Warum werden gerade ÜBERALL in Europa die Dresscodes abgeschafft?
Ein Besuch von Oper, Sterne-Restaurant oder Club sollte doch ein besonderes Ereignis sein, wo man sich schick macht. Wenn aber nun jeder trägt was er will: Das beißt sich doch, wenn ich im Anzug komme und der Nachbar in Tanktop und Shorts.
Ist das alles nicht ein gravierender Kultur-Verfall?
4 Antworten
Ich sehe den Grund darin in zwei verschiedenen Dingen:
- der anthropogene Klimawandel stellt in den letzten Jahren die formale Mode, die sich ja eher aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert gebildet hat, unter großen Druck. Ein Schulabschlussball im Juli macht es für die jungen Leute fast unmöglich, sich schick zu machen (insbesondere in der Herrenmode). Viele, die sich technisch nicht mit Kleidung auskennen (bspw. den Unterhemden-Trick) oder nicht in hochwertige Stoffe investieren können, wären viel mehr eine Zumutung für ihr Umfeld, wenn sie im Laufe der Veranstaltung ihre Hemden und Frisuren vollschwitzen würden und sowieso die Jacketts schon vor dem offiziellen Teil ablegen... Was soll das Leiden, dann halt doch lieber in bequemer Kleidung zum Ball erscheinen - als konsequente Fortsetzung der FFF-Schulstreiks, irgendwann muss das Etablissement ja mal auf die Wissenschaft und die Eigentümer der Zukunft reagieren und was gegen den Klimawandel unternehmen...
- Gleichzeitig beobachtet man aber auch einen Trend hin zu einem Menschenbild über die formalen Konventionen hinaus, was ich grundsätzlich als positiv betrachte. Kompetenz und Autorität beispielsweise werden heutzutage immer weniger durch die Kleidung als mehr durch wirkliche Leistung gekennzeichnet. Zumindest ist das so im technisch-naturwissenschaftlichen beruflichen Bereich, in dem ich arbeite. Somit verschwimmen auch die Eliten, die es noch für nötig empfinden, Dresscodes festzulegen, zunehmend mit einem - wortwörtlich - ungezwungenen Stil.
Es ist also einerseits traurig, dass uns der anthropogene Klimawandel inzwischen für ein halbes Jahr daran hindert, uns formal korrekt zu kleiden, andererseits finde ich es gut, dass wir unsere Mitmenschen immer weniger nach ihrem Äußeren beurteilen (obschon es auch Millieus gibt, die dies tun und sich auch noch relativ erfolgreich an ihre Strohhälme klammern).
Nichtsdestotrotz bin ich persönlich schon bemüht, mich so zu kleiden, dass ich meinem Gegenüber keine Zumutung bin. Insbesondere zur Zeit, da ich in Elternzeit bin und es die damit verknüpften Verpflichtungen erschweren, sich für eine stilvolle Garderobe zu motivieren (beispielsweise wenn das Kind nach dem Essen auf dem Weg vom Hochstuhl zum Waschbecken den verschmierten Mund bereits am Hemdkragen abgeputzt hat) - zumindest, wenn wir das Haus verlassen, kleide ich mich stadttauglich. Ich vermeide bspw. in einem neutralen und/oder professionellen Umfeld T-Shirts mit Motiven und Statements, bin aber durchaus offen dafür, bei den entsprechenden äußeren Bedingungen ein neutrales, eventuell gemustertes T-Shirt einem Hemd vorzuziehen. Wenn ich allerdings unter Freunden aus der Bergsportszene (Trailrunning, Klettern, Hochtouren) bin, sehe ich T-Shirts mit entsprechenden Motiven nicht als No-Go.
Wenn das Blödsinn wäre, wüsste ich das.
Die Sommer in DE sind kühl im Vergleich zu unseren südlichen Nachbarstaaten. Nichtsdestotrotz sind sie in den letzten Jahren kontinuierlich wärmer geworden. Und jenseits der 25°C ist das Tragen eines Anzugs tendenziell immer unangenehmer. Habe ich selbst schon ausprobiert.
By the way: Der "heiße Süden" war "früher" - vor nicht allzu langer Zeit - weniger heiß als Deutschland heute.
Deine Ansicht kann ich nicht bestätigen.
Der Verfall von Normen ist voll angesagt. Anstand, Würde, Respekt usw. gehen verloren. Knigge würde sich im Grabe umdrehen, wenn er es wüßte und könnte!
Es degenerirt alles: Sprache, Genpool, Sitte, Sexualität, ... Kultur.
Gut, wenn es es noch Menschen gibt, die Rückgrat haben und Stellung beziehen.
Du sprichst exakt aus, was ohnehin jeder UNTERbewusst weiß, sich aber nicht traut auszusprechen.
Was genau hat der Freiherr Knigge denn für Ratschläge erteilt, die mit den modernen Entwicklungen des Genpools und der Sexualität im Widerspruch stehen?
Lies selbst nach. Gewisse Verhaltensregeln sind unerläßlich. Da der Mensch tatsächlich ja nicht besser wird, sondern nachweislich Erbinformation verloren geht, geht natürlich auch die Kultur den Bach runter. Das ist ein Prozeß, den ma überall beobachten kann. Altern und Tod gehören zum Leben dazu. Daß der Mensch nicht besser wird, zeigen ja Kriege, Egoismus und so weiter.
Naja, aber die Zunahme der Mobilität sollte den Genpool doch verbessern. Jede isolierte Population riskiert, dass sich Erbkrankheiten etablieren können. Der Adel in Europa ist ein markantes Beispiel dafür. Inzwischen ist es jedoch leicht, in Südostasien oder Afrika die Person zu finden, mit der man Kinder haben will. Das ist generell gut für den Genpool.
Naja. Der europäische Körper ist nicht gegen alles immun, was den afrikanischen ausmacht usw. In der Summe verschwinden Merkmale und der Körper wird anfälliger. Nur in den Industrieländern leben die Menschen ob der medizinischen Versorgung länger. Wir altern trotz der Fortschritte und sterben dann.
Dein Gedanke hat was. Dem müßte eine völlige Vermischung einhergehen, was sozial äußerst schwierig werden würde.
Kleider machen Leute. Manch einer möchte etwas darstellen, was er gar nicht ist; ein anderer würde sich nicht wirklich herablassen. Kleidung zeigt die Persönlichkeit des Trägers. Verstehst Du?
Im Kabarett ist das alles natürlich möglich.
Nunja, ich kenne viele Leute, die sich durch Kleidung weit oben in der Gesellschaft positionieren wollen und gleichzeitig extrem dumpfe Gemüter sind. Man kann mit der Wahl der Kleidung die Persönlichkeit sehr wirkungsvoll kaschieren.
Das gibt es. Man sagt, daß auch Könige dies schon getan haben. Siehe oben.
Daraus schließe ich, dass Kleider eben nicht Leute machen. Dresscodes verbinden die Leute und man sollte sich zu einem gewissen Grad daran halten, was konventionell ist. Aber die exklusivsten Dresscodes sind häufig ein Symptom der Arroganz.
Über unangemessene Kleidung anderer Menschen rege ich mich nicht auf, denn sie stellen sich meist selbst ins Abseits.
Bei wirklichen A-Class-Veranstaltungen sieht man solche underdressed Leute sowieso nicht, weil die gar nicht erst eingeladen oder zugelassen sind.
Leider sind sie zugelassen. Z.B. in der Elbphilharmonie oder in den Casinos Austria gibt es keinerlei Dresscode (mehr)...
Blödsinn. Die Sommer in DE sind immer noch verdammt kühl. Und selbst im heißen Süden trug man früher formelle Kleidung. Siehe Italien.