Dass du nach dieser Erfahrung Angst vor bestimmten Hunden hast, ist absolut nachvollziehbar – dein Körper reagiert auf eine reale Bedrohung, die er erlebt hat. Diese Angst ist nicht „übertrieben“, sondern ein Schutzmechanismus deines Nervensystems. Und genau deshalb lässt sie sich nicht einfach „wegdenken“, sondern braucht eine Form der Verarbeitung, die tief genug wirkt.
Ein Ansatz, der sich hier sehr bewährt hat, ist EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Dabei handelt es sich um eine wissenschaftlich fundierte Methode zur Verarbeitung traumatischer Erlebnisse.
EMDR ist eine Kurzzeittherapieform, d.h. es bedarf i.d.R. bei Fällen wie deinem nur wenige Sitzungen.
In einer EMDR-Sitzung wird das belastende Ereignis – also z. B. der Hundebiss – noch einmal in einem sicheren Rahmen erinnert, während der Therapeut mit gezielten bilateralen Reizen (meist Augenbewegungen oder leichte akustische Reize) deine Informationsverarbeitung anregt. Der Körper darf neu sortieren, was damals überwältigend war.
Das Ziel ist, dass die Erinnerung zwar bleibt – aber ihre emotionale „Sprengkraft“ verliert. So berichten viele Betroffene nach einigen Sitzungen, dass sie sich zwar noch erinnern können, aber ohne diese lähmende Angst oder das ständige Auf-der-Hut-sein.
Ich würde dir daher sehr empfehlen, dir einen Therapeuten oder eine Therapeutin zu suchen, die mit EMDR arbeitet – idealerweise jemand, der auch Erfahrung mit Unfall- oder Tiertraumata hat. Das lässt sich meist schon auf den Webseiten erkennen.
Bis dahin können dich kleine Schritte unterstützen:
– Gehe Wege, bei denen du gute Sicht hast – das gibt dir mehr Kontrolle.
– Gehe anfangs mit einer Person deines Vertrauens oder mit Abstand hinter jemandem her.
– Und vor allem: Verurteile dich nicht für deine Angst. Sie ist kein Zeichen von Schwäche – sie zeigt nur, dass dein Körper noch Schutz braucht.
Du darfst dir Zeit geben. Und du darfst hoffen, dass diese Angst heilbar ist – weil sie aus einem klar begrenzten Ursprung kommt. Und genau das macht sie behandelbar.