Erodiert die Aufmerksamkeitsspanne durch die exzessive Nutzung neuer digitaler Medien? (mit Praxisbeispiel)
Die Erosion der Aufmerksamkeitsspanne im Zeitalter der Neuen Medien
Die Verbreitung von Smartphones, sozialen Netzwerken und Streaming-Diensten verändert unsere kognitiven Prozesse, wobei eine potenzielle Verringerung der Aufmerksamkeitsspanne intensiv diskutiert wird. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass neue Medien die Aufmerksamkeit fragmentieren und die längerfristige Konzentration beeinträchtigen könnten.
Neurologische Mechanismen: Aufmerksamkeit ist ein komplexer Prozess, der das frontoparietale Netzwerk zur Steuerung und Filterung nutzt. Die ständige Flut kurzer, reizvoller Inhalte könnte diese Mechanismen negativ beeinflussen. Multitasking durch Mediennutzung kann die Aufmerksamkeitsfokussierung und das Arbeitsgedächtnis reduzieren (Ophir et al., 2009). Dopamin-gesteuerte Belohnungssysteme in sozialen Medien fördern zudem kurzfristige Stimulation und verringern die Toleranz für weniger unmittelbare Aufgaben (Alter, 2017).
Psychologische Auswirkungen: Studien zeigen eine sinkende Aufmerksamkeitsdauer auf Webseiten (Nielsen Norman Group). Die Fragmentierung von Informationen in kurze Nachrichten und Videos könnte die tiefe Verarbeitung komplexer Inhalte behindern (Carr, 2010). Die ständige Erwartung neuer Reize und FOMO durch soziale Medien führen zu Ablenkbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten (Przybylowski et al., 2013).
Empirische Evidenz: Meta-Analysen zeigen einen negativen Zusammenhang zwischen sozialer Mediennutzung und Aufmerksamkeit (Kühn et al., 2019). Längsschnittstudien deuten auf eine mögliche Reduktion der Aufmerksamkeitsspanne hin, besonders bei Jüngeren (Rosen et al., 2013). Die Kausalität ist komplex und weitere Forschung ist nötig.
Kritische Betrachtung: Einige Forscher sehen eher eine Veränderung hin zu "verteilter Aufmerksamkeit" (Hayles, 2007). Zudem sind die Auswirkungen neuer Medien schwer von anderen gesellschaftlichen Veränderungen zu isolieren. Individuelle Unterschiede spielen eine wichtige Rolle.
Fazit: Intensive, unreflektierte Nutzung neuer Medien kann potenziell die Aufmerksamkeitsspanne verringern. Ständige Stimulation, Belohnungssysteme und Multitasking könnten die neurologischen und kognitiven Grundlagen für fokussierte Aufmerksamkeit schwächen. Bewusstsein und ein ausgewogener Umgang mit neuen Medien sind entscheidend, um die Fähigkeit zur tiefen Konzentration zu erhalten.
Literatur:
Alter, A. (2017). Irresistible: The rise of addictive technology and the business of keeping us hooked. Penguin Press.
Carr, N. G. (2010). The shallows: What the internet is doing to our brains. W. W. Norton & Company.
Hayles, N. K. (2007). Hyper and deep attention: The generational divide in cognitive modes. Profession, 2007(1), 187-199.
Kühn, S., Romanowski, A., Schilling, C., Lorenz, R. C., Morawetz, C., & Montag, C. (2019). The relationship between social media use and attention deficit and hyperactivity disorder: A systematic review and meta-analysis. Frontiers in Psychiatry, 10, 887.
Nielsen Norman Group. (diverse Studien). https://www.nngroup.com/
Ophir, E., Nass, C., & Wagner, A. D. (2009). Cognitive control in media multitaskers. Proceedings of the National Academy of Sciences, 106(37), 15583-15587.
Przybylowski, A. K., Murayama, K., De Visser, E. J., & Markwell, A. (2013). Wanting to belong: The role of loneliness and social anxiety in problematic internet use. Psychological Science, 24(10), 1862-1866.
Rosen, L. D., Carrier, L. M., & Cheever, N. A. (2013). Facebook and texting made me do it: Media-induced task-switching during homework. Computers in Human Behavior, 29(3), 948-958.
4 Antworten
Ja. Ist bekannt und nicht neu
Klar, wenn ich schon diese Videos sehe die eh nur 5 Minuten gehen, wo in einer hälfte aber dann ein Spiel gespielt wird, oder Schleim zerdrückt...furchtbar.
Stellt euch mal vor Hollywood schnappt das auf. Ein Kinobesuch für 30 Euro+ der Film dann eine halbe Stunde lang, und 50% davon eine Dauerschleife wie jemand Candy Crush spielt
Ultrarelativ hatte zu dem thema mal ein gutes video gemacht, darin führte er eine/verschiedene studien an (ich bin mir nichtmehr sicher). Auf jeden fall kam er zu dem Ergebnis, dass eine Aufmerksamkeitsspanne nicht exestiert. Ich schau mal ob ichs finde.
Meine Aufmerksamkeitsspane wird dadurch nicht schlechter. (Ich habe garkeine) Aber es ist zu einer sucht geworden. Es bietet immer schnelles dopamin und hilft wenigstens sich kurz selbstzuregulieren.