Glaubt ihr an einer universellen theologisch-geistlichen Wahrheit?

9 Antworten

"Ekaṃ sat viprā bahudhā vadanti" was auf Deutsch soviel bedeutet wie:
"Die Wahrheit ist eine, die Weisen sprechen davon auf vielfältige Weise".

Dieses Zitat stammt aus den Rigveda, einer der ältesten bekannten Schriften der indischen Literatur und Philosophie.

Es spiegelt die grundlegende hinduistische Vorstellung wider, dass es eine universelle Wahrheit gibt, die jedoch von verschiedenen Menschen und Traditionen auf unterschiedliche Weise interpretiert und verstanden werden kann.

https://wiki.yoga-vidya.de/Ekam_Sat_Vipra_Bahudha_Vadanti

Verwandt damit ist auch die Philosophia perennis:

"(..) steht für die Vorstellung, der zufolge sich bestimmte philosophische Einsichten über Zeiten und Kulturen hinweg erhalten (perennieren). Dazu sollen Aussagen – etwa in Form von Prinzipien – zählen, die ewige, unveränderliche und universal gültige Wahrheiten über die Wirklichkeit, speziell den Menschen, die Natur und den Geist (bzw. Gott) ausdrücken. (..)

Der US-amerikanische Autor Ken Wilber hat „die sieben wichtigsten Übereinstimmungen der immerwährenden Philosophie aller Zeiten, der allermeisten Kulturen, spirituellen Lehren, Philosophen und Länder“, folgendermaßen zusammengefasst[13]:

  1. Der spirituelle GEIST (Gott, die höchste Wirklichkeit, die absolute Seinsheit, die Quelle, das Eine, Brahman, Dharmakaya, Kether, Dao, Allah, Shiva, Jahweh, Aton, Manitu …) existiert.
  2. GEIST muss innen gesucht werden.
  3. Die meisten von uns erkennen diesen GEIST nicht, weil sie in einer Welt der Sünde, Trennung und Dualität leben, in einem Zustand der Gefallenheit und Illusion.
  4. Es gibt einen Ausweg aus Sünde und Illusion, einen Pfad zur Befreiung.
  5. Wenn wir diesem Pfad bis ans Ende folgen, finden wir Wiedergeburt oder Erleuchtung, eine direkte Erfahrung des inneren GEISTES, eine letzte Befreiung.
  6. Diese letzte Befreiung bedeutet das Ende von Sünde und Leiden.
  7. Sie mündet in mitfühlendes und erbarmendes Handeln für alle Lebewesen.

Für Aldous Huxley ist die Philosophia perennis die „konvergierende religiöse Weisheit aller Kulturen“ (..)"

https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophia_perennis

Ich persönlich befasse mich hauptsächlich mit Advaita Vedanta und Buddhismus und habe in dem Bereich einige sehr gute Lehrer gefunden.
Dort wird diese Idee sehr stark vertreten, speziell von Lehrern die der Ramakrishna Mission angehören.

So ist das ein hinduistischer Mönchsorden mit Advaita Vedanta als Philosophie, der aber auch die Lehren von Jesus Christus und Buddha sehr schätzt und darüber lehrt.

In ihren Zentren wird auch zum Beispiel Weihnachten gefeiert.


SteveTheFox1 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 20:23

Du hast mein Denken auf den Punkt gebracht. Danke Glaubensbruder :)

Hallo Steve ... Wenn ich deinen Beitrag richtig verstanden habe, würde das bedeutet, dass jede Religion innerhalb des Religionspluralismus aus sich selbst hervorgegangen ist. So wie einzelne Zellen unabhängig von Gliederketten, die aus einem Kern gewachsen sind. Diese Denkweise gab es tatsächlich mal. Innerhalb der Religionshistorie geht man allerdings heute davon aus, dass es diese gewissen Gliederketten benötigt hat.

Ich selbst bin überzeugter Christ, habe aber keine Scheu, mich auf interreligiöses Terrain zu begeben, um die Ursprünge meiner Religion zu erforschen und zu studieren. So betrachte ich die verschiedenen Religionen alle in einem linearen Verlauf bestehend und alle von einer einzigen Primärquelle ausgehend. Kenntlich machend kann man einen Strang, indem man die einzelnen Lehren auf ihren Ursprüngen zurückverfolgt. So läßt sich auch gut erkennen, welche Linie die stärksten Abweichungen und welche die schwächsten Abweichungen von der Primärquelle besitzt. Das "alte" Ur-Christentum ist zum Beispiel sehr nah von seinen Lehren her an der Wurzel dran. Abweichung meint die Anpassungen an die jeweilige Epoche und kulturellen Einflüsse.

Die "universelle theologisch-geistliche Wahrheit" würde religionshistorisch demnach zutreffen, das hast du gut erkannt. Deswegen sagte selbst der Papst vor kurzen, das fast "alle" Religionen den Weg zu Gott finden werden. Alle Geistlichen mit höherem Wissen und Erkenntnis wissen das, da sie die alten Urschriften kennen. Will man also die theologisch-geistliche Wahrheit finden, muss man meiner Meinung nach, an der ältesten uns zugänglichen Stelle suchen.

Nur die höchste Erkenntnis nutzt nichts, solange Kleingeistige an ihren weltlichen Konstrukten wie Absolutheitsansprüchen festhalten wollen. Zuviel Religion, zu wenig Spiritualität, zu viel Spaltung, zu wenig Einheit, zu viel Welt und Mensch zu wenig Gott. Traurig aber wahr.

Schöner Beitrag, Danke.

Lieben Gruß und schönen Sonntag noch :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierend im christlich spirituellen Glauben

SteveTheFox1 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 20:34

Wow danke für diesen Beitrag...ich stimme jedenfalls vollends mit dir überein ;)

Eine Frage habe ich da noch, was genau meinst du mit "[...] [um die] theologisch-geistliche Wahrheit [zu] finden, muss man meiner Meinung nach, an der ältesten uns zugänglichen Stelle suchen." ? Erläutere das bitte. Oh und noch eine Frage:

" [...] würde das bedeutet, dass jede Religion innerhalb des Religionspluralismus aus sich selbst hervorgegangen ist. So wie einzelne Zellen unabhängig von Gliederketten, die aus einem Kern gewachsen sind. Diese Denkweise gab es tatsächlich mal. Innerhalb der Religionshistorie geht man allerdings heute davon aus, dass es diese gewissen Gliederketten benötigt hat." Ist deiner Schilderung zufolge dieses "Erwachsen aus dem Kern", prinzipiell nicht das gleiche wie die Veranschaulichung mit den "Gliederketten"?

Und dir auch einen schönen Restsonntagabend (;

Neugeistler  05.01.2025, 22:26
@SteveTheFox1

Hi, vielen Dank, freue mich das dir meine antwort gefallen hat.

Zu deiner Frage: Ich meine damit, dass wir in den Disziplinen der Religionsgeschichte, Archäologie und Altertumswissenschaft bis zu dem Punkt zurückgehen müssen, der heute als der älteste gilt. Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, ob dieser Punkt tatsächlich die Primärquelle Gottes darstellt. Meiner Meinung nach liegt dieser Punkt jedoch bereits ziemlich nah dran. Ich datiere ihn vorsichtig auf etwa 40.000 bis 50.000 v. Chr. und lokalisiere ihn in Indonesien.

Die Grundlage für meine Annahme bildet die älteste Ausgrabungsstätte einer bisher unbekannten Hochkultur mit einer beeindruckenden Tempelanlage, die lange vor den ägyptischen Pyramiden errichtet wurde, nämlich zwischen 20.000 und 30.000 v. Chr. in der Grabungsstätte Gunung Padang.

Ich bin der Überzeugung, dass dieses unbekannte Volk die sogenannten Veden nach Bharat (Indien) brachte. Die vedischen Schriften gehören zu den ältesten Lehren Gottes, die wir kennen, und ihre Ursprünge sind ebenfalls unbekannt. In diesen Schriften wird berichtet, dass Gott selbst von den Sternen kam und die Lehre den Rishis übermittelte. Über den Seeweg von Java nach Südindien wäre es damals, meiner Berechnung nach, unter den gegebenen Voraussetzungen durchaus möglich gewesen. Und Handel wurde ja auch betrieben wie man historisch weiß.

Fakt ist, das kein Volk und keine Kultur wie aus dem Nichts damit beginnt einen Jenseitsglauben zu entwickeln. Irgend einen transzendenten Impuls (der Erstmoment) muß es also gegeben haben. Und davon berichten mehrere Naturvölker unabhängig von einander über den ganzen Globus verteilt.

Zu der zweiten Frage: Da würde ich differenzieren. Die Gliederkette basiert auf der Annahme einer linearen Entwicklung. Eine einzelne Zelle, die aus dem Kern hervorgeht, ist nicht notwendigerweise auf diese Kette angewiesen. Dies lässt sich gut an indigenen Völkern beobachten, wo verschiedene Stämme bis zu einer bestimmten Größe kulturell aus sich selbst heraus entstehen, oft nur wenige Kilometer von einer anderen Zelle entfernt. Erst ab einer bestimmten Größe und Ausbreitung, häufig bedingt durch Handel, entwickelt sich eine Gliederkette, die die lineare Entwicklung verdeutlicht.

LG.

SteveTheFox1 
Beitragsersteller
 06.01.2025, 09:04
@Neugeistler

Zu deinem ersten Punkt: Das mit Gunung Padang habe ich auch schon gehört und grob verfolgt, ich weiß nur dass sich darüber viele Forscher streiten weil wir über die wenig wissen. Aber ja ich finde es auch als möglich, dass dort einer der ältesten Hochkulturen entstanden, die sich Gott näherten - es kann aber auch sein dass es nicht unbedingt EINE Hochkultur war, sondern womöglich mehrere Völker und Religionen daran arbeiteten, zusammen. Es gibt auch in der heutigen Osttürkei eine solche alte Kulturstätte.

Und war das bei den Veden nicht so, dass dieses "elitäre" Volk der Arya dahin kam und sich mit den Indus-Tal Bewohnern vermischte, und dann daraus die vedische Kultur entstanden ist - die Arya stammen ja aus Zentralasien ungefähr (das wieder rum lässt frei der Annahme, dass es die Arya wieder rum aus dem Nahen Osten dorthin verschlagen hat - so wie es bei den anderen bekannteren Hochkulturen auch der Fall war)? Aus diesem mystisch-"besonderen" Volk? Aber ja, deine Annahme scheint auch eine Möglichkeit zu sein, vor allem da wir so wenig wissen, gibt es viel Interpretationsmöglichkeiten.

Und zum zweiten Punkt: Jetzt versteh ich das Geschriebene!

Danke für deine Erläuterungen und für deine Theorien :-)

gottesanbeterin  05.04.2025, 14:21

Der Papst irrt, denn Religionen sind nur der VERSUCH zu "Gott" zu kommen. Sie werden dieses Ziel NICHT erreichen!

https://www.kath.net/news/85549

Da gab es vor kurzem erst einen Skandal dazu , wegen einer Äußerung von Papst Franziskus, der es ähnlich formulierte, zum Missfallen vieler katholischer Christen usw.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jesus ist mein Licht und weist mir den Weg 💆‍♀️

SteveTheFox1 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 20:36

Jene katholische Christen von denen du redest, sind in meinen Augen leider zu kurzsichtig und sollten spiritueller denken!

Aus katholischer Sicht glauben wir, dass die volle Offenbarung Gottes in Jesus Christus und seiner Lehre gegeben ist, die durch die katholische Kirche weitergegeben wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass andere Religionen keinen Wert oder keine Wahrheit besitzen.

Die katholische Kirche erkennt an, dass Gottes Geist in verschiedenen Wegen und Kulturen wirkt. Das Zweite Vatikanische Konzil hat klargestellt, dass wir in anderen Religionen Elemente der Wahrheit und Heiligkeit finden können. Es wird anerkannt, dass Menschen in ihrem tiefen Streben nach Gott auch in anderen religiösen Traditionen authentische spirituelle Erfahrungen machen können.

Jedoch glauben wir, dass die Kirche die Fülle der Wahrheit besitzt, die uns zur tiefsten Vereinigung mit Gott führt. Der Dialog mit Menschen anderer Glaubensrichtungen wird geschätzt und gefördert, da er uns hilft, ein tieferes Verständnis voneinander und von Gott zu erlangen.

Insgesamt wird also anerkannt, dass Gott auf vielfältige Weise wirkt und dass der Dialog und das Verständnis zwischen den Religionen wertvolle Wege sind, die Wahrheit und Liebe Gottes besser zu erkennen.


SteveTheFox1 
Beitragsersteller
 05.01.2025, 20:41

Von der Konklusion her, bin ich gleicher Meinung (:

Hm...

Fast (2.Kor.11,14; Offb.17,1-4).

Die Wahrheit steht im "Wort Gottes" Joh.17,17)

und wird vertreten von unserem Heiland (Joh.14,6).

Woher ich das weiß:Recherche