Ist das "coming out" noch erforderlich?

6 Antworten

Auf GuteFrage finde ich täglich Fragen von Jugendlichen, die sich outen wollen, bzw. meinen, das zu müssen.

Gerade bei Eltern ist einfach bei Gelegenheit erzählen noch nicht der Standard. Ich habe aber auch den Eindruck, dass der Krampf weniger wird. Als ich in die Schule ging, waren manche homosexuelle Handlungen noch strafbar! Das verschwindet nur langsam aus den Köpfen.


Djiahdosh2736  25.06.2025, 05:38

wann gingst du denn bitte zur schule? welche handlungen genau waren strafbar?

mjutu  25.06.2025, 06:24
@Djiahdosh2736

§175 StGB galt bis 1994. 1973 wurde das Schutzalter für männliche Homosexualität von 21 auf 18 Jahre gesetzt (hetero blieb bei 14). Gleichzeitig wurde homosexuelle Prostitution nicht mehr strafbar.

Helmut Kohls Bundeskanzleramt rechtfertigte 1987 das Fortbestehen des § 175 mit der „Möglichkeit einer dauerhaften Umprägung Jugendlicher in ihrem Sexualverhalten" - da wussten Mediziner und Psychologen längst, dass das Quatsch ist. (Quelle)

Siehe auch: Wiki 175

Die Deutschen fühlen sich gerne sehr fortschrittlich beim Thema Homosexualität. Dabei hinkte Westdeutschland der liberaleren Gesetzgebung in diesem Punkt der DDR un Jahrzehnt hinterher.

Majumate  25.06.2025, 06:38
@Djiahdosh2736

Hi, so alt muss man nicht sein.

Paragraph 175 Strafgesetzbuch (StGB) kriminalisierte über 123 Jahre Homosexualität und legitimierte staatliche Verfolgung von schwulen und bisexuellen Männern. Erst seit dem 11. Juni 1994 gibt es in Deutschland keine strafrechtliche Sondervorschrift zur Homosexualität mehr. § 175 StGB wurde endgültig abgeschafft.

Österreich ebenfalls:

Im Jahr 2002 wurde nach einem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs mit der Streichung des § 209 StGB a. F. und der Einführung des § 207b StGB analog zu Deutschland (vgl. dort § 175 dStGB) das Schutzalter für homosexuelle Handlungen unter Männern von 18 auf grundsätzlich 14 Jahre gesenkt (vgl. aber Sexueller Missbrauch von Jugendlichen).

Am 9. Januar 2003 verurteilte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Österreich wegen der bis 2002 geltenden Rechtslage, die als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention qualifiziert wurde.

LG

Erforderlich?

Es ist ja auch nicht erforderlich, sich als hetero zu zeigen

Es ist doch jedem selbst überlassen, was er/sie über sich preisgeben will


Trop86 
Beitragsersteller
 25.06.2025, 05:59

Mir kommt es immer vor, gerade wenn es um so Themen geht, wie aks ob ich lügen würde, wenn ich es nicht sage. Wobei ich teiks auch wirklich lüge. Aber auch wenn ich es nicht sage fühkt es sich so an. Ich vergleiche das so. Eine frau verkleidet sich als mann und geht dann in die männerumkleide. Das ist so eine art lüge wenn du verstehst

Musher1972  25.06.2025, 06:00
@Trop86

Wieso lügen

Lügen wäre ein abstreiten

Aber hausieren muss doch nicht sein

Ich bin der Meinung, man sollte sich nicht mehr outen.
Outen hat etwas von sich rechtfertigen.

Man(n) sollte einfach, wenn man jemanden hat, ihn ganz normal vorstellen, so wie man auch seine Freundin vorstellen würde, und nicht so ein Theater darum machen.

Es sollte als normal angesehen werden, dass es auch gleichgeschlechtliche Beziehungen gibt. Solange man sich outet, ist man ja Teil des Problems, weil outen impliziert, es sei nicht normal, homosexuell zu sein.


Trop86 
Beitragsersteller
 25.06.2025, 14:47

Ja, wenn es so angesehen wird ist es schön

Wäre schön das es kein großer Akt ist das offen zusagen. So wie man erzähle was ich heute z.B. gegessen habe. Leider vermute ich das dies noch nicht so ist. Die Großstädten werden da bestimmt weiter sein. Es hat sich sicherlich in dem letzten Jahrzehnt auch was getan aber gibt bestimmt noch genug Branchen wo das verheimlicht wird.

Ich vermute mal, wie man damit umgeht, hängt vor allem vom persönlichen Umfeld und den Erfahrungen, die man da macht, ab. Wenn die Eltern z.B. offen über CSD etc. ablästern, fällt es vmtl. den Kindern schwerer, offen mit ihrer Homosexualität umzugehen. Ich persönlich hatte das Glück, dass mein Dad ein sehr offener und toleranter Mensch ist, der mir immer gezeigt hat, dass ich so wie ich bin, toll bin.

Ich gehe zwar auch sehr offen mit dem Thema um, erzähle aber auch nicht jedem sofort, dass ich lesbisch bin. Warum auch?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung