Wann hast du das letzte Mal etwas wirklich losgelassen – innerlich oder äußerlich?
Loslassen klingt oft einfach. In der Realität ist es meist ein tiefer innerer Prozess.
Es kann darum gehen, eine Beziehung gehen zu lassen, eine alte Rolle, eine Schuld, ein festgehaltenes Bild von sich selbst oder von anderen.
Oder es geht ganz praktisch darum, sich von Dingen zu trennen, die längst keine Bedeutung mehr haben, aber innerlich noch Platz einnehmen.
Mich interessiert:
Wann hast du das letzte Mal etwas losgelassen, das dich innerlich oder äußerlich gebunden hat?
Was war es – ein Mensch, ein Gegenstand, eine Gewohnheit, ein Gedanke?
Was hat dich dazu gebracht, diesen Schritt zu gehen? Und wie ging es dir dabei?
War es befreiend, schmerzhaft, ungewohnt oder sogar beides?
Manchmal merkt man erst im Nachhinein, wie sehr etwas das eigene Leben blockiert hat.
Und manchmal ist Loslassen nicht nur ein Ende, sondern der erste Schritt in eine neue Richtung.
Ich freue mich auf ehrliche, nachdenkliche oder auch ermutigende Antworten.
Vielleicht ist dein Erlebnis ein kleiner Impuls für jemanden, der gerade selbst vor einem solchen Schritt steht.
3 Antworten
Vor zwei Monaten. Die Erkenntnis, dass eine Freundschaft an ihrem Ende angekommen ist. Hat die zwei Jahre davor schon sehr viel Kraft gekostet. Bisschen wie in einer Beziehung, um die man immer wieder kämpft, aber wo man irgendwann einsehen muss: Das war's.
Es ist eine Mischung aus Bitterkeit und Befreiung. Aber vor allem letzteres. Ich beschäftige mich nicht mehr mit den Emotionen dazu.
Schön beschrieben, in der Tat. Ich habe alle Gefühle und Gedanken und Gespräche durch. Es ist alles gesagt, gedacht, gefühlt. Wir hatten sehr reiche Jahre, für die ich dankbar bin und ich geh auch ohne Groll und ohne Streit. Aber mit dem erschöpften Wissen, dass wir am Ende des gemeinsamen Weges angekommen sind.
Das war im August 2002. Ist also schon sehr lange her.
Ich bin vor 1 1/2 Jahren aus Deutschland in die Schweiz umgezogen.
Ich habe fast alles zurückgelassen, nur ein paar wenige Möbel und etwa 20 Kisten mit persönlicher Habe mitgenommen.
Alles andere habe ich im Vorfeld verschenkt oder verkauft.
Der Vorgang zu entscheiden, was wirklich wichtig ist und was ich unbedingt mitnehmen möchte, hatte etwas sehr Reinigendes. Es hat sich angefühlt wie ein Abwerfen von Balast und Konzentration auf das Wesentliche.
Auch die emotionalen Lasten sind in der alten Heimat zurückgeblieben mit der Umgebung, den Erinnerungen, Erlebnissen und den Menschen.
Anfangs bin ich noch öfters dort gewesen, mittlerweile habe ich schon kein Bedürfnis mehr nach meiner alten Heimat.
Es waren 53 Jahre voll Höhen und Tiefen. Die sind nun aber abgeschlossen und ein ganz neuer Lebensabschnitt hat begonnen. Und ich geniesse jeden Tag mit seinen schönen Seiten und seinen (neuen) Herausforderungen.
Danke dir für deine Offenheit.
Was du beschreibst, ist so zutiefst menschlich – dieses Ringen um etwas, das einem einmal viel bedeutet hat, aber irgendwann nicht mehr trägt. Gerade bei Freundschaften tut das besonders weh, weil wir oft unterschätzen, wie viel Herz dort mit drinsteckt.
Dass du über zwei Jahre immer wieder versucht hast, Brücken zu bauen, zeigt, wie wichtig dir Verbindung ist. Und dass du jetzt nicht mehr gegen Windmühlen kämpfst, sondern losgelassen hast, zeigt, wie sehr du dich selbst ernst nimmst.
Diese Mischung aus Bitterkeit und Befreiung kenne ich auch. Es ist wie eine Tür, die sich schließt, nicht leise, aber entschieden. Und manchmal beginnt echte Ruhe erst dann, wenn man aufhört, sich innerlich rechtfertigen zu müssen.