Wie gut werden Gehörlose Menschen integriert?

Gehörlose Menschen werden sehr gut integriert 75%
Sie werden nicht sehr gut von den Hörenden integriert 25%
Sie fügen sich selbst nicht gut in die Gesellschaft ein 0%
Beide Seiten binden Gehörlose schlecht ein 0%

8 Stimmen

2 Antworten

Gehörlose Menschen werden sehr gut integriert

Integrieren muss die Gesellschaft, aber genauso aktiv auch der Gehörlose.

Nach 40 Jahren Arbeit mit Gehörlosen Jugendlichen, - betreuend, beratend, behindertengerechte Angebote machend, sowie 25 Jahren im Mandat des Schwebehindertenbeauftragten in nem recht großen Unternehmen (Unterstützung für die Arbeitnehmer, aber auch Arbeitssuchende) kann ich sagen: Ja, in unserer Gesellschaft wird mit viel Erfolg Integration betrieben. Barrierefreiheit, wie z.B einfache Sprache, Untertitel, Umschreibung von Texten (Führerschein), Unterstützung im Schulunterricht, (Dolmetscher, Technische Hilfen…) ist gesetzlich (AGG) verlangt und wird auch umgesetzt. Die Gehörlosenkultur ist akzeptiert und wird gefördert.
Im Arbeitsleben haben GL, dokumentiert im SGB 9 , die gleiche Unterstützung bzgl. Einstellung, Kündigung, Teilhabe, wie alle Behinderten. Und Vieles mehr.
Man spricht momentan auch nicht mehr von Integration, sondern von Inklusion.
Wobei: Ich behaupte, GL fühlen sich in einer Gemeinschaft von ihresgleichen am wohlsten! Sie können plaudern, sich austauschen und ihre etwas sich von der Hörenden unterscheidende Denk- und Empfindungsweise wird verstanden.

Nicht machbar ist, dass Hörende DGS (über Einfachstes hinaus) erlernen.
Ist einfach zu schwierig…und eventuell nicht rentabel: Die Behinderung ist mittlerweile sehr gut durch CI reduzierbar.

Andererseits, beim Thema Integration, müssen sich halt auch die GL selbst um Integration bemühen! Abgesehen davon, dass sie, wie o.e., sehr gerne und häufig „unter sich“ sind, also für sich keinen Bedarf an Integration sehen?

Kritisch sehe ich, dass, relativ gesehen, mehr GL arbeitslos sind, als Nichtbehinderte. Allerdings ist die Perspektive sehr positiv. (Sogar telefonieren ist möglich). Manchmal liegt s mEn an Vorurteilen bzgl. Kommunikation (CI-Träger haben die gleiche Arbeitslosenquote, wie Hörende.
Kritisch sehe ich auch die schlechtere psychologisch/psychiatrische Betreuung.

@ Fragesteller: Solltest Du selbst gl sein, vielleicht meinen Text nicht ganz verstehen, dann melde Dich - ich schreib s gern für Dich bisschen um.🤘


tanztrainer1  08.02.2025, 16:02

Wer Interesse hat, kann sich die DGS sehr wohl aneignen. Selbstverständlich gehört dazu, dass man es auch wirklich immer wieder übt.

Highner64  08.02.2025, 20:35
@tanztrainer1

Ich schrieb…“(über Einfachstes hinaus)“! Ein anspruchsvolleres Gespräch in DGS ist mMn für jemanden, der sich DGS selbst aneignet und auf Grund fehlenden dauerhaften Kontakts zu GL nicht möglich. Obwohl, da geb ich Dir recht - nach 10 Jahren täglichen, intensivstem Üben, bekommt man sicherlich einen hohen Wortschatz. Ob auch Einblick 9n die DGS-Grammatik, oder das wichtige Mundablesen, bleibt dahingestellt.
Diesen Aufwand kann man von Hörenden - allein wegen angestrebter Integration - nicht erwarten….


Was mich interessiert: Auf welchen Erfahrungen, welcher Grundlage basiert Deine -doch sehr entschiedene - Meinung?

tanztrainer1  08.02.2025, 21:50
@Highner64

Habe eben im Bekanntenkreis einige Gehörlose. Interessant ist es auch, dass es auch noch sogenannte Dialekte gibt.

Mit diesen Büchern habe ich das damals gelernt, mit der Ausgabe für Bayern, gibt es auch extra für Norddeutschland.

https://www.viko-medien.de/

Manche Gesten sind oft selbsterklärend, andere haben oft im Zusammenhang mit der Mimik unterschiedliche Bedeutungen. Darum wurde es durch die Maskenpflicht während Corona leider recht schwierig.

Man muss eben immer wieder üben.

tanztrainer1  08.02.2025, 22:08
@tanztrainer1

Die GL in unserem Sozialkaufhaus nutzen zur Kommunikation mit Leuten, die die Gebärdensprache nicht beherrschen, ihr Smartphone. Das funktioniert ganz gut.

Highner64  09.02.2025, 02:17
@tanztrainer1

Das ist ja alles sehr interessant…nur, weißt Du…, wem erzählst Du das? Ich habe 40 Jahre lang 5 mal täglich 9 Stunden im direkten Kontakt mit GL jeder Couleur gearbeitet und sogar gelebt. DGS und LBG beherrsche ich, wie unsere Lautsprache…da kommen Deine Tipps schon ein bisschen irritierend rüber.

Allerdings finde ich s schon toll, dass Du Dich so engagierst.. . Damals, während Corona, habe ich übrigens einige 100 Masken mit Klarsichtscheibe vor der Mundpartie geordert. Hat prima geklappt…na ja, manchmal ist die Scheibe auch von der Atemluft beschlagen - dann hat s nix mehr gebracht.

Wie Du sicherlich merkst, werden DGS-kompetente Hörende von GL voll gemocht.

tanztrainer1  09.02.2025, 08:21
@Highner64

Mir war klar, dass Du das sowieso weißt.

Allerdings war es eher für andere, die das mitlesen.

Das mit der Maske mit Klarsicht ist trotzdem eine gute Idee.

Einer meiner besten Freunde ist ein GL.

Er chattete mal mit einem Freund übers Internet via Gebärdensprache.

So ein Idiot meinte dann mir gegenüber, dass der wohl nicht "ganz richtig im Kopf" wäre. Dem sagte ich dann gehörig die Meinung.

Ein anderer merkte nicht mal, dass er eben ein GL ist, und regte sich über den "unhöflich Stoffel" auf. Dem musste man es dann auch erklären.

Mittlerweile nutzt er ein Smartphone mit recht großem Display, was wirklich sehr hilfreich ist.

Sie werden nicht sehr gut von den Hörenden integriert

Sie werden gut von dem Staat integriert, das ist aber ein Marathonlauf zwischen Kostenträgern, der abgeschafft werden muss.

Gehörlose werden privat gut integriert und integrieren sich auch privat. Besonders die älteren benötigen jedoch einen gemeinsamen Feind für den Gruppenzusammenhalt. Bei den jüngeren ist das etwas chaotischer. Die sind in der Findungsphase.

Leider gibt es jedoch keine Dolmetscheransprüche im Privatbereich und hohe Arbeislosigkeit und Dolmetschermangel. Letzteres ist ein hausgemachtes Problem von beiden Seiten. Bei Arbeitslosigkeit muss der Gesetzgeber nicht nur bei Gehörlosen nachsteuern. Und für den Privatbereich und die öffentliche Teilhabe müssen höhere Kontingente her.


Highner64  08.02.2025, 21:45

Wie sollte/könnte denn derGesetzgeber bei Arbeitslosigkeit nachsteuern? Gl erhalten eine hervorragende Ausbildung nach höchsten Qualitätsstandarten - (bis hin zur Möglichkeit, das Abitur zu machen. ). Es gibt mannigfache Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche, der Jobvermittlung, Weiterqualifikation, technischer Hilfen. Und natürlich beste gesetzliche Integrationsvorgaben.
Inwiefern bedarf es eines Mehr an finanzieller Unterstützung im Privaten? Es gibt Nachteilsausgleiche, Gehörlosengeld, Pflegegeld, diverse unterstützende Behörden (IfD), Freifahrten mit Öffis, den Behindertenausweis, . Auf den beruflichen Bereich - i.d.R. für Dolmieinsätze - das Persönliche Budget.

Der Einsatz von Dolmis für Privates kann - natürlich mit einem gewissen Aufwand - auch genehmigt werden. Einkaufsgänge, Arztbesuche, etc. ist der GL durchaus in der Lage, selbstständig zu meistern - die sind ja nicht blöd!

Dass ältere GL einen „gemeinsamen Feind“ , (wer/was soll das sein?) , Zwecks besserem Zusammenhalt benötigen, ist Quatsch, schon fast diskriminierend.
Was Du mit „chaotischer in der Findungsphase (?)“ meinst, ist leider unverständlich und kann ich so auch nicht bejahen.

Bzgl. Des Dolmimangels gebe ich Dir Recht…z.T. Zumindest: Es verlangt ein Studium, Zulassungsvoraussetzung ist Beherrschen von DGS auf sehr hohem Niveau - und die komplette Ausbildung kostet ca. € 20000,-. Das kann nicht jeder machen. Klar ist dann, dass die I.d.R. auf Honorarbasis arbeitenden Dolmis einen sehr hohen Stundenlohn verlangen.
Der Qualitätsanspruch der GL ist sehr hoch…nicht überall und nicht spontan sind Dolmis verfügbar, die Einsätze müssen geplant werden und eben auch vom Persönlichen Budget gedeckelt werden können. Alles sehr komplex. Na ja, der Kostenträger muss natürlich auch wirtschaftlich arbeiten - das schuldet er dem Steuerzahler.

buggless  09.02.2025, 00:21
@Highner64

Die Förderung von Gehörlosen ist unter gewissen Aspekten exzellent. Die Realitäten sind aber überdenkenswert.

Gibt es in Deutschland eine Schule, die ein Abitur anbietet? und ohne Internat wie viele Schulen?

Wie viele Anläufe braucht man selbst bei persönlichem Budget um einen Wasserschaden mit Vermieter, Gutachter und Dolmetscher zu beurteilen.

Stehen Dolmetscher bei Einzelinklusion in der Pause zur Verfügung.

Wie viele Bilinguale Schulen mit DGS kennst du.

Welche Rolle spielt die KMK. Ist sie ein Hemmschuh in Sachen Studienplätze für Dolmis.

Wo ist DGS ein Wahlfach, Wahlpflichtfach oder eine zweite Fremdsprache. Geht das in Deutschland, in anderen Ländern.

Was muss der Gesetzgeber machen, damit Behinderte und GL die gleichen Arbeitslosenquoten haben wie jeder andere oder ist unser System nicht doch vollständig Überarbeitungsbedürftig.

Kennst du eine einzige Rechtsnorm, welche die Privatwirtschaft in die Pflicht nimmt, ist das in anderen Ländern anders?

Abgrenzungseffekte von Gruppen sind seit dem alten Griechenland bekannt, dass ein gemeinsamer Feind einig macht. Mal ausgeprägter, mal weniger ausgeprägt. Ein ganz normales Phänomen. Hier wäre u.a. zum Beispiel der Oralismus. Hat das Einschnitte hinterlassen.

Grundsätzlich befinden sich Jugendliche immer in einer Findungsphase. Hinzu kommt, dass die neue heterogene Situation: CI, Einzelinklusion, Auflösungstendenz Sonderpädagogischer Schulen m.E. durchaus noch nicht im Gruppenverständnis verarbeitet ist. -

Dolmetscher kann man auch ohne Studium werden und sogar mit Abschluss. Honorar Dolmis verdienen übrigens in ihrer Gehaltsgruppe unterdurchschnittlich. - Realität ist auch, dass nicht jeder, der zum Dolmetschen herangezogen wird auch ein Dolmi ist. Nicht schön, aber zur Not frisst der Teufel eben auch Fliegen. Zumindest, wenn es von beiden Seiten so gewünscht wird.

buggless  09.02.2025, 00:27
@Highner64

Die Förderung von Gehörlosen ist unter gewissen Aspekten exzellent. Die Realitäten sind aber überdenkenswert.

Gibt es in Deutschland eine Schule, die ein Abitur anbietet? und ohne Internat wie viele Schulen?

Wie viele Anläufe braucht man selbst bei persönlichem Budget um einen Wasserschaden mit Vermieter, Gutachter und Dolmetscher zu beurteilen.

Stehen Dolmetscher bei Einzelinklusion in der Pause zur Verfügung.

Wie viele Bilinguale Schulen mit DGS kennst du.

Welche Rolle spielt die KMK. Ist sie ein Hemmschuh in Sachen Studienplätze für Dolmis.

Wo ist DGS ein Wahlfach, Wahlpflichtfach oder eine zweite Fremdsprache. Geht das in Deutschland, in anderen Ländern.

Was muss der Gesetzgeber machen, damit Behinderte und GL die gleichen Arbeitslosenquoten haben wie jeder andere oder ist unser System nicht doch vollständig Überarbeitungsbedürftig.

Kennst du eine einzige Rechtsnorm, welche die Privatwirtschaft in die Pflicht nimmt, ist das in anderen Ländern anders?

Abgrenzungseffekte von Gruppen sind seit dem alten Griechenland bekannt, dass ein gemeinsamer Feind einig macht. Mal ausgeprägter, mal weniger ausgeprägt. Ein ganz normales Phänomen. Hier wäre u.a. zum Beispiel der Oralismus. Hat das Einschnitte hinterlassen.

Grundsätzlich befinden sich Jugendliche immer in einer Findungsphase. Hinzu kommt, dass die neue heterogene Situation: CI, Einzelinklusion, Auflösungstendenz Sonderpädagogischer Schulen m.E. durchaus noch nicht im Gruppenverständnis verarbeitet ist. -

Dolmetscher kann man auch ohne Studium werden und sogar mit Abschluss. Honorar Dolmis verdienen übrigens in ihrer Gehaltsgruppe unterdurchschnittlich. - Realität ist auch, dass nicht jeder, der zum Dolmetschen herangezogen wird auch ein Dolmi ist. Nicht schön, aber zur Not frisst der Teufel eben auch Fliegen. Zumindest, wenn es von beiden Seiten so gewünscht wird.

Highner64  09.02.2025, 02:32
@buggless

Na, Du scheinst Dich ja toll auszukennen. Warum stellst Du mir dann diese Fragen?
Manch4s ist auch etwas wirr geschrieben, da wird s schwierig, das zu interpretieren…und Deine Intention - außer vielleicht einer allgemeinen Kritik an unserem Sozialsystem (die ich dank fachlichen Wissens nicht nachvollziehen kann), versteh ich auch nicht.

Alles n bisschen geschwollen ausgedrückt - wem willst Du damit imponieren?

buggless  09.02.2025, 11:10
@Highner64

Die Frage lautet. Integration Gehörloser. Spezifiziert auf Junge Menschen in unserer Gesellschaft. Also Ausbildung und Berufseintritt und Anfang, sowie natürlich auch das gesellschaftliche Umfeld.

Integration in die Gesellschaft ist weitaus mehr als das Bereitstellen von steuerfinanzierten persönlichen Fördermitteln und deren Abruf durch nicht Blöde. Und es gehören auch die tatsächliche Situation und Gruppenprozesse dazu.

Ich habe nur meine Schlussfolgerungen aus Primärwissen geschrieben, welches ich persönlich im Gespräch mit Gehörlosen erworben habe und Wissen aus allgemein zugänglicher Quelle. Genauso, wie du deine Kenntnisse auch geschrieben hast.

Eine Diskussion der Intention ist sicher im Hinblick auf die gestellte Frage gerade noch diskutabel, auf das Niveau des letzten Satzes, also Sprachstil und Anspielungen lasse ich mich jedoch nicht herab. Bitte habe Verständnis dafür, dass ich die Diskussion daher als beendet betrachte.

Highner64  09.02.2025, 20:58
@buggless

Ja, das ist gut und ich unterstütze Deine schlussendliche Entscheidung voll. Es fällt mir halt wirklich sehr schwer, zu erraten, auf was Du raus willst. Nur Eins: Vergleiche bitte nicht:
- Dein „Primärwissen“ ( was ist das überhaupt? Du meinst sicherlich „Grundwissen“…_ dann schreib das doch!), Schlussfolgerungen aus Grundwissen sind meist übrigens falsch,
Deine Erkenntnisergebnisse aus Gesprächen können nur lapidar sein,
Dein Wissen aus allgemeinzugänglichen Quelle sind nachvollziehbar nur allgemeingültige Plattitüden,
- mit
meinen fachlich tiefgehenden Kenntnissen, meiner Erfahrung. Mein Wissen habe ich z.B. aus unzähligen fachspezifischen Fortbildungen in GL-Pädagogik, -Sozialisation,- Kommunikation, -Politik, - Behindertenrecht. Ich hatte mit Landratsämtern, Integrationsämtern, aber auch den Unis in Göttingen und Marburg Kontakt und zusammengearbeitet.

Aber lassen wir s jetzt…