Preis nie mithalten kann. Immerhin muss die mehrweg Verpackung nach jedem Gebrauch geprüft, gereinigt und transportiert werden.
Das mit den verschiedenen Größen und Formen wäre tatsächlich wohl etwas umständlicher - aber auch mehr als 10 Größen (zb von 100ml bis 2000ml Volumen) ließe sich bestimmt noch umsetzen.
Denke das ist alles ein Thema des Preises.
Ein Beispiel - bei uns im Supermarkt im Obst-Bereich gibt es:
- so kleine Plastiktüten (die es gefühlt schon immer gab) - kostne 0,01 €.
- daneben das wiederverwendebare Netz - kostet 0,50 €
Rate mal, was 99% der Menschen kaufen
Auch bei den "Plastik-Flaschen" überlege ich ob die wirklich weniger geworden sind, seit dem es Pfand gibt - kann ich tatsächlich nicht sagen.
Anderes Beispiel: Beobachte mal beim McDonalds wieviele die "verpfandete Mehrwegverpackung bei Getränken" nehmen - ich vermute mal das liegt im 0,xx Bereich :)
Leider.
Du gehst davon aus, dass die über die Theke gereichten Mehrwegbehälter alle sauber sind. Davon ist allerdings leider nicht auszugehen. Und das ist das Problem.
Wie stellst du dir die Reinigung von Behältnissen vor, die die Kunden über die Ladentheke reichen, damit sie dort gefüllt werden? Diese Reinigung machen doch die Kunden.
Ich habe ja geschrieben, dass für dieses System Logistik und Reinigung benötigt würden - da würde es sauberer und keimfreier in den Handel gelangen, als man es zu Hause hinbekommt - so ein System für Geschirr habe ich mal in einem Großklinikum gesehen.