Vor knapp 10 Jahren! Wie fandet ihr "wir schaffen das"?

Gut, wir haben es geschafft 64%
Schlecht 26%
Teilweise gut, teilweise nicht so gut 10%

97 Stimmen

3 Antworten

Teilweise gut, teilweise nicht so gut

Hab 5 Jahre mit jungen Flüchtlingen gearbeitet und habe heute noch Kontakt zu ihnen. Für mich wurden daraus meine schönsten Berufsjahre. Kein "Hey Alter", Digga, kein F.ck D.ch. Stattdessen respektvoller gegenseitiger Umgang und Hilfsbereitschaft. Kurzum ich würde sie gerne gegen meine intriganten Nachbarn austauschen.

Auch ich hab einiges von ihnen lernen können, z.B. von ihrem Entsetzen wie wir alte Menschen in Altersheimen "abschieben"..


Korrektur63  24.07.2025, 20:14

Ich habe anderes erlebt leider. Wir haben bei uns im Betrieb auf bitten der Agentur etc. einige angeblich unbegleitete Jugendliche eine Ausbildung ermöglichen wollen. Ein Teil der Kosten wurde von der Agentur übernommen (ca. 50%).

Nach ca. 1 Jahr und zwei Monaten wurden 2 wieder abgeholt, ja abgeholt während der Ausbildung / Arbeitszeit ohne vorherige Anmeldung. Im Nachgang erfuhren wir durch den verbliebenen Jugendlichen, der mit den anderen Zusammen in einer Unterkunft war, das diese beiden bereits 27 und 28 Jahre waren. Das heißt oder hieß, sie haben vor dem Grenzübertritt ihre Pässe entsorgt und haben sich dann in Deutschland als 17 / 18 jährige ausgegeben. Kam uns bei dem einen damals schon etwas komisch vor, auch aufgrund seines ausgeprägten Bartwuchses. Auch war das Interesse an der Ausbildung an sich nicht übermäßig. Ausbildung war Fachinformatiker für Systemintegration. Ausbildungsdauer 3 Jahre. In der Zeit hätten sie dann auch als Erwachsene einen geduldeten Status bekommen. Wir hätten da auch gerne einen deutschen Bewerber genommen, haben uns aber gedacht man muss denen auch eine Chance geben und haben in dem Jahr keinen deutschen Bewerber genommen.

Wir haben auch lernen können, das es eben Menschen gibt die nur auf ihr eigenes fortkommen aus sind und der Rest ihnen am Ars... vorbei geht. Kamen alle aus Afghanistan. Nur ergänzend, wir bilden auch Soldaten aus die nach 8 Jahren bis zum Ende ihrer Dienstzeit eine Förderung erhalten um einen angemessenen Abschluss zu erreichen. Das Erfolgt auch in Zusammenarbeit mit der Bundeswehrakademie in München. Ansonsten waren wir bis 2024 auch ein IHK Ausbildungsbetrieb. Machen wir aber jetzt nicht mehr, weil die Großindustrie die nicht ausbildet und die Leute abnimmt mit Gehältern, die wir nicht Zahlen können und auch nicht wollen.

Das entsetzen war dementsprechend auf unserer Seite relativ groß, a wir immer davon ausgegangen sind, dass bestimmte Eigenschaften vorher ordentlich geprüft werden. Aber dem wahr anscheinend nicht so, so das es nach ihrem Eintritt in die BRD fast 4 1/2 Jahre gebraucht hat um zu erkennen wen wir in unser Land aufgenommen haben.

sagacious  24.07.2025, 22:15
@Korrektur63

Hat es dich so sehr geschockt, dass du nun die positive Erfahrung des Antwortgeber mit deiner negativen Erfahrung mit ganz anderen Menschen konfrontieren musst?

Korrektur63  24.07.2025, 22:31
@sagacious

Nein es hat mich nicht geschockt, ich bin doch froh wen es auch gute Ergebnisse gibt, ich habe nur über unsere Erfahrungen berichtet. Die waren eben nicht unbedingt so positiv. Meine Anmerkung sollte seine positiven Erfahrungen nicht schmälern. Es wird immer dieses und anderes geben. Nur alles ist eben nicht immer positiv und nur das wollte ich anmerken.

Ich fand es gut, habe die Zielsetzung jederzeit unterstützt und tue dies immer noch.

Dr. Angela Merkel hat die Deutschen überschätzt. Einer Nation, die die Nazis hinter sich gelassen hat, die Mauer ohne einen Tropfen Blut niedergerissen und jede Krise gemeistert hat, hat sie einfach mehr zugetraut.

Schlecht

Mir war da nie klar, was das genau heißt. Was schaffen wir? Das wurde nie genauer definiert. Dann wäre das Wie sicherlich auch wichtig gewesen. Man konnte auch rätseln, wer mit "Wir" genau gemeint war.

Politik gibt ja häufiger mal Ziele aus, wo keiner weiß, wie man sie erreichen will. Aber hier wurde nicht mal ein genaues Ziel definiert. Das blieb alles sehr diffus und am Ende, hat das jeder sehr subjektiv bewertet.

Da sah sich dann wohl niemand in der Verantwortung, am "Wir schaffen das!" dran zu bleiben und irgendwas zu schaffen. Schaffen klingt ja auch anstrengend. Wenn mein Chef mir nicht genau sagt, was ich zu tun habe und was in meiner Verantwortung liegt, halte ich mich auch eher zurück. Da hätte ich mir genauere Erklärungen gewünscht.