Warum klingt Irisch so englisch?
Ich habe in letzter Zeit interessehalber immer mal wieder in Videos hineingehört, in denen in irischer Sprache gesprochen wird, unter anderem, wo Leute zufällig irgendwelche Leute auf Dubliner Straßen ansprechen und sie fragen, ob sie irisch können. Eines hat mich dabei überrascht: Abgesehen von einem gutturalen Reibelaut, der unserem deutschen „ch“ sehr ähnlich ist, hatte ich den Eindruck, dass es im Irischen eigentlich nur Phoneme gibt, die es im Englischen auch gibt. Ich konnte beim Hören zumindest keine weiteren Konsonanten oder Vokale ausmachen, die ich nicht auch vom Englischen her kenne.
Ich frage mich, woran das liegt, wo doch Englisch und Irisch sogar zwei verschiedenen Sprachfamilien entstammen (Englisch ist eine germanische und Irisch eine keltische Sprache). Könnte es daran liegen, dass möglicherweise so ziemlich alle, die Irisch können, eigentlich mit Englisch als Muttersprache aufgewachsen sind und Irisch als Fremdsprache sprechen, die sie schlicht mit englischem Akzent sprechen?
4 Antworten
Irisch ist für die allermeisten Iren eine Fremdsprache, die sie in der Schule lernen, es gibt kaum noch native speaker - sie haben da also einen englischen Akzent wie in jeder andren Fremdsprache auch.
dazu kommt, dass sich benachbarte Sprachen durch den Sprachkontakt lautlich eher ähneln.
ich hab lange im zweisprachigen Gebiet Slowenisch/Deutsch in Kärnten gelebt: etwas überspitzt kann man sagen, wenn ein Slowene Tirolerisch lernt, dann klingt er wie ein Kärntner ;)
Sorbisch klingt ja auch wie Polnisch oder Tschechisch mit deutscher Aussprache, weil in dem Gebiet jeder auch Deutsch spricht. Ebenso klingt Rätoromanisch was die Wörter betrifft wie ein Gemisch aus Italienisch und Latein, aber mit Schwyzerdütschem Akzent, weil dort auch jeder Schweizerdeutsch spricht.
Deutsch und Polnisch ähnelt sich lautlich nicht. Polnisch ist für uns viel schwieriger auszusprechen als Russisch oder gar Bulgarisch, wobei alle 3 slawische Sprachen sind.
bei Polnisch krieg ich regelmäßig Mitleid mit den wenigen Selbstlauten, die da so allein auf weiter Flur in riesig langen Wörtern aus lauter Konsonanten stehen!
Mir ist das auch aufgefallen, ich denke, das liegt einfach daran, dass dies englische Muttersprachler sind, die Irisch als zweite Sprache gelernt haben (und darin eben auch einen "englischen Akzent" aufweisen).
Wikipedia meint, etwa 1,6 Millionen können Irisch als Zweitsprache, und nur maximal 70.000 Leute haben dies als Muttersprache.
Wenn man Waliser hört, ist das nicht ganz so, echtes Walisisch hört sich völlig "un-englisch" an, dort gibt es noch recht viele Menschen, die tatsächlich mit Walisisch aufgewachsen sind, wo es also die Muttersprache ist.
man sollte nicht vergessen, dass Q-keltische Sprachen zur Englischen Sprache beigetragen haben (neben Latein, Angelsächsisch, Normannisch und Norwegisch). Daher ist der englische Sprachklang insgesamt weichgespült.
Davon abgesehen sind die Sprachen sehr unterschiedlich
Ich denke auch, dass sie sehr unterschiedlich sind. Aber wie gesagt, wenn ich dem Irischen eine Weile zuhöre, erkenne ich kaum Phoneme (außer diesem Gutturallaut), die es im Englischen nicht auch gibt.
Die ganz kleinen Sprachen werden immer von der sie umgebenden Sprache beeinflusst. Rätoromanisch klingt deshalb auch immer so ähnlich wie Schwyzerdütsch und Sorbisch ähnlich wie Deutsch.
so ähnlich finde ich das Sorbisch dem Deutschen jetzt nicht ;)
Es ist aber wie wenn ein Deutscher Polnisch oder Tschechisch ausspricht. Der typische Sound, der eigentlich zu diesen dem Sorbischen eng verwandten Sprachen gehört, fehlt.
Denke ich mir auch.
Ist das wirklich regelmäßig so, auch wenn die Sprache nicht nah verwandt sind? Bei Deutsch und den südjütischen Dialekten im Dänischen ist mir das auch aufgefallen. Aber ähneln sich denn auch Deutsch und Polnisch lautlich, oder Deutsch, Slowakisch und Ungarisch, die alle drei zum Beispielin Bratislava bis zum zweiten Weltkrieg enorm präsent waren und überall in der Stadt nebeneinander gesprochen wurden?