Könnt ihr eure Gefühle in Kindheit beschreiben?
Hallo zuerst, also ich wollte mal wissen ob ihr ein bestimmten Gefühl oder so in euren Kindheit hattet, weil man verändert sich immer von Zeit zu Zeit mit Gefühlen und etc.
3 Antworten
Es gab zwei Gefühle: Eines entsprach totaler Zufriedenheit und Sicherheit und Geborgenheit und dem Wissen, dass alles in Ordnung ist bzw. in Ordnung kommt und es schon ein Erwachsener für einen wieder richten wird, eines stand für das unschöne Wissen, von anderen ungerecht und falsch behandelt zu werden - was mir aufgrund meines Stellenwerts als "Ausländer" oft widerfahren ist.
Das ging im Kindergarten los und war nicht direkt greifbar, aber ich wusste immer, ich werde benachteiligt und wusste damals noch nicht warum, es war mehr ein Ärgernis. In der Realschule ging es so weiter, da habe ich das natürlich zuordnen können - zunächst reagierte ich mit extremer Unsicherheit und bald sogar Schulangst, später war ich selbstbewusster und stärker, was schon mal in sehr kritischen Äußerungen gegenüber verschiedenen Leuten (durchaus auch Lehrer) gipfelte - ich nehme aber kein Wort zurück und stehe immer noch zu allem, was ich damals in der Sache gesagt habe. Es war ja nicht aus der Luft gegriffen!
Das grundsätzliche "Ich-Gefühl" ist nach subjektiver Empfindung nicht viel anders als vor 25-30 Jahren. Ich nehme mich selbst wahr und das als ziemlich zeitlos, gefühlt alterslos... oft habe ich den Eindruck, dass sich im Herzen nie wirklich was getan hat, nur dass ich mit Mitte 30 viele Erfahrungen gesammelt und mir eine recht gute Menschenkenntnis erworben habe. Generell bin ich sehr zufrieden.
Angst und Schulstress - die absolut vorherrschenden Gefühle.
Ja, das kann ich. Und es ist eine schöne Frage, die du stellst – weil sie nicht nach Fakten fragt, sondern nach dem Inneren.
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gibt es ein ganz bestimmtes Gefühl, das mir sofort einfällt: das stille Beobachten. Ich war oft der, der eher geschaut als gesprochen hat. Ich habe viel wahrgenommen – Stimmungen, Spannungen, das, was zwischen den Zeilen lag. Und gleichzeitig war da auch eine Art tiefer Wunsch nach Verbindung, nach Nähe, nach Echtsein.
Es war ein Gefühl von: Ich bin da – aber passe nicht ganz rein. Ich glaube, viele kennen das. Dieses „Ich gehöre dazu – aber irgendwie auch nicht“. Das hat mich damals oft verunsichert, aber heute weiß ich: Das war der Anfang meiner Fähigkeit, tief zu fühlen, zu hinterfragen, Zusammenhänge zu sehen.
Kindheitsgefühle prägen uns – sie sind wie erste Farben auf der inneren Leinwand. Manche waren hell, manche eher grau. Aber sie erzählen von dem, was uns später wichtig wird: Nähe, Freiheit, Sicherheit, Gesehenwerden.
Ich glaube, wenn man den Mut hat, ehrlich zurückzublicken, findet man dort nicht nur Verletzlichkeit, sondern auch den Anfang dessen, was einen heute trägt.
Herzliche Grüsse
Ralf