"Im Endeffekt ist Rendern sowieso das selbe wie Kompilieren!" - Hat ein Informatik-Lehrer wirklich Recht, wenn er so einen pauschalen Spruch klopft?!

Nein 57%
Ja 43%

7 Stimmen

4 Antworten

In einigen Aspekten würde es passen (Rendern von Videomaterial und Compilen von einem Programm, also praktisch aus Rohdaten ein leicht verarbeitbares Medium zu schaffen), aber da diese Begriffe in unterschiedlichen Szenarien zum Einsatz kommen eher nicht.

Um es mal in einem nicht Informationstechnischen Beispiel zu erläutern:

Wenn ich sage das ein Schloss eigentlich das gleiche ist wie nen großes Haus würden die meisten sagen das passt so, weil man hier asoziiert das von einer Art Burg die Rede ist. Da aber ein Schloss auch ein Tür- oder Fahrradschloss sein könnte, würde es in diesem Kontext keinen Sinn machen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Fachinformatiker für Systemintegration (IHK)
Ja

In beiden Fällen wird eine abstrakte portierbare Beschreibung auf eine konkrete Maschine abgebildet. Beim Rendern z.B. PDF, HTML, TeX, SVG oder JPG auf das Raster und die Farbtiefe eines bestimmten Displays. Beim Kompilieren z.B. Fortran, C++ oder Java auf den Befehlssatz eines bestimmten realen oder virtuellen Prozessors.

In beiden Fällen beruht der Übersetzungsvorgang darauf, dass die Eingabedaten einer bestimmten Grammatik gehorchen. Sie macht die enthaltene Struktur für den Parser des Übersetzers erkennbar. Oft wird die Struktur zunächst in eine Datenstruktur im Arbeitsspeicher abgebildet, z.B. das DOM bei einer HTML-Seite oder den AST bei einem Programm, bevor daraus ein Pixelmuster oder ausführbarer Maschinencode erzeugt wird.

Hallo JessicaWolff!

Man kann es natürlich unterschiedlich betrachten.

Beide Begriffe stammen zwar aus unterschiedlichen Fachbereichen, aber im Kern und vom Prinzip her geschieht das Gleiche.

Ich "rendere" & "kompiliere", sodass ich schon meine, dass man Parallelen ziehen kann. Bevor etwas gerendert wird, sind unendlich viele Arbeitsschritte vonnöten. Zudem muss ich bearbeiten, unterschiedliche Dinge erzeugen und bei Bedarf auch Spuren anlegen. Ich habe also einzelne Objekte und Dinge, die dann beim Rendern berücksichtigt werden und zu einem Objekt zusammengefasst werden. Aus vielen Texturen, Objekten, Materialien, Effekten usw. erzeuge ich z.B. ein 3D Rendering als Bild. Und genau dieses Bild kann nach Norm in allen anderen Umgebungen betrachtet und verarbeitet werden. Gleiches gilt beim Rendern von Effekten und Videos durch eine Video- und/oder Effektsoftware. Ich habe sehr viele Spuren, Effekte, Formate, Objekte usw., die dann in einer Datei (Video etc.) gerendert und abgespeichert werden. Auch hier kann die erzeugte genormte Datei in den meisten Programmen angesehen, benutzt und verarbeitet werden.

Beim Kompilieren ist es nichts anderes. Ich habe unendlich viele Klassen, Module, Verweise, Abhängigkeiten und den Code, der einzeln so nicht ausführbar ist (jetzt einmal von der IDE abgesehen). Also muss ich alles zusammenfügen bzw. "Kompilieren", damit dann eben eine .exe, .dll oder andere Datei, die eigenständig läuft oder von anderen Programmen benutzt werden kann, entsteht.

Diesbezüglich sehe ich schon Parallelen, wenn man es "so" betrachtet.

Dass je nach Zweig Dinge anders bezeichnet werden, ist klar.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Nein

"Kompilieren" bedeutet, etwas zusammenzustellen bzw. aufzustapeln. In der Informatik wird der Begriff im Zusammenhang mit Softwareentwickling genutzt: Beim Kompiliervorgang werden die Quellcodedateien in ausführbaren Maschinencode übersetzt und in eine gemeinsame Binärdatei geschrieben, die dann ohne Hilfe der Entwicklungsumgebung auf einem Computer ausgeführt werden kann (aka EXE). Der Begriff stammt noch von den früheren Lochkarten, die jeweils eine Programmzeile enthielten und mehrere davon buchstäblich zu einem Programm gestapelt wurden, um sie anschließend in den Computer zu geben.

"Rendern" kommt bei der Mediengestaltung vor. Das ist der Schritt, der z.B. am Ende eines Videoschnitts ansteht: Das Projekt, das aus vielen einzelnen Szenen, Filtern und Blenden besteht, wird Bild für Bild "abgespielt" und dabei in eine Videodatei aufgezeichnet, um einen fertigen Film zu erhalten.

Beide Verfahren haben nur gemeinsam, dass viele Fragmente zu einem großen ganzen vereint werden.

Ansonsten ist es falsch, ein Programm zu rendern oder ein Video zu kompilieren.