Wie ist der Buddhismus auf (Alkohol)-sucht eingestellt?

6 Antworten

Buddhas Lehre ist "praxisorientiert". Seine "Gebote" für Laienanhänger (die 5 Silas) berücksichtigen den stets sich wandelnden Status des betreffenden Menschen.

Während es dem einen leicht fällt, auf Alkohol zu verzichten, wird ein anderer trotz entsprechender Einsicht (und um die geht es vorrangig) nicht (ganz) verzichten können, weil bereits eine körperliche Sucht eingetreten ist.

Im Sarakāni-Sutta hat Buddha z. B. den eben gestorbenen Trunksüchtigen dennoch als Stromeingetretenen bezeichnet

littleshiro 
Fragesteller
 29.10.2022, 17:27

Hm das heißt?

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satian  29.10.2022, 17:33
@littleshiro

Das Ziel "kein Alkohol" ist bekannt, aber wir gelegentlichen Konsumenten werden es meistens nicht von heute auf morgen erreichen. Es kommt daher auf die Einsicht und die Bemühung an. Wer bei seinen Bemühungen bleibt wird es irgendwann sicher erreichen.

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Er warnt natürlich davor, weil Sucht (jeder Art) zu Leiden führt.

Mäßiger Alkoholgenuss ist hingegen für die meisten Buddhis ok.

Woher ich das weiß:Hobby – Ich kann Gott nicht verzeihen, das er uns derart fehlleitet!

Mir wäre keine buddhistische Strömung bekannt, welche ein gesetzliches Verbot von Alkohol anstrebt.

Wie andere schon erwähnt haben, gibt es die Laien- oder Zufluchtsgelübde, wo man verspricht, auf Töten, Stehlen usw zu verzichten und dazu gehört auch der Alkohol. Diese Gelübde nimmt man aber aus eigenem Antrieb und so wie ich es kenne wird einem während der Zeremonie auch deren Sinn erklärt. An allgemeinen buddhistischen Belehrungen kann man aber auch ohne diese Gelübde teilnehmen.

Sucht im allgemeinen wird als Geistesgift betrachtet, weil es zu Leiden führt. Die Einstellung gegenüber Geistesgiften wiederum ist die, dass man sie wie Krankheiten behandelt und entsprechend nach Heilmethoden sucht. Und diese Heilmethoden basieren hauptsächlich auf Einsicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte mich dazu äußern.

Sittlichkeitsgelübde

Im Buddhismus gibt es fünf Sittlichkeitsgelübde (Panchasila) die Buddhisten einhalten sollen, weil so durch eigenes Handeln das Leiden vermindert wird.

Es gibt verschiedene traditionell-wörtliche und moderne Formen. Die traditionellen folgen dem Muster: "Ich nehme die Übungsregel dies-und-jenes-nicht-zu tun auf mich"

Das ist eine modernere Fassung, die ich mag

  • Ich gelobe kein Leben zu nehmen
  • Ich gelobe, nicht gegebenes nicht zu nehmen
  • Ich gelobe, die Sexualität nicht zu gebrauchen
  • Ich gelobe, die Rede nicht zu missbrauchen
  • Ich gelobe, den Geist nicht zu betäuben

Der Buddhismus hat dabei keinen "Katechismus" der genau definiert, was exakt darunter verstanden wird, auch wenn man natürlich durch historisch-kritische Analyse und Sprachanalyse von Texten sich der damaligen Bedeutung annähern kann.

Da der Buddhismus also keine absolute Definition für diese Gelübde hat, muss jeder seinen eigenen Kopf anstrengen und sich Gedanken darüber machen

"Den Geist nicht betäuben"

Ursprünglich lautete die Regel, man solle keine berauschenden Getränke zu sich nehmen, denn zur Zeit des Buddha war Alkohol ein gängiges Rauschmittel.

Heutzutage wird dieses Gelübde auch für andere Drogen verwendet.

Da Befürworter des Konsums halluzinogener Drogen manchmal argumentieren, ihre Substanzen würden das Bewusstsein ja nicht betäuben, sondern "erweitern" gibt es heute auch andere Formulierungen, etwa "den Geist nicht vergiften".

Heutzutage gibt es aber nicht nur Alkohol, Heroin, Crack und LSD, sondern auch Computersucht, Sexsucht und Handysucht.

Selbst wenn keine Suchterkrankung diagnostiziert ist, wirken manche Menschen tatsächlich wie betäubt, wenn sie sogar im Gehen auf ihr Handy starren, oder beim Zocken gar nicht mehr mitbekommen, was um sie herum geschieht.

Hier könnte man also das Sittlichkeitsgelübde so interpretieren, dass man den Geist auch nicht durch Medienkonsum betäuben und einschränken soll

Alkohol im Alltag

Buddhisten legen das Gelübde unterschiedlich aus. Manche sind strikte Anti-Alkoholiker und lehnen auch Gebäck wie Rumkugeln oder Likörpralinen ab.

Andere stoßen dagegen zum Geburtstag mit einem Glas Sekt an oder trinken gemeinsam ein Feierabendbier.

Es gibt auch Berichte von buddhistischen Lehrern die Suchtprobleme bis hin zu deutlichen Abhängigkeiten von Alkohol oder anderen Drogen entwickelten.

Somit sind auch buddhistische Lehrer nicht vor Sucht gefeit.

Ein allgemeiner Konsens ist aber auch hier der "mittlere Weg" - keine Exzesse, sondern achtsam und bewusst, keine Grenzen überschreiten.

Alkoholsucht

Alkoholsucht ist eine Krankheit, ein Leiden, und der Buddhismus strebt an, die fühlenden Wesen vom Leiden zu befreien. Somit dürften die meisten Buddhisten eine Alkohol-Entziehung und Selbsthilfegruppen befürworten.

Es wäre aus buddhistischer Sicht nicht angebracht, den Suchtkranken verächtlich zu machen und wegen seiner "Charakterschwäche" auf ihn herabzuschauen.

Jeder Mensch macht in seinem Leben verschiedene Erfahrungen, die ihn prägen, hat andere Vorbilder und sucht nach unterschiedlichen Wegen um mit Krisen und Problemen umzugehen.

Manche geraten dabei in Abhängigkeiten - und es ist nicht gesagt, dass wir womöglich in dieser oder anderen Situationen ebenfalls eine negative Charaktereigenschaft, oder ein destruktives Verhalten entwickeln.

Diese Menschen brauchen also unser Mitgefühl und unsere Hilfe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Wie in den meisten Religionen gibt es "Hard-Liner" und "gemäßigte" Leute. Wer sich einem höheren Ziel widmet, wird sicher für das Verbot von Alkohol entscheiden.

littleshiro 
Fragesteller
 29.10.2022, 14:36

Warum?

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Johannes17Vers3  29.10.2022, 14:42
@littleshiro

Weil der Geist sich auf die geistigen Dinge konzentrieren muss, was der Alkohol aber verhindert.

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