Was ist nur mit mir los?
Hallo, ich habe seit ca 8 Jahren psychische Probleme. (Ich bin jetzt 20). Ich habe etliche Diagnosen in meinem Leben erhalten (Depression, Angsstörung, Anorexie, Bulimie) - habe mich aber nie wirklich verstanden gefühlt.
Seit meiner Jugend neige ich zu Suchtverhalten (Alkohol, Essstörung etc) und neige zu selbstschädigendem Verhalten inklusive SVV. Erst vor kurzem steckte ich wieder tief in einer Essstörung, habe aber vor 2 wochen mit dem Kampf dagegen selbst begonnen und es fällt mir tatsächlich auch nicht sehr schwer.
Nun zum Problem: seitdem ich die ES aufgebe bin ich wieder tief in meinen seelischen Problemen gefangen. Das betrifft: Starke Stimmungsschwankungen (innerhalb von stunden), dem Drang irgendetwas selbstschädigendes zu tun, gerade weil ich oft ein Leeregefühl empfinde, dass meine Bulimie sehr gut gefüllt hatte. Ich habe meine Identität mit der Essstörung aufgegeben und bin nun wieder völlig verwirrt und zerrissen, was mein Leben, meine Pläne etc angeht, weil ich nicht weiß, was ich eigentlich wirklich möchte. Dazu ist mein Selbstwertgefühl sehr schlecht bzw schwankend -an manchen Tagen kann ich die welt erobern, dann denke ich wieder jeder hasst mich und es gibt keinen Grund, warum jemand mich lieben würde. Das führt auch zu Problemen mit meinen engsten Freunden - ich erzähle mal sehr viel von mir und dann isoliere ich mich und tue, als ob alles gut ist und ich das auch alleine schaffe. Das führt zu sehr instabilen Beziehungsgeflechten, weil es alles sehr schwankt.
Ich bin einfach maßlos überfordert mit meinen Gefühlen/Gedanken und meinem ganzen Ich, auch wenn ich nicht mal weiß, was Ich überhaupt bedeutet. Ich bin auch seit Jahren in Therapie, aber letztendlich kommen diese Gefühle immer wieder, wenn ich keine destruktiven Bewältigungsstrategien mehr einsetze - aber ich kann ja nicht für immer in dem hin und her leben... Hat vielleicht jemand einen Tipp von oder eine Idee, was mit mir los sein könnte? Ich bin wirklich am verzweifeln - ich möchte doch nur mein Leben leben... Vielen Dank im Voraus. LG
3 Antworten
Hey,
erstmal finde ich es gut, dass du kämpfst und versuchst an dir zu arbeiten! Auch, dass du manches ohne Hilfe schaffen möchtest, ist wirklich sehr stark von dir!
Nun ist es nicht selten so, dass wenn eine Störung wegfällt, eine andere mehr Raum einnimmt. Die ES wird schwerer, dafür kommen die anderen wieder mehr zum Vorschein. Es ist wirklich nicht selten und genau das macht es ja auch oft so schwer. Du hast das Gefühl, dass es sich nicht lohnt, sobald man das eine angeht, kommt sowieso das nächste. Aber trotzdem ist es so verdammt wichtig weiter zu machen, sonst hört es ja gar nicht mehr auf.
Nun sagst du, dass dir die Therapie noch nicht ausreichend geholfen hat. Manchmal ist es sinnvoll, nach längerer Zeit, auch mal einen neuen Therapeuten zu suchen oder vielleicht sogar eine andere Therapierichtung auszuprobieren. Wer weiß, vielleicht wäre das eine riesen Chance?
Es gibt natürlich neben der klassischen Therapie noch weitere Möglichkeiten:
- Onlineberatungsstellen wie z.B. Der Weg nach Vorne bietet kostenlose, anonyme und vertrauliche Onlineberatung von professionellen BeraterInnen für Jugendliche und Erwachsene unter http://der-weg-nach-vorne.de/
- Telefonseelsorge (0800 111 0 111), die Hotline der TS ist Rund um die Uhr erreichbar.
- Selbsthilfegruppen, die natürlich Corona bedingt findet nicht viel statt, aber viele machen auch Online Meetings und manches startet bestimmt auch wieder vor Ort
- Tageskliniken, die natürlich noch viel, viel intensiver arbeiten können.
Sind so die Dinge, die mir eingefallen sind und die du mal ausprobieren könntest...
Vielen lieben Dank für diese ausführliche und hilfreiche Antwort. Ich könnte mir sogar tatsächlich vorstellen, mich mal bezüglich einer Tagesklinik umzuschauen. Vielleicht benötige ich einfach ein engmaschigeres Setting als nur die ambulante Therapie einmal die Woche.
Und aufgeben werde ich ganz sicher nicht - auch wenn ich in impulsgesteuerten Momenten zu derartigen Gedanken neige. Aber ich bin nicht so weit gekommen, nur um so weit zu kommen.
Nochmal danke :)
Ich kann dir hier im offenen Bereich nicht alles schreiben, was ich dir sagen könnte/wollte, als wenn man sich tatsächlich kennt. Aber augenscheinlich ist die Tera bei dir ja (bisher) nicht sehr erfolgreich gewesen. Es Wäre also gut neue Wege auszuprobieren.
Ich wünsche dir alles Gute und sorry dass ich dir hier nicht so viel helfen konnte.
Hey kein Problem und dankeschön :) Naja ich hatte ja bereits mehrere (stationär und ambulant) und meine jetzige Therapeutin hat mich auch enorm weitergebracht (früher war es deutlich schlimmer, heute kann ich ziemlich gut meine Gedanken und Handlungen reflektieren und so zb suizidale Impulse abwenden). Es ist nur unglaublich ermüdend, wenn man seit Jahren nicht weiß, was genau eigentlich los ist . Manchmal wünsche ich mir tatsächlich einfach eine Diagnose, die passt - so könnte ich vllt auch meine Therapierichtung danach auswählen. Klar es ändert das Problem nicht, aber es würde mir schon etwas Klarheit geben.
Hallo!
Stöbere mal auf der Seite https://www.overeatersanonymous.de/ , ob dich das anspricht. Bei OA kannst du nicht nur deine Essstörung zum Stillstand bringen, sondern auch an dem was sie auslöst, arbeiten.
In OA findest du Menschen mit verschiedenen Essstörungen. Der erste Schritt „Wir haben zugegeben, dass wir unserem Essverhalten gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr meistern konnten.“ spricht alle an.
Okay ich nehme jede Hilfe gerne an und werde das Forum mal besuchen! Danke ☺️
Hey danke für den Tipp, nur hatte/habe ich eine Anorexie purging typ - da weiß ich nicht, ob ich dort mit diesem Störungsbild auch Hilfe finden könnte :)