Denkt ihr in Zukunft wird es noch schwerer Menschen zu finden die sich binden wollen?

Ja, wird so kommen 63%
Es bleibt gleich wie jetzt 38%
Nein, im Gegenteil 0%

8 Stimmen

4 Antworten

Deine Erfahrung. Meine ist es nicht.

Ich sehe genügend Paare, aber ob sie 10, 20 oder 30 Jahre halten, steht auf einem anderen Blatt. Langfristig stabile Partnerschaften sind selten geworden. Eigenverantwortung zu übernehmen ist schwer, doch „Daten“ tun viele. Oft dauern Beziehungen nur 14 Jahre maximal oder sie bestehen weiter, obwohl sie längst nicht mehr das sind, was sie einmal waren... man bleibt dann eher aus Gewohnheit zusammen.

Viele Menschen wollen sich zwar binden, doch nur wenige hinterfragen wirklich, worauf sie sich einlassen. So entstehen Verbindungen, die mehr Probleme schaffen, als am Anfang sichtbar war. Die Folge: Enttäuschung, manchmal sogar Traumatisierung, und eine immer größere Schwierigkeit, sich erneut zu öffnen.

Hinzu kommt die Vorstellung, dass es „immer etwas Besseres“ geben müsse. Manche erwarten, dass der Partner zu 100 % derselben Meinung ist oder gar keine Fehler haben darf. In der Verliebtheitsphase sind viele so blind, dass sie, wenn der Rausch vorbei ist, unsanft auf den Boden der Realität fallen und feststellen, dass der andere vielleicht doch nicht zu ihnen passt.

Partnerschaft hat nur dann Sinn, wenn man bereit ist, an sich selbst zu arbeiten. Bevor man den eigenen familiären Ballast oder Kindheitstrauma unreflektiert in die Beziehung hineinträgt, sollte man sich dessen bewusst werden.

Das „Binden“ verstehen viele falsch. Oft verstehen viele darunter " Der andere ist das ein und alles oder die Gefahr. Sozusagen" Ein bißchen Nähe aber nicht zu viel"

Wahre Bindung bedeutet zunächst die Fähigkeit, eine innige Beziehung zu sich selbst zu führen erst dann ist man wirklich fähig, sich einem anderen Menschen ganz zu öffnen.

Wer ein schwaches Selbstwertgefühl hat und nicht gelernt hat, unabhängig von einer Partnerschaft Glück zu empfinden, wird es auch in einer Beziehung nicht finden. Wer mit ungelösten Belastungen hineingeht, macht die Beziehung selbst zur Belastung.

LG

Sandy

Viele Gründe dafür, warum sich früher mehr Menschen gebunden haben, sind in der Nachkriegszeit sukzessive weggefallen, z. B.:

  • konservatives soziales Weltbild (lebenslange monogame Heterobeziehung), verbunden mit klarer Rollenverteilung
  • wirtschaftliche Abhängigkeit der Frauen von Männern (den früheren Alleinverdienern), Besitzdenken
  • Unfähigkeit/Unwille der Männer, Haushaltstätigkeiten selbst zu verrichten, so dass dies größtenteils selbstverständlich die Aufgabe der Frau war
  • kaum mehr (wirkliche!) wirtschaftliche Not, die Genügsamkeit, Sparsamkeit, gemeinsamen Hausstand usw. erzwingt

Es haben sich also viele Dinge verändert:

  • Frauen sind berufstätig, verdienen ihr eigenes Geld -> wirtschaftliche Unabhängigkeit -> keine Veranlassung sich binden zu müssen
  • Bedürfnis nach Freiheit, Ungebundenheit, Unabhängigkeit, sexueller Abwechslung, Individualität bezüglich Lifestyle, Wohnen, Reisen usw.
  • Zunahme von Egoismus und Egozentrik - persönliche Wünsche, Selbstverwirklichung usw. stehen über dem Bedürfnis, wegen einer Beziehung Kompromisse einzugehen, "Kröten zu schlucken", sich mit dem, was man hat/haben könnte, zufrieden zu geben
  • Bereitschaft, wegen Partner oder gar Familie/Kindern auf etwas zu verzichten (Lifestyle, Urlaub usw.), ist gesunken
  • Identitätsverluste und Irritationen durch Verunglimpfung eher konservativer (aber deswegen nicht schlechter) Lebensmodelle durch gewisses politisches Klientel und die Medien (Narrative wie "Herdprämie", zeitgeistiger Genderwahn usw.)
  • Stichwort Tinder - Ja, die Anonymität des Internets macht Begegnungen austauschbarer, beliebiger, oberflächlicher - das Gegenüber ist nix besonderes mehr, weil die nächste wegwischbare Person nur einen Klick entfernt ist
  • Anderes fungiert als Ersatz für einen Partner, so dass dessen Platz an der Seite mehr als nur symbolisch schon besetzt ist, z. B. Auto- oder Fußballfetisch bei Männern oder - schaut Euch die Bilder auf Partnerbörsen an - schon das Profilbild zeigt den Hund oder das Pferd als den sozialen Lebensmittelpunkt, den Ersatzpartner bei Frauen. Damit wird unbewusst in Wahrheit kommuniziert: Der Platz an meiner Seite ist eigentlich schon klar besetzt, ich brauche jemanden, den ICH an der Leine führen kann aber niemanden auf Augenhöhe.

Vorstellbar, dass sich das alles wieder drehen kann, wenn die Leute aus ihren Lifestyle- und Wohlstandsblasen aufgeschreckt werden - z. B. durch Not, Krieg - und dann schon alleine aus rein pragmatischen, existentiellen Gründen wieder zu mehr Kompromissen, Anpassung und Genügsamkeit gezwungen sind.

Aber: Es ist es auch absolut denkbar und legitim, dass die Entwicklungen zu unterschiedlichen Lebensmodellen führen, die sich heute schon abzeichnen - situative Bindungen, zeitweilige Beziehungen, Polyamorie usw. - und das konservative Modell nur noch eines von vielen ist. Die Welt und die Menschheit sind im stetigen Wandel.

Insofern sollte man sich im Leidensfall auch die Frage stellen, ob man nicht nur einem illusorischen Partnerbild, sondern einer idealisierten Bindungsform oder Erwartungshaltungen nachjagt, die vielleicht gar nicht dem eigenen Selbst entsprechen.

Ansonsten hat es generell immer mit einem selbst zu tun, was/wen man anzieht und was nicht und es können z. B. Distanz-Nähe-Konflikte bestehen, die bindungsaffine Begegnungen konterkarieren.

Sehr viele junge Männer wollen sich binden, sehr viele sind auf der Suche nach einer Beziehung, die Gesellschaft vereinsamt zunehmend.

Mag sein, dass die Optionen zu deiner Verfügung dir nicht gefallen, aber zu sagen, dass junge Männer sich nicht binden wollen ist falsch und klingt so ein wenig als würdest du aus einer schrägen social-media Blase heraus auf die Gesellschaft schließen.

Wie lange suchst du denn schon aktiv jemanden und was machst du um einen Partner zu finden?


KajaKira 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 19:13

Ich sehe es halt ständig auf Tinder das jemand nur was kurzes sucht und alle die ich in Clubs oder auf Festivals kennenlerne wollen auch nur vögeln

Dissoziiert  02.09.2025, 19:58
@KajaKira

Ja Tinder Clubs und Festivals gehören auch nicht unbedingt zu den Orten wo man die Liebe seines Lebens sucht.

KajaKira 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 21:44
@Dissoziiert

Warum denn nicht. Wenn ich jemand bin die gerne feiern geht, warum soll er nicht dieselben Hobbies haben?

Ja, wird so kommen

Gerade für Männer ist das mit vielen Verpflichtungen aber kaum mit Vorteilen verbunden.


KajaKira 
Beitragsersteller
 02.09.2025, 21:43

Warum meinst du kaum Vorteile, kuscheln und Blowies und emotionaler Support, bekocht werden gesellschaftliche Anerkennung und hoher Status bei Freunden sind schon Vorteile😭