Sind Beziehungen, in denen Sex keine Rolle spielt, "persönlicher"/ tiefgehender?
Ich kann mir zumindest vorstellen, dass in solchen Beziehungen die Persönlichkeit, der Charakter des Partners/ der Partnerin nochmal eine andere Bedeutung besitzt. Sexuelle Aspekte (/das Aussehen?) spielen beim Verlieben keine Rolle, vielleicht macht das den Eindruck von der betreffenden Person irgendwie..."unverfälschter"?
2 Antworten
Hi Sevven,
also das Aussehen ist für mich ein ästhetischer Aspekt, der für mich schon auch eine Rolle spielt, aber in der Tat keine überbordend wichtige, wobei mir Männer mit langen Haaren doch schon deutlich eher mal auffallen ;-). Das heißt, ja, ich lege mehr Wert auf innere Werte, auf Ausstrahlung, auf Charakter – und auf Intelligenz – als auf das Aussehen. Natürlich muss vor allem auch die romantische Anziehung da sein.
Ob eine Beziehung durch das Fehlen des sexuellen Aspektes „unverfälschter“ wird – damit tue ich mich schwer. Damit wird impliziert, dass der sexuelle Aspekt die anderen irgendwie weniger wichtig macht. Das kann sicherlich bei manchen Menschen so sein, aber ich denke, für viele ist es das Gesamtpaket, und wenn man sexuelle Anziehung verspürt, dann gehört auch das meines Erachtens dazu – und kann auch vielleicht zur Tiefe beitragen und recht unverfälscht sein.
Ich denke, eine Beziehung wird dadurch unverfälscht und tief, dass man den anderen so akzeptiert, respektiert, liebt wie er ist, dass man zusammen Gefühle teilt und dabei immer noch man selber sein kann – und das können doch auch sexuelle Gefühle neben den anderen sein, denke ich.
Also für mich wird ein Mensch eh erst sexuell anziehend, wenn ich ihn sympathisch finde.
Aber ich finde, die Trennung Seele / Körper ist was Religiöses und im Gegensatz dazu sehe ich den Menschen als Einheit.
Also würde ich gerade nicht sagen, man nimmt den anderen ohne Interesse an Sex unverfälschter wahr, sondern eher, dass ein Teil evtl. gar nicht wahrgenommen wird.
Und das kann nämlich tatsächlich sehr belastend sein, wenn ein sexueller Mensch sich in einen asexuellen Menschen verliebt.
Für den sexuellen Menschen ist es m.E. zwar schon sehr schwer, wenn er keinen Sex mit dem der Geliebten haben kann, aber das Schlimmste ist, in seiner Sexualität nicht wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden, nicht begehrt zu werden und möglicherweise sogar die seuxelle eigene Seite dahingehend abgewerte zu sehen, dass das ein ekliges Bedürfnis sei, dass man heimlich allein zu erledigen hätte wie den Klogang.
Aber klar, es gibt auch Menschen, insbesondere Männer, für die die Attraktivität des Partners eine übergeordnete Rolle spielt und der Rest der Person wird kaum wahrgenommen, das ist sicherlich auch übel.
Wollte eigentlich ergänzen, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass nach gutem gemeinsamen Sex in gegenseitiger Wertschätzung durch Zusammenspiel von Emotionen und ausgeschütteten Hormonen eine fühlbare Intensivierung der Bindung passiert, die anderweitig vielleicht nicht erreichbar ist.
Denn letztlich sind Gefühle und Bindungen vor allem das, Botenstoffe.