Welches dieser beiden Themen und Epochen interessiert euch am meisten beim Römischen Reich?
16 Stimmen
2 Antworten
Spannend sind natürlich immer Übergangszeiten, da in solchen Epochen besonders viel passiert und sich ändert. Das sind auch die Zeiten mit der größten Auswahl an populärwissenschaftlichen Büchern.
Die am besten untersuchte Übergangszeit beim Römischen Reich ist das Ende der Republik und der Beginn des Prinzipats (ca. 82 vor Chr. bis 14 nach Christus). Es ist die Zeit der größten Ungleichheit zwischen Arm und Reich und der damit bedingten allgemeinen Unzufriedenheit mit ständigen Straßenkämpfen und Egozentrikern, welche versuchen diese Situation zu nutzen, um selbstherrlich zu regieren.
Den wohl fast ebenso bedeutende Umbruch stellt der Niedergang des Römischen Weltreichs da, mit dem auflösen der ursprünglichen alten Kernregion. Das beginnt langsam durch immer weniger Römer, welche die politische Macht besitzen, jedoch nicht die militärische Macht. Der letzte bedeutende Feldherr im Römischen Reich, welcher die militärische und politische Macht in seiner Person einte war der Augustus Theodosius I. der Große (379-395). Er war auch der letzte Dynastiegründer, welcher über das gesamte Römische Reich herrschte. Mit seinem Tod wurden Heerführer die mächtigsten Heerscher, doch diese waren keine Römer und konnten daher nicht Augustus werden, was zu einer Teilung der Macht führte.
Der erste wichtige Heerführer im Westen wurde Stilicho (395-408) und im Osten zunächst Rufinos (395) und dann der Eunuch Eutropios (395-399) https://de.wikipedia.org/wiki/Eutropios_(K%C3%A4mmerer), welcher als Sklave geboren worden war und es tatsächlich schaffte mit Klugheit und Intrigen bis nach ganz oben zu gelangen.
Mit dem Heerführer Aetius (437-454) kam es zum ersten Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen den mächtigsten Militär und dem politisch nicht mit ihm in einklang regierenden Augustus Valentinianus III. (437-455). Beide verloren dadurch ihre Macht und ihr Leben. Danach gab es keinen bedeutenden Augustus mehr in der Westhälfte. Fast wäre damals wohl das gesamte Römische Reich untergegangen, doch mit Justinos I. (518-527) gelangte ein Heerführer auf den Kaiserthron und konsolidierte das verbliebene Reich. Seine Familie regierte dann immerhin bis 602. Letzter Kaiser des Geschlechts war Maurikios.
Fazit: Der Aufstieg begann langsam. Vieles ist eher sagenhaft. Das ist zwar interessant, doch mir fehlen da historische Fakten. Für mich sind die beiden oben genannten Zeitabschnitte am interessantesten.
Am liebsten bin ich jedoch in friedlichen Perioden historisch unterwegs. Daher liebe ich die Zeit der sogenannten Adoptiv- beziehungsweise Philosophenkaiser. Es ist eine sehr friedliche, menschliche Zeit. Die Mittelschicht reiste, interessierte sich für Kunst und Kultur. Privatbibliotheken wurden in römischen Villen standard. Es gab eine Gesellschaft, mit allgemeinen Wohlstand, wie er danach erst wieder in Europa des 20. Jahrhunderts erreicht und dann sogar überschritten wurde. Der Augustus Antonius Pius (138-161) ist für mich der vorbildlichste Herrscher, dessen Kurzbiographie mich immer wieder begeistert.
Die Endphase der Antike und der Übergang zum Mittelalter ist generell wahnsinnig interessant, weil diese Zeit so viele Veränderungen mit sich brachte.
Zunächst mal haben wir da die komplexen Umstände, die zum Zerfall des Westreiches geführt haben, und über die heute noch lebhaft debattiert wird. Dann die ganz allmähliche Entstehung der "Urversionen" etwa von Frankreich und Deutschland. Des Weiteren natürlich auch die Veränderung der Lebensverhältnisse auf dem Land, die zur Entstehung des Feudalismus führten. Der Aufstieg der Klöster als wirtschaftliche Machtzentren ist ebenfalls ein spannendes Thema.
Insgesamt eine sehr turbulente Zeit... Zumindest aus heutiger Sicht. Historiker sind sich inzwischen weitgehend einig, dass die Zeitgenossen das alles gar nicht als Epochenwende wahrgenommen haben. So stieß etwa das Ende des Weströmischen Reiches bei den damaligen Menschen offenbar auf kein allzu großes Interesse oder wurde gar nicht als solches empfunden.