Psychologie in Deutschland schlechter?

6 Antworten

Naja,

das ist causal wohl auf die deutsche Mentalität zurück zu führen.

Wir gehen mehr von unserem erlernten "Schubladendenken" aus.

Aber das wollen die Krankenkassen ja so haben.
Wenn exakte Einordnung wichtiger ist, als Differenzierung.

Hansi

Ich denke der Wissensstand ist in zumindest den europäischen Ländern ziemlich gleich. Deutschland mit den USA zu vergleichen, ist etwas vage, da dort das Krankenkassensystem ganz anders funktioniert und die sich auch nach dem DSM richten, nicht wie wir nach dem ICD als Diagnosenkatalog. Wie die Abrechnung funktioniert, weiß ich nicht, aber ich denke mal, dass die Patienten dort gleich mal zur Kasse gebeten werden. Daher wird es auch mehr freie Therapeutenplätze geben, wenn alle von Grund auf Selbstzahler sind. Kann man sehen wie man will, aber deswegen sind deutsche Therapeuten nicht gleich inkompetenter.

Schlechter als wo?

Somalia? Sicher nicht.

USA? Möglicherweise, da musst du dafür ordentlich Geld mitbringen.


Trop86 
Beitragsersteller
 12.07.2025, 01:05

USA, Österreich

Dissoziiert  12.07.2025, 01:25
@Trop86

Schlechter als die USA sicherlich. Die Hälfte aller Fachbücher in meinem Regal wurden von US-Amerikanern verfasst.

Über Österreich kann ich jetzt nicht viel sagen.

Deine Frage ist berechtigt – denn tatsächlich erleben viele Menschen Psychotherapie in Deutschland als sehr diagnosezentriert. Das kann den Eindruck erwecken, als würde hier schneller „pathologisiert“ werden als verstanden. Aber ist die Psychologie in Deutschland deshalb schlechter? Aus meiner Sicht: Nein – aber sie ist anders geprägt.

Das Kassensystem fordert Diagnosen.

In Deutschland wird Psychotherapie meist über die Krankenkasse abgerechnet. Damit das möglich ist, muss eine „krankheitswertige Störung“ diagnostiziert werden – sonst gibt’s keine Genehmigung für die Therapie. Das führt zwangsläufig dazu, dass viele Psycholog:innen mit „Kategorien“ arbeiten müssen. Nicht, weil sie das unbedingt wollen – sondern weil das System es verlangt.

Der wissenschaftliche Anspruch ist hoch.

Die deutsche Psychologie ist traditionell sehr an objektiven Methoden, Forschung und Klassifikation orientiert. Das hat Vorteile: Sie ist fundiert und klar strukturiert. Aber es hat auch Schattenseiten: Manchmal rutscht der Mensch dabei hinter die Diagnose.

Es fehlt oft Zeit für Tiefe.

Viele Therapien sind auf begrenzte Sitzungsanzahlen angelegt. In dieser Zeit muss viel „passieren“ – das kann dazu führen, dass man eher „Symptome reduziert“ statt Menschen in ihrer Geschichte zu begleiten.

Gerade im humanistischen, systemischen oder körperorientierten Bereich findest du Therapeut:innen, die nicht in Schubladen denken, sondern dich als Ganzes sehen. Auch hier in Deutschland. Oft sind sie im privaten Bereich tätig oder arbeiten mit Mischformen, die mehr Raum lassen für Biografie, Ressourcen und individuelle Entwicklung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich helfe Menschen, ihre innere Balance wiederzufinden

Das kann man so pauschal nicht sagen, da sich die Psychologie international etabliert hat.

Wenn jemand Zweifel oder Misstrauen gegenüber der Psychologie in Deutschland hat, kann es aber helfen, sich an einen approbierten Psychotherapeuten zu wenden. Denn viele Menschen verwechseln das und glauben als Psychologe ist man bereits berechtigt, eine Therapie also eine Heilbehandlung auszuüben. Dies ist jedoch nicht der Fall.

In der Psychotherapie gibt es therapeutische Aufklärung, Transparenz und geschützte Rahmenbedingungen. Ein persönliches Gespräch kann viele Vorurteile abbauen, vor allem wenn jemand bislang nur über "Hören-Sagen" urteilt.