Wie sollte man eher Vokabeln lernen

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Kartei Karten 10%

10 Stimmen

5 Antworten

Hallo,

es ist egal, ob du mit dem guten, alten Vokabelheft, einem Karteikasten oder elektronischen Vokabeltrainer arbeitest.

Vokabeln sollte man regelmäßig (jeden Tag 10 - 15 Min) in kleinen Portionen - Qualität statt Quantität - bringt mehr, als Marathonsitzungen - lernen. Spätestens nach 1 Stunde macht das Hirnkastl nämlich dicht!

Vokabeln schnell zu lernen bringt nur kurzfristigen Erfolg. Um Vokabeln effizient zu lernen, d. h. so, dass man sie auch abrufen und anwenden kann, sollte man sie nicht nur stur auswendig lernen, sondern 

Wortfamilien damit bilden: (Themen; Gegenteil; Nomen m. passendem V + Adj; etc.), z. B.

- attraction - attract - attractive

Bears are shy. Conflicts arise when they are ....attracted............ to human food. (attraction)

Weitere Beispiele:

- safety - save - safe

- aggression - aggressive - aggressor

- suggestion - suggest -suggestible

usw.

(de.scribd.com/doc/21322908/Cambridge-Dictionary-Word-Families-Building-Possibilities)

Weitere Möglichkeiten:

-Vokabeln mit ihren gegenteiligen Bedeutungen (opposites) gemeinsam lernen:

Adjektive: groß - klein, kalt - warm, jung - alt, arm - reich usw.

Verben: suchen - finden, aufwachen - einschlafen, (hin)setzen - aufstehen

-Vokabeln mit Synonymen gemeinsam lernen:

(an)wachsen, steigen, klettern, nach oben schnellen, zunehmen, größer werden, ...

reduzieren, schrumpfen, abfallen, (ab)stürzen, abnehmen, weniger werden, ...

Beispielsätze bilden 

Redewendungen aufschreiben 

Phrasal Verbs lernen: - Verben, die je nachdem mit welcher Präposition sie verwendet werden, unterschiedliche Bedeutungen haben - lernen,

z. B. look = schauen, sehen - aber

  • look at = anschauen
  • look for = suchen
  • look after = sich kümmern um, aufpassen auf
  • look forward to = sich freuen auf
  • ...

Vokabeln mit ihren (grammatikal.) Besonderheiten aufschreiben + lernen, z.B. folgt Gerund o. to-Infinitiv, welche Präposition, unregelm. Plural, Verb, Adj, Adv, usw. 

•Du kannst auch Haftnotizen m. dem jeweiligen engl. Wort auf alle Gegenstände, Haushaltsgeräte, etc. o. anderen Vokabeln in die ganze Wohnung kleben + Vokabeln sozusagen im Vorbeigehen lernen

Die meisten Schulen in Bayern empfehlen phase6, als Vokabeltrainer. Den muss man aber kaufen.

(siehe: phase-6 . de / opencms / Homepage /)

Pons bietet eine kostenlose Vokabeltrainer-App an, siehe: de . pons . com / specials / apps

oder gib bei Google - Vergleich Vokabeltrainer ein und folge den Links, z. B. diesen hier:

- https://www.sprachheld.de/besten-vokabeltrainer-apps/

- https://www.pcwelt.de/ratgeber/Freeware-Open-Source-Die-10-besten-Vokabeltrainer-zum-Download-1940249.html

Auch Stiftung Warentest hat Vokabeltrainer getestet. https://www.test.de/Apps-Vokabeltrainer-Englisch-Lernhaeppchen-4236368-0/

Egal für welches System du dich entscheidest, wichtig ist die Regelmäßigkeit (s.o.). 

•Vokabeln sollten auch mit allen Sinnen (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen/anfassen) gelernt+ am besten auch noch gesprochen, gesungen, gerappt, rhythm, in Versen + geturnt werden (typ. Handbewegung). 

Denk nur mal an das Lied 'Head + shoulders, knees + toes', das die Kinder - du vlt auch - heute schon im KiGa oder in der Grundschule lernen. 

Man sollte aber nicht vergessen, dass sich (nicht nur) Vokabeln "handschriftlich" besser lernen lassen als mittels Einscannens (https://www.cabuu.app/eigene-vokabeln), per Tippen auf der Tastatur oder dem Touchpad (ganz zu schweigen von der automatischen Wortergänzung).

•Vokabeln kann man auch spielen(d lernen) Stadt, Land, Fluß auf Engl., wer kennt die meisten engl. Tiere usw.?, Teekesselchen, Taboo, Memory, Bingo, Scrabble uvm.

engl. Fernsehen schaut 

engl. Radio hört (BBC im Internet, mit Podcast Download) 

engl. Podcasts hört

- Engl ganz leicht - Der neue Hörkurs, Hueber

- BBC im Internet, mit Podcast Download

- https://audiocollective.ted.com/

- http://www.manythings.org/listen/

- BBC Podcast 6 Minute English (Google)

- Podcastarchiv: Business Spotlight Podcast - podcast . de / podcast / 2756 / archiv /? seite=11

- Randall's ESL Cyber Listening Lab (Google)

- audioenglish.net

- autoenglish.org/listenings.htm

engl. Bücher liest

Lernkrimis: f. verschied. Lernjahre, m. Grammatikübungen 

penguinreaders.de (Level Easystarts – Adv) engl. Bücher f. verschied. Lernstufen 

Reading A-Z.com: The online leveled reading program, m. Büchern f. verschied. Lernstufen 

•Krimis/Thriller: H.MacInnes, C.Forbes, K.Follet, S.Sheldon, J.Fielding, E.George, R.Ludlum usw. 

Liebesromane z.B. R.Pilcher usw. 

Diese sind meist auch auf Dt erhältlich, so dass du dort auch mal nachschauen kannst, wenn du gar nicht mehr weiter weißt. 

Tipp z. Lesen engl. Bücher: 

Nicht jedes neue o. unbekannte Wort nachschlagen + rausschreiben. Das wird schnell zu viel + man blättert mehr im Wörterbuch, als dass man liest. So verliert man schnell den Spaß am Lesen. 

Nur Wörter nachschlagen, aufschreiben + lernen, die du für wirklich notwendig erachtest + wenn sich dir ansonsten der Sinn einer Passage nicht erschließt. Viele Wörter erklären sich ja auch bereits durch den Kontext. 

engl. Zeitungen, Zeitschriften + Comics liest, z.B. 

Spot on Das Magazin f Jugendliche, Hueber Vlg 

•(Business) Spotlight (mit Worterklärung) 

World + Press v. Schuenemann Vlg (Original-Artikel aus engl.sprachigen Tageszeitungen m. Vokabular) 

DVDs auch mal auf Engl schaut (v.a. wenn man den Lieblingsfilm auf Dt eh schon in + auswendig kennt.) 

•Engl Sprach- o Konversationskurs (z.B. VHS), Theatergruppe, Lesezirkel o. Stammtisch sucht. 

- Auch privat, mit Freunden, Familie usw Engl spricht + Alltagssituationen nachstellt: Tagesablauf, Kochen, Einkaufen, Arzt, Kino, Theater, Krankenhaus, Bäcker, Museum, Bahnhof, Flughafen, Hotel, Restaurant usw. 

- Beim Spazierengehen, auf dem Schulweg, beim Einkaufen usw. überlegt, wie die Dinge, die man sieht auf Engl heißen. Wörter, die man nicht kannte, daheim im Wörterbuch nachschaut 

•sich Skype einrichtet + engl Muttersprachler als Gesprächspartner sucht 

•engl Brief/Email/Chat/Tandempartner sucht 

•engl Tagebuch schreibt

Da eine Sprache aber nicht nur eine Aneinanderreihung v. Vokabeln ist, sondern diese auch noch möglichst sinnvoll zu Sätzen verbunden werden sollen, ist es genauso wichtig, regelmäßig 10 - 15 Min Grammatik zu üben: ego4u . de + englisch-hilfen . de.

Für das Englisch-Vokabular empfehle ich: 

1.Die 2000 wichtigsten Wörter Englisch, SilverLine, Compact Verlag.

(compactverlag . de/wrterbcher/englisch/die-2000-wichtigsten-woerter

2.Englischer Wortschatz in Sachgruppen, Hueber Verlag (amazon . de/Englischer-Wortschatz-Sachgruppen-Armin-Blass/dp/3190020779

3. Joanne Popp: Key words in context, thematischer Mittelstufenwortschatz Englisch

4.Louise Carleton-Gertsch: Words in context, thematischer Oberstufenwortschatz Englisch 

5.Wortschatztrainer Englisch, Klett Verlag (klett . de/produkt/isbn/3-12-519940-9

6.Thematischer Grund- und Aufbauwortschatz Englisch, Klett Verlag 

7.Besser in Englisch (10. Klasse, Oberstufe etc.), Cornelsen Verlag 

8.English Vocabulary in Use (elementary - advanced), siehe amazon 

9.Der große Lernwortschatz Englisch (Hans G. Hoffmann, Marion Hoffmann; Anaconda Verlag); siehe amazon

https://www.youtube.com/watch?v=FUW_FN8uzy0

Wichtiger als Vokabeln schnell zu lernen, ist es, sie effizient zu lernen, d. h. so, dass man sie auch abrufen und anwenden kann.

Nicht vorenthalten möchte ich dir hier aber die Methode, die Oliver Geisselhart unter folgendem Link vorstellt und nach der man 100 Vokabeln pro Stunde lernen können soll.

https://www.focus.de/wissen/experten/geisselhart/der-geisselhart-trick-englisch-vokabeln-behalten-leicht-gemacht_id_4040368.html

Auch interessant in diesem Zusammenhang auch: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-xplore/so-kannst-du-dein-gedaechtnis-tunen-100.html

:-) AstridDerPu

PS: Diese Tipps gelten ähnlich auch für andere Sprachen, wobei sich nicht alle Tipps sofort umsetzen lassen. Mit der Zeit und von Schuljahr zu Schuljahr aber immer mehr.


Jeremy423 
Beitragsersteller
 19.11.2024, 16:46

Weil das waren echt viele gute Tipps!!! Danke Schön!!!!!

Deine Entscheidung

Deine Vorauswahl ist bereits fehlerhaft, weil sie nur zwei Methoden nennt, die beide nicht effektiv sind. Deswegen hab ich einfach mal Option 3 genommen, um das auszuführen:

Der Erwerb von Sprache und damit Vokabeln funktioniert wie von der doppelten Input-Hypothese beschrieben: Du musst Botschaften verstehen und dazu die einzelnen Wörter, mit denen diese Botschaft realisiert wird.

Vokabeln lernt man entsprechend nicht isoliert, sondern in der natürlichen Anwendung mit i+1-Sätzen. Also Sätzen, in denen man nur ein Wort nicht kennt. Du musst nun Sätze lesen und die unbekannten Wörter dabei nachschlagen, um die Bedeutung in Erfahrung zu bringen und den Satz zu verstehen. Das funktioniert auch mit i+n-Sätzen, ist dann aber weniger effektiv als mit i+1.

Mach das auf Dauer und die Vokabeln bleiben ganz nebenbei hängen. Komplett ohne Heft oder Vokabelkarten.

Vokabelkarten als solche können nur dabei helfen, die Wörter im Kurzzeitgedächtnis zu behalten, bis du sie in einem neuen Kontext wiedersiehst. Erst, wenn du ein Wort in genügend Kontexten gesehen hasst, kannst du seine Bedeutung begreifen und es dir ultimativ merken.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Heft

In Englisch sind Vokabeln lernen so einfach. Ich muss mir Wörter nur kurz durchlesen und kann mindestens 90% auf Anhieb.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Alles für die Zukunft!

Hey Jeremy :) Als Forscher im Bereich Lernen kann ich sagen, dass prinzipiell beides funktioniert, aber mit Karteikarten geht es deutlich leichter, sich zu überprüfen. Wichtig ist vor allem, dass du tatsächlich übst, dich aktiv abzufragen - anstatt nur einfach das "Heft" oder "die Karteikarten" abzulesen. Zudem hilft es, mit Bildern - oder wie in den Kommentaren schon genannt wurde - Eselsbrücken zu arbeiten, um sich besser erinnern zu können.

Ich mache das immer digital in "Anki". Wenn du mehr dazu wissen möchtest, ich habe sogar ein eigenes YouTube Video dazu erstellt: https://www.youtube.com/watch?v=hsQFa19f0gc

Viele Grüße!

Bijan

Deine Entscheidung

Ganz dumme Antwort, aber es kommt darauf an, mit welcher Methode DU am besten lernen kannst. Ich selber bin zwar schon sehr sehr sehr lange aus der Schule draußen, bilde mich aber dennoch privat weiter und nutze zum Wiederholen die Lernkartei nach Sebastian Leitner (und zwar leicht modifiziert).
Ich nutze diese, weil es für mich (!) die Methode ist, mit der ich am besten lerne.

Das muss aber nicht zwangsweise bedeuten, dass diese Methodik auch etwas ist für Dich. Es gibt viele unterschiedliche Lernmethoden. Einige gehen über das Visuelle, andere über das Audiophile, wiederum andere verknüpfen beides miteinander.

Von daher kann man Dir schlecht DEN ultimativen Tipp geben.
Wichtig ist aber, dass Du wiederholst.

Ach so, und um den Tipp von Emissary sowohl zu bestätigen als auch zu erweitern: Die Vokabeln mit der Hand schreiben ist richtig, weil durch diese Bewegung andere Hirnareale aktiviert werden, was für ein besseres Behalten sorgt.
Gleichzeitig solltest Du die Vokabeln, die Du falsch hast, dann noch einmal "grob" auf Schmierzettel/Kladden/Schulhefte mit der Hand schreiben, was das Wiederholen noch einmal verstärkt. Auch das haftet besser im Gedächtnis.


Kawaraban  22.10.2024, 05:55

Die Theorie der Lerntypen wurde bereits seit langen und von verschiedenen unabhängigen Studien wiederlegt. Lerntypen existieren nicht. Jeder Mensch lernt Sprache auf die gleiche Art und Weise. Hier eine der Studien: https://www.apa.org/pubs/journals/releases/edu-edu0000366.pdf

Auch hilft Output, also Schreiben, nicht beim Spracherwerb weiter.

Tichuspieler  31.10.2024, 10:16
@Kawaraban

Guten Morgen,

endlich komme ich dazu, Dir zu antworten.
Auch wenn ich die Studie nicht gelesen habe, da sie in Englisch ist und ich meine Englischkenntnisse eher als suboptimal bezeichne, so gebe ich Dir bedingt recht.
Die Lerntypentheorie kann irgendwann Ende der 1980/Anfang der 1990er auf (so ich mich jetzt nicht vertue) und wurde seinerzeit auch recht schnell gehyped, bekam aber auch recht schnell wieder Gegenwind, weil ein Mensch manche Sachen eben nicht nur auf die eine Art und Weise lernen kann (abgesehen davon kenne ich es noch, dass es eine weitaus größere Lernfähigkeit/Merkfähigkeit gibt, wenn man mehrere Sinneskanäle nutzt).
Von der Seite gebe ich Dir recht: DEN Lerntypen gibt es nicht.
Andererseits zweifele ich Deine Worte dahingehend an, da ich an mir und an anderen Personen festgestellt habe, dass für mich/andere Personen doch eine gewisse Vorherrschaft für bestimmte Lerntechniken gelten. Ich zum Beispiel kann tatsächlich besser lernen, wenn ich einen Text lese. Erklärt mir jemand etwas auditiv, fällt es mir schwer, das ganze nachzuvollziehen. Ein Bekannter ist da genau umgekehrt: Er kommt mit auditiven Erklärungen wunderbar klar, hat aber Probleme, Texte visuell zu erfassen.
Von daher gibt es schon irgendwo "Lernart"-Typen.
Darum gibt es ja auch viele unterschiedliche Lerntechniken. Gäbe es nur eine einzige, wäre das sozusagen der Nürnberger Trichter (nicht, dass ich da etwas gegen hätte, aber ...)

Verstehe mich bitte nicht falsch: Ich bin eindeutig Team Wissenschaft, lese eher Artikel in Zeitschriften wie "Spektrum der Wissenschaft" bzw. "Bild der Wissenschaft" und bin der letzte, der "Fakenews", oder "Man will uns nur für dumm verkaufen" ruft.
Aber für mich hat Wissenschaft einen Hauch von Schrödingers Katze: Sie kann richtig sein und gleichzeitig falsch.
Wissenschaftler erstellen eine These, forschen, experimentieren, erfassen Daten und werten diese aus und kommen zur Bestätigung bzw. zur Nichtbestätigung der These, die sie dann mit empirischen Beweisen belegen.
Dabei kann es aber sein, dass sie vielleicht die eine oder andere Komponente nicht mit einfließen lassen, sei es, weil sie diese nicht kennen oder nicht daran denken (oder - will man ihnen Bösartigkeit unterstellen - bewusst weglassen, um IHR Ergebnis zu haben). Und vielleicht fällt irgendjemanden dies auf, stellt eine andere These auf, aber eben mit der fehlenden Komponente, forscht etc.pp und kommt zu einem ganz anderen Schluss.

Auch hilft Output, also Schreiben, nicht beim Spracherwerb weiter.

Naja, das kommt jetzt auf den Standpunkt an: Ich gehöre zu den Menschen, die behaupten, dass zu Spracherwerb auch die Schriftsprache gehört, nicht nur das Sprechen allein.
Aber das ist nur meine unmaßgebliche Meinung.

Sodele, jetzt kannst Du mich gerne als Faktenverweigerer, Schwurbler oder Aluhutträger bezeichnen (wie es ein Bekannter von mir macht, dessen eigene Fakten nicht kompatibel sind mit meiner bescheidenen eigenen Meinung).

Kawaraban  31.10.2024, 11:45
@Tichuspieler

Du solltest dir die Studie wirklich durchlesen. Weil sie geht auf deine Punkte ein. Sie untersuchte explizit die Lernfortschritte basierend darauf, als welchen Lerntyp sich die Teilnehmer ansehen. Und stellte fest, dass trotz der Aussage, sie lernen auf diese Art und Weise besser, keine besseren Lernfortschritte durch diese Methode erkennbar waren. Im Gegenteil: Sie machten eher schlechtere Fortschritte.

Wenn du Wissenschaft für wichtig hälst, kannst du gegen eine derartige These nicht mit "Ich fühle es anders!" angehen. Du müsstest eine eigene Untersuchung starten, die deine Aussage und dein Gefühl auch wirklich bestätigen kann. Im Regelfall kritisieren Leute Wissenschaft immer dann, wenn ihre subjektive Ansicht nicht bestätigt wird. Kritik basierend auf "Die haben eine Komponente nicht einfließen lassen!" halte ich da für relativ fragwürdig, wenn die Gegenaussage nur ist "Ich fühle es anders."

Zudem ist das nicht die einzige Studie zu dem Thema. Es gibt seit Jahren zahlreiche unabhängige Studien dazu, die alle zu dem selben Ergebnis kommen. Und das ist schon recht bezeichnend.

Auch das mit dem Output ist keine Sache das Standpunkts. Es ist nachgewiesen und auch ganz logisch: Wie will man sich Sprache aneignen, wenn man sie nicht aufnehmen kann? Dann müsste man sie in sich heraus erfinden. Was eher kontraproduktiv ist.

Der Wert des Outputs beim Sprache lernen ist nur, dass man mit ihm neuen Input provozieren kann, mit dem man dann wieder lernen kann. Die Grundlage des Spracherwerbs ist aber Input.

Tichuspieler  31.10.2024, 16:33
@Kawaraban
Sorry, aber wie kommst Du bitte auf:
Wenn du Wissenschaft für wichtig hälst, kannst du gegen eine derartige These nicht mit "Ich fühle es anders!" angehen.

?
Ich habe nie geschrieben, dass ich es anders fühle. Ich habe geschrieben, dass ich Erfahrungswerte habe. Und ein Erfahrungswert (Ich lerne besser visuell als audiophil) ist definitiv kein Gefühl.

Der Wert des Outputs beim Sprache lernen ist nur, dass man mit ihm neuen Input provozieren kann, mit dem man dann wieder lernen kann. Die Grundlage des Spracherwerbs ist aber Input.

Zweifelsohne.
Was aber meiner Aussage nicht widerspricht. Aber - und in diesem Fall dann doch Gefühl - stellst es dar, als wären meine Aussage falsch.
Zum Spracherwerb gehört auch das Schriftliche. Wir Menschen kommunizieren nicht bloß mündlich. Ich spreche ja auch nicht den Text in dieses Posting, ich schreibe ihn.

Wenn ich zum Beispiel ein englischsprachiges Buch lese, finde ich viele Vokabeln, die ich nicht kenne. Also schlage ich sie nach, schreibe sie mir aus Lernkarteien auf, fast immer mit Beispielsätzen (die Software Linguee bietet da sehr viele Beispielsätze, man kann sich aber auch auf anderen Seite Sätze holen). Manche Sätze, die ich finde, beinhalten ebenfalls neue Vokabeln, die ich nicht kenne. So vergrößere ich meinen Wortschatz.
Und für mich (!) ist diese Methode eben zielführend.
Und das ist nun mal ein Fakt. Kein wissenschaftlicher zwar, aber ein Fakt.
Ein Fakt, weil Erfahrung, nicht Gefühl.

Um Vokabeln "auf Kette" zu haben, müssen sie wiederholt werden. Das gilt sowohl im Schriftlichen als auch im Mündlichen. Im Schriftlichen ist es jedoch wesentlich einfacher: Wann hat man schon mal großartig die Gelegenheit, sich mit Menschen in der Sprache zu unterhalten?
Englisch geht vielleicht noch.
Vielleicht auch noch die eine oder andere westeuropäische/südeuropäische Sprache (Französisch/Italienisch/Spanisch, vielleicht sogar noch türkisch). Griechisch wird aber schon schwieriger, jemanden zu finden, mit dem man sich mündlich in dieser Sprache unterhalten kann.

Ich bleibe dabei: Sprache ist für mich nicht nur sprechen, sie ist für mich auch schreiben Und für mich persönlich ist das Schreiben von Vokabeln (oder anderen Fakten) der beste Weg, damit ich es lerne und behalte.

Kawaraban  01.11.2024, 01:06
@Tichuspieler

"Ich habe nie geschrieben, dass ich es anders fühle. Ich habe geschrieben, dass ich Erfahrungswerte habe. Und ein Erfahrungswert (Ich lerne besser visuell als audiophil) ist definitiv kein Gefühl."

Du versuchst die Wissenschaft zu kritisieren, indem du ihr vorhälst, sie würde manche Dinge vernachlässigen ... während du dann versuchst als "Beweis" etwas zu nutzen, das noch viel mehr Aspekte vernachlässigt und an sich nur ein rein subjektiver Eindruck einer einzelnen Person ist. So funktioniert das halt nicht.

Nenn es "Erfahrungswert" wenn du willst. Aber genau das haben diese Studien ja untersucht: Wie gut die Leute wirklich lernten und wie gut sie behaupteten, gelernt zu haben.

Es ist auch etwas problematisch, wenn du hier versuchst eine Studie zu kritisieren, bei der du direkt im ersten Schritt erklärt hast, dass du sie nicht gelesen hast.

Und da muss ich doch fragen: Geht es dir wirklich um die Wissenschaft, oder suchst du nur auf irgendeine Art und Weise Bestätigung?

Wenn du jetzt von deinem Lernvorgang berichtest, stößt du nur auf folgendes Problem: Du vergrößerst deinen Wortschatz durch den verständlichen Input, den du durch das Nachschlagen im Kontext bekommst. Nicht durch das Aufschreiben auf Vokabelkarten. Ich garantiere dir, dass du die Vokabelkarten weglassen könntest und dennoch Fortschritte machen würdest. Wahrscheinlich würdest du dann gar schneller vorankommen, eben weil du dir das zeitaufwendige Unterfangen sparst, alles nochmal aufzuschreiben.

Der Konsens unter Sprachlernern ist: Man sollte so wenig Zeit wie möglich mit Vokabelkarten verbringen. Dazu gehört das Erstellen und das Wiederholen. Weil man die Vokabeln mit Karteikarten nur im Kurzzeitgedächtnis behält, aber wegen mangelnden Kontext nicht gut lernt. Wirklich einprägen tun sie sich erst, wenn man sie wieder im Kontext sieht.

Jetzt sprichst du von Fakt und Erfahrung, aber in diesem Aspekt weist du nur Elementen deines Lernvorgangs Fortschritte zu, für den sie nicht verantwortlich sind. Und der Beweis dafür ist, dass du mit einer Sprache, die du komplett ohne Vokabelkarten lerntest, wesentlich besser klarkommst als mit der, die du nun über Vokabelkarten lernen willst: Nämlich deine Muttersprache.

Wenn du gegenteilig argumentieren willst, dann funktioniert das nicht mit "Ich poche einfach auf meine Meinung und dann stimmt das schon!" Du müsstest es nachweisen. Ein Nachweis funktioniert nicht mit "Ich empfinde das so!" Weil deine Erfahrung ist nur eine Empfindung. Du selbst bist dir nicht bewusst, was wirklich zu deinem Lernfortschritt beiträgt.

Tichuspieler  01.11.2024, 17:33
@Kawaraban
Du versuchst die Wissenschaft zu kritisieren, indem du ihr vorhälst, sie würde manche Dinge vernachlässigen ...

Nein, das ist so nicht korrekt. Ich kritisiere nicht die Wissenschaft, ich weise nur darauf hin, dass Wissenschaftler Menschen sind und Menschen Fehler machen, etwas vergessen können oder auch nicht kennen.
Das ist keine Kritik an der Wissenschaft, das ist nur der Hinweis, warum man wissenschaftliche Fakten nicht per se als endgültige Wahrheit ansehen sollte. Wäre ein Fakt eine endgültige Wahrheit, braucht man nicht weiter forschen.
Aber wie oft erfährt man, dass eine wissenschaftlilche These widerlegt wird. Die nun wiederum eine Widerlegung erfährt usw. usf.
Das ist auch nicht als Kritik zu verstehen. Ich kann deswegen auch nicht nachvollziehen, warum Du mir "unterstellst", ich würde Wissenschaft "kritisieren". Nein, tue ich nicht. Ich bin mir aber bewusst, dass Wissenschaft immer wieder neue Erkenntnisse bringt/bringen kann, die die einstige These widerlegen/widerlegen können.

Weil man die Vokabeln mit Karteikarten nur im Kurzzeitgedächtnis behält, aber wegen mangelnden Kontext nicht gut lernt. Wirklich einprägen tun sie sich erst, wenn man sie wieder im Kontext sieht.

Ich zitiere mich da einmal selber:

Also schlage ich sie nach, schreibe sie mir aus Lernkarteien auf, fast immer mit Beispielsätzen (die Software Linguee bietet da sehr viele Beispielsätze, man kann sich aber auch auf anderen Seite Sätze holen).

Aber ich gebe Dir recht: Die Vokabel allein ohne Kontext ist schwierig einzuprägen. Streng genommen geht es sogar noch viel weiter, weil es noch diverse andere Einflüsse gibt, das würde jetzt aber den Rahmen unserer (wie ich persönlich finde fruchtbaren) Diskussion sprengen.

Weil man die Vokabeln mit Karteikarten nur im Kurzzeitgedächtnis behält,

Jein. Aber auch ja. Es wurde wissenschaftlich belegt, dass etwas bewusst Gelerntes tatsächlich in unserem Gehirn abgespeichert ist. Es kann also durchaus sein, dass Du bewusst etwas lernst (sagen wir spaßeshalber einmal, die Französische Revolution fand von 1789 - 1799 statt), und obwohl Du es jahrelang nie wiederholt hast, kann es durchaus sein, dass vielleicht 10 Jahre später bei einer Quizshow die Frage siehst, von wann bis wann fand die Französische Revolution statt, und Du sagst wie aus der Pistole geschossen 1789 - 1799.
Das Problem ist halt, dass Du in dem Moment auf die Antwort kommst, ist mehr oder minder purer Zufall.
Ich bin in dem Punkt etwas sehr abstrakt. Ich stelle mir vor, dass in unserem Gehirn Millionen und Abermillionen kleiner Schubladen stecken, und in jeder befindet sich ein Wissensfakt. Will man nun diesen Fakt in seinen Kopf holen, flitzt unsere innere Suchmaschine los, durchforstet alles, findet zwar die Schublade, hat aber das "Problem", dass sie so dermaßen schwer aufgeht, dass er nicht an die Info kommt.
Darum soll der Mensch wiederholen. Das Wiederholen ölt sozusagen die Schubladen und man kommt ans Wissen ran.
Aber wie gesagt: Einerseits sehr abstrakt, andererseits spielen noch andere Faktoren eine Rolle, die aber den Rahmen ...

Und der Beweis dafür ist, dass du mit einer Sprache, die du komplett ohne Vokabelkarten lerntest, wesentlich besser klarkommst als mit der, die du nun über Vokabelkarten lernen willst: Nämlich deine Muttersprache.

Auch in dem Fall gebe ich Dir bedingt recht.
Hier sollten wir unterscheiden zwischen dem aktiven und dem passiven Wortschatz. Ich hatte einmal gelesen, der aktive Wotschatz ist im Durchschnitt 12.00 - 15.000 Wörter groß, der passive etwa das drei - vierfache (so 35.000 - 45.000 Wörter). Sagen wir also einmal - der Einfachheit halber - im Durchschnitt kennen wir 50.000 Wörter (also aktiver und passiver Sprachschatz zusammen). Wenn wir jetzt aber zählen würden, wie viel wir von unserem aktiven Wortschatz wirklich nutzen, sieht es relativ mau aus, auch wenn Wissenschaftler mittels Befragungen herausgefunden haben, dass Männer und Frauen etwa gleichviel am Tag sprechen, etwa 5500 Wörter, so finden sich trotzdem viele Wiederholungen.
Also würde aufgrund dessen unsere Sprache eigentlich verkümmern.
Uneigentlich aber gibt es diese komische Erfindung namens Lesen, und indirekt ist Lesen sowas wie Karteikarten: Man liest ein wenig genutztes Wort und erklärt sich im Bruchteil einer Sekunde die Bedeutung. Klar, es ist nicht die Art nach Leitner, aber trotzdem funktioniert es.

Zum Abschluss noch einmal: Ich kritisiere keine Wissenschaft (noch nicht mal die IG Noble), sage aber, das Wissenschaftler nun mal Menschen sind und damit alles andere als unfehlbar.

Ich weiß, auf welche Art ich persönlich am besten lernen kann, behaupte aber gleichzeitig, dass es viele andere Menschen gibt, die eine vollkommen andere Methode brauchen. Vielleicht benutzen sie die MindMap, vielleicht haben sie ein eidetisches Gedächtnis, vielleicht kommen sie mir der Methode klar, die Du empfiehlst. Und das ist auch alles in Ordnung. Wir sind Menschen und niemand ist so wie der andere. Auch nicht im Lernen.

Kawaraban  03.11.2024, 01:51
@Tichuspieler

Das Problem hier ist, dass du bei den Lernwegen quasi argumentierst: "Jeder muss auf seine eigene Art und Weise verdauen!" Und das eben auch über zahlreiche unabhängige Studien hinweg, die zum gleichen Ergebnis kamen. Es gibt nunmal Dinge, die absolut jeder Mensch gleich macht.

Es lernt bereits jeder seine Muttersprache auf dem gleichen Weg. Und jene, die immer behaupten, wie sie eine Sprache ja auf anderem Wege besser lernen sind auch immer jene, die sie nicht wirklich beherrschen und dann denen, die richtig lernen, vorwerfen, nur Clickbait zu betreiben, wenn sie von ihren wesentlich schnelleren und besseren Ergebnissen berichten.

Tichuspieler  06.11.2024, 19:49
@Kawaraban
und dann denen, die richtig lernen, vorwerfen, nur Clickbait zu betreiben, wenn sie von ihren wesentlich schnelleren und besseren Ergebnissen berichten.

Das wirst Du mit Sicherheit nicht von mir hören. Wie ich schon schrieb, bezweifele ich nicht, dass es ziemlich viele Menschen gibt, die mit Deiner präferierten Methode am besten lernen.

Und jene, die immer behaupten, wie sie eine Sprache ja auf anderem Wege besser lernen sind auch immer jene, die sie nicht wirklich beherrschen

Ich habe meinen Wortschatz dadurch vergrößerst, dass ich sehr viel gelesen habe (und noch immer viel lese) und nicht Deinen empfohlenen Weg gegangen bin. Mit Deiner Aussage behauptest Du, dass ich Deutsch nicht wirklich beherrsche.

Kawaraban  07.11.2024, 07:07
@Tichuspieler

Wer sagt denn, dass viel lesen nicht hilft? Ich war es jedenfalls garantiert nicht.