Was ist eure Meinung zu diesen Artikeln?
Ein Artikel über den alten Lehrplan der Grundschule Bayern. Wurde 2012 veröffentlicht:
Hier die Kritik über den Lehrplan Plus:
https://www.eltern-fuer-gute-bildung.de/index.php?Elternbrief
2 Antworten
Das trifft aber nicht nur in Bayern zu und ist auch in anderen Bundesländern ein Dauerthema, etwa in Baden-Württemberg, wo 2011 die verbindliche Grundschul-Empfehlung abgeschafft wurde: Ein großer Fehler ... und dass der Bericht von 2012 stammt, passt zeitlich gut ins Bild.
Das Problem hat nichts damit zu tun, dass Kinder immer dümmer werden. Das System krankt schlichtweg daran, dass Leute auf den Gymnasien landen, die zu schlecht dafür sind und besser auf eine Haupt- oder Realschule gegangen wären. Dazu trägt aber auch die Politik bei, die jahrelang (um 2012 war das z.B. heftig, das war so grad die Blütezeit dieser Denkweise) allen weismachen wollte, man sei nur mit Abi und Studium ein ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft. Ich war damals 21/22 und musste mich fast überall permanent dafür rechtfertigen, dass ich nach der Mittleren Reife (2007) Industriekaufmann gelernt hatte und nicht Abi nachgeholt, "ich sei doch so intelligent" ... ganz ehrlich, ich hab's auch so in eine sehr solide Stellung von gewisser gesellschaftlicher Bedeutung geschafft und nix bereut.
Man muss aber auch eine andere Seite sehen, denn...
Max Schmidt, Vorsitzender des bayerischen Philologenverbands
...ist Jahrgang 1951 und Vertreter einer anderen pädagogischen Generation mit anderen Ansprüchen, die mit der heutigen Zeit nicht vergleichbar sind und 2012 auch schon zu Teilen überholt waren. Es stellt sich immer die Frage, inwieweit solche Personen realistisch sind oder ob sie per se der Meinung sind, früher sei alles sowieso besser gewesen.
Letztlich ist der Artikel der Süddeutschen nicht komplett daneben gegriffen, aber die Argumente geben nur bedingt die Realität wieder - ich kann mich an die Zeit um 2012 gut erinnern, da landeten erstmals Kinder auf dem Gymnasium, die dafür zu schlecht waren; auch auf Realschulen war so etwas zu beobachten. Der Sohn von Bekannten wechselte damals von einer Förderschule auf die Realschule, die er zwar schaffte, aber mit Durchschnitt 4.0 im Abschluss (grad so gepackt!) und unter größten Anstrengungen. Der Junge war behindert, wurde gemobbt, kam nicht mit und hat es nur gepackt, weil die Lehrer gnädig mit ihm waren - er ist bis heute zurückgeblieben und kaum mit einem Anfangszwanziger vergleichbar. So was darf eigentlich nicht sein, aber so was gibt den Tenor der Sache deutlicher wieder, als es jeder Bericht beschreiben kann.
"Der Junge war behindert, wurde gemobbt, kam nicht mit und hat es nur gepackt, weil die Lehrer gnädig mit ihm waren - er ist bis heute zurückgeblieben und kaum mit einem Anfangszwanziger vergleichbar."
Was macht der Junge heute beruflich, wenn ich fragen darf? Lebt er selbstständig oder hat er einen gesetzlichen Betreuer?
In Bayern gilt für den Übertritt auf ein Gymnasium ein Notendurchschnitt von 2,33 in den Fächern Mathe, Deutsch & Sachkunde. Falls man den Durchschnitt nicht schafft, muss man einen Probetest machen und hätte ihn mindestens mit einer 4 & einer 3 bestanden. Bei zwei 4ern zählt der Elternwille.
Da kann ich fast durchweg zustimmen.
Als Ergänzung:
Viele der Punkte haben ihre Ursache in der Furcht, dass der Eindruck entstehen könnte, Schule sei rückständig und veraltet, und es ändere sich nichts (diese Meinung wird hier auch häufig deutlich).
Das Abitur wird überbewertet, so dass verscheidenen Berufswege, die früher mit Hauptschul- oder Realschulabschluss möglich waren, nun häufig als Voraussetzung eben das Abitur fordern. Daraus folgt logischerweise ein Drang dahin, der viele Schüler an ihre Leistungsgrenzen (und darüber hinaus) bringt und gleichzeitig ein Absinken des Niveaus nach sich zieht.