Braucht Deutschland eine starke kommunistische Partei?

Nein, das würde sie noch schlimmer machen. 79%
Ja, die Partei kann gut mit den heutigen Problemen kämpfen. 21%

77 Stimmen

4 Antworten

Nein, das würde sie noch schlimmer machen.

Kommunismus kann nicht funktionieren.

Kommunismus geht immer zwingend mit einer Planwirtschaft einher. Die Wirtschaft ist aber so Komplex, dass man diese unmöglich vorher planen kann.

Im Kapitalismus funktioniert das aufgrund des evolutionären Prinzips. Unternehmen, die nicht so effizient sind oder Dinge produzieren, die der Markt nicht braucht, gehen Pleite und Unternehmen, die effizienter Arbeiten oder einen Wachstumsmarkt gefunden haben florieren und werden größer.

Auch Unternehmen, die durch Mitarbeiterräte geführt werden, funktionieren meist nicht. Zum einen ist dies auch schon heute möglich z.B. bei Genossenschaften. Das bedeutet, dass wir im Kommunismus die Freiheit der Leute einschränken wie sie Unternehmen gründen.

Was passiert im Kommunismus, wenn ein Unternehmen ineffizient ist und eigentlich Pleite gehen müsste. Werden dann die Mitarbeiter auf andere Unternehmen aufgeteilt. Dadurch werden dann die Machtverhältnisse in Unternehmen durcheinander geworfen, was zu Konflikten führt.

Zusätzlich führen solche Jobgarantien zu Ineffizienz. Führt man diese Mitarbeiter in bestehende Prozesse ein, die für weniger Stellen ausgelegt sind, können diese wahrscheinlich kaum etwas machen und bohren sich in der Nase. Oder es werden neue Prozess geschaffen, extra für die Mitarbeiter. Diese sind aber meist ineffizienter.

Zusätzlich sehen wir jedes Mal, wenn Kommunismus oder Sozialismus eingeführt wird, dass als erstes Land enteignet wird und dann staatlich neu verteilt wird. Vor allem bei der Landwirtschaft kommt es dann dazu, dass Leute auf einmal Landwirtschaftsflächen bekommen, die gar kein Know-How besitzen.

Deswegen sehen wir in solchen Gesellschaften oft Hungersnöte.

Dann gibt es Probleme mit dem Brain-Drain. Viele hochgebildete Leute, vor allem aus dem MINT Bereich würden das Land verlassen, weil sie in kapitalistischen Staaten einfach mehr bekommen würden.

Man sieht es ja an den USA. Diese haben ein schlechtes Sozialsystem und geringere Abgaben. Dort wandern deutlich mehr hochqualifizierte Leute ein als in Europa mit ihren hohen Abgaben.

Meiner Meinung nach ist der Hauptgrund, warum Kommunismus nicht funktioniert ein biologischer. Die Dunbar Zahl sagt aus mit wie vielen Personen wir soziale Kontakte eingehen können, ohne dass es zu großen sozialen Konflikten kommt. Diese Zahl liegt bei etwa 150. Danach müssen zwingend Regeln und Hierarchien aufgestellt werden, da sich sonst kleiner Grüppchen bilden, die gegeneinander Kämpfen.

Deswegen sieht man, dass kleine kommunistische Aussteigercommunities einigermaßen funktionieren. Wobei auch diese meist Zecken kapitalistischer Gesellschaften sind und auf Spenden angewiesen sind.


JeyEm2  08.02.2025, 12:44

PS: Es gibt noch viel mehr Probleme mit dem Kommunismus, z.B. wo das Kapital herkommen soll, um Maschinen zu kaufen (Hauptgrund für Planwirtschaft, da dies dann vom Staat kommt).

Ich habe sowohl Das Kapital gelesen als auch mit kommunistischen Studenten im Studium gesprochen. Marx Ideen sind von seiner Zeit geprägt und wirtschaftswissenschaftlich völlig überholt. Die Studenten schmeißen meist einfach nur mit pseudointelligenten Fachworten rum, sobald man aber etwas tiefer bohrt, fällt das Kartenhaus zusammen.

chaessus0000  08.02.2025, 13:16

Du redest nicht davon, dass Sozialismus nicht klappt, du redest davon, dass pseudosozialistische, staatskapitalistische Einzelstaaten mit zentraler Planwirtschaft nicht funktionieren. Auch geht es nicht um die Überwindung sämtlicher Hierarchien, sondern um die der Machthierarchien. Kapitalismus zeichnet sich nicht durch Marktwirtschaft aus, die es im Sozialismus definitiv geben wird, sondern durch Ausbeutung, dadurch, dass Menschen für andere Menschen schuften und diese zu reichen Leuten machen. Dies gilt es zu überwinden, nichts anderes; das ist übrigens auch direkte Grundlage wirklicher Demokratie, welche im Kapitalismus nicht möglich ist.

JeyEm2  08.02.2025, 15:27
@chaessus0000

Wenn man nur die Hälfte meines Textes liest oder versteht, kann man natürlich auf deinen Schluss kommen.

Ich habe auch von Arbeiterräte gesprochen und das auseinander genommen.

Aus Kommunismus und Sozialismus folgt zwingend 2 Dinge: Planwirtschaft und eine Diktatur oder ein 1-Parteienstaat.

Ein freier Markt kann nicht mit Kommunismus und Sozialismus funktionieren. Da ein freier Markt knappe Güter auf Basis von Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt.

Eine Änderung des Angebots und der Nachfrage führt zur Änderungen des Preises. Dadurch verändern sich die Umsätze und Gewinne der Unternehmen, so dass einige Unternehmen mehr haben als andere.

Wenn du diese Mehreinnahmen abschöpfst und umverteilst, kann das Unternehmen weniger investieren, also z.B. nicht auf ein gesteigertes Angebot reagieren.

Wenn du einfach nur den Privatbesitz von Unternehmen verbietet, wo soll dann das Kapital herkommen, um z.B. Maschinen zu kaufen. Das wiegt besonders schwer, wenn neue Unternehmen gegründet werden sollen. Neue Unternehmen benötigen oft jahrelang mehr Kapital, als sie selber durch den Markt erwirtschaften können, bevor sie rentabel werden.

Siehst du, überall rennt man in Widersprüche. Diese sind so einfach zu sehen, dass ich mich Frage, ob Kommunisten und Sozialisten blind sind.

chaessus0000  08.02.2025, 15:52
@JeyEm2

Aus Kommunismus und Sozialismus folgt zwingend 2 Dinge: Planwirtschaft und eine Diktatur oder ein 1-Parteienstaat.

Diktatur und die sozialistische Idee widersprechen sich. Es gibt auch das Konzept des Marktsozialismus, es wird nicht alles in der Wirtschaft geplant. (Übrigens jedes Unternehmen im Kapitalismus ist eine Planwirtschaft auf Betriebsebene)

Ein freier Markt kann nicht mit Kommunismus und Sozialismus funktionieren. Da ein freier Markt knappe Güter auf Basis von Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt.

Sowas wie ein freier Markt existiert nicht, auch nicht im Kapitalismus, da der eine den Markt mehr und der andere in weniger beeinflusst, nicht jeder die selbe wirtschaftliche Macht hat, woraus direkt ökonomische Zwänge folgen, was Unfreiheit bedeutet. Der Markt wird definitiv nicht nur durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

Eine Änderung des Angebots und der Nachfrage führt zur Änderungen des Preises. Dadurch verändern sich die Umsätze und Gewinne der Unternehmen, so dass einige Unternehmen mehr haben als andere.

Ja, so das eine freie Marktwirtschaft nicht existieren kann. Im Sozialismus haben logischerweise auch andere Unternehmen mehr als andere und das spricht auch nicht gegen die sozialistische Idee?!

Wenn du diese Mehreinnahmen abschöpfst und umverteilst, kann das Unternehmen weniger investieren, also z.B. nicht auf ein gesteigertes Angebot reagieren.

Es geht nicht um reine Umverteilung seitens Staat, es geht um Überführung der Unternehmen in die Hände der Arbeiter aus den Händen der Ausbeuter und damit um die Beendigung der Ausbeutung und die Demokratisierung der Unternehmen.

Wenn du einfach nur den Privatbesitz von Unternehmen verbietet, wo soll dann das Kapital herkommen, um z.B. Maschinen zu kaufen. Das wiegt besonders schwer, wenn neue Unternehmen gegründet werden sollen. Neue Unternehmen benötigen oft jahrelang mehr Kapital, als sie selber durch den Markt erwirtschaften können, bevor sie rentabel werden.

Der Privatbesitz an Unternehmen ist verboten für den einzelnen. Alle Arbeiter innerhalb des Betriebes besitzen ihn mit, keiner bekommt Lohn, alle sind gewinnbeteiligt und wichtig: nicht dieser eine Typ ganz oben steht über alle anderen und scheffelt durch die Arbeit dieser anderen Geld. Diese demokratischen Unternehmungen müssen keinesfalls staatlich sein. Das Kapital kommt daher, wo es jetzt im Kapitalismus auch herkommt. Durch Investitionen, Kredite und durch den Staat.

Siehst du, überall rennt man in Widersprüche. Diese sind so einfach zu sehen, dass ich mich Frage, ob Kommunisten und Sozialisten blind sind

All diese Probleme und Widersprüche lassen sich im Sozialismus lösen, im Kapitalismus nicht, da diese Probleme dem Kapitalismus inhärent sind.

Ich weiß nicht, was du glaubst, was Sozialismus sein soll, aber deine Ausführungen....?

chaessus0000  08.02.2025, 16:05
@JeyEm2

Und das Arbeiterräte nicht funktionieren (demokratische Betriebe) stimmt einfach nicht. Im Gegenteil, sie sind produktiver, die Mitarbeiter zufriedener und erfüllter, halten in Krisenzeiten viel besser und von den kapitalistischen Privatunternehmen existieren nach 5 Jahren noch so 20 30 Prozent, wenn überhaupt, von den demokratischen Unternehmen über 80 Prozent. Und es gibt sie heute schon, das größte Konglomerat solcher Unternehmen hat mehrere hunderttausend Mitarbeiter. Und man verbietet den Unternehmern im Sozialismus nicht, wie sie ihr Unternehmen gründen. Die diktatorisch geführten Unternehmen werden von ganz alleine verschwinden, denn wieso sollte ich mich ausbeuten lassen, wenn ich gemeinsam mit anderen eine Sache machen kann und sogar mehr Freude hab und mehr verdiene? Der Rest bspw Schließungen diktatorischer Unternehmen kann demokratisch legitimiert entschieden werden. Sehe da kein Problem

WilliamDeWorde  11.02.2025, 11:55
@chaessus0000
Marktwirtschaft aus, die es im Sozialismus definitiv geben wird

die DDR scheint dir kein Begriff zu sein, oder?

chaessus0000  17.02.2025, 17:13
@WilliamDeWorde
  1. Die DDR hatte keinen Sozialismus, obwohl sie sich sozialistisch nannte; nach dieser Logik wäre sie ja demokratisch gewesen und die Nazis auch Sozialisten. Warum sie kein Sozialismus hatte? Es war nicht demokratisch, Ausbeutung existierte noch, nur jetzt eben durch die Parteinomenklatur. Stichwort: Staatskapitalismus
  2. Es wird im Sozialismus keine ''reine'' Planwirtschaft geben, das will auch keiner. Dennoch sollten viele Bereiche definitiv planwirtschaftlich geregelt werden: Grundnahrung, medizinische Versorgung, öffentlicher Verkehr, all diese Dinge
  3. Mit der heutigen Technik (KI zB) ist es absolut möglich realistisch Bedarf vorauszuplanen, sogar besser als mit reinen Marktmechanismen. Wusstest du, dass in der damaligen Zeit und Planwirtschaft, Dokumente des ''Plans'' oftmals per Hand im Aktenkoffer transportiert und persönlich übergeben wurden? Das ist viel zu langsam, die Berechnungen mit damaligen Methoden viel zu ungenau und klappt logischerweise nicht.

So, aber nur weil bisher schon mal versucht wurde, Sozialismus aufzubauen, und dies aber bereits nach kurzer Zeit in autoritären, pseudosozialistischen und staatskapitalistischen autoritären Regimen endete, sollen wir den Versuch uns gesellschaftlich und ganz wichtig menschlich weiterzuentwickeln komplett verwerfen? Der Kapitalismus ist nicht das beste System und schadet dem Menschsein. Wir werden ihn überwinden oder durch ihn aussterben.

Nein, das würde sie noch schlimmer machen.

Nein, das wäre alles andere als förderlich.

Sowas ist ja die übliche Schlussfolgerung während schwieriger Zeiten. Dieser Trugschluss führte bisher fast immer zu autoritären Regimen (ob rechts oder links ist egal).

So wirkt Populismus eben am besten, man gaukelt verzweifelten Menschen vor, diese eine Sache sei jetzt die Lösung, und die andere Sache sei das Problem.

Sowas sollte auch bei einem Blick in ein Geschichtsbuch auffallen, sofern man die Schule besucht hat (wenn nicht dann wundern mich solche Ideen auch nicht mehr).

Fakt ist: das schlimmste was jetzt passieren könnte ist Extremismus (rechts oder links, beides ist Mist).

Die Situation gerade ist schwer, ja. Aber eine kommunistische/faschistische Partei ist definitiv nicht die Lösung.

Nein, das würde sie noch schlimmer machen.

Welche sinnvollen Lösungen sollte denn eine "kommunistische Partei" für die Fragen und Probleme der heutigen Zeit haben?

Ich kann nur immer wieder jedem Kommunismus-Fan den einfachen Rat geben, sich einmal wirklich mit den Ursprüngen dieser Idee zu befassen und die originale Literatur von Marx und Engels zu lesen. Damit hätte man vielen historischen selbsternannten "Kommunisten" schon einiges voraus.

Der Kommunismus war eine Gegenbewegung zu der frühkapitalistischen Gesellschaftsform, die als Ergebnis der Industriellen Revolution entstand. Das Ganze ist nun schon ein paar Jährchen her, und trotzdem ist diese Idee einfach nicht tot zu kriegen. "Ja, Lenin, Stalin und Mao haben Fehler gemacht. Aber diesmal wird gaaaaanz sicher alles anders werden!"...

Ja, die Partei kann gut mit den heutigen Problemen kämpfen.

Alleine nur eine deutsche Partei reicht allerdings nicht, um Weltfrieden, Gerechtigkeit und Solidarität für alle zu gewährleisten. Dazu braucht es eine weltweite sozialistisch-demokratische Politikwende, die auf einen globalen Kommunismus hinarbeitet.

Woher ich das weiß:Hobby – Bin politisch interessiert und überzeugter Antikapitalist.

WilliamDeWorde  08.02.2025, 12:36

Die Sowjetunion hatte 1/6 der Landmasse der Erde in "Pflege" genommen. Brauchst du noch mehr Beweise?