Warum schützt Frankreich die eigenen Sprache so sehr vor ausländischen Begriffen, wie z.b. streaming, cloud, Internet?

7 Antworten

Die meisten Menschen empfinden Französisch als ziemlich nervig

Wen meinst du mit meisten? Bei wem hast du Umfragen gemacht? Oder befindest du dich in einer Situation, wo du merkst, dass dir ein paar Sprachgrundlagen fehlen? Ja, das kann ich verstehen: das ist nervig - liegt aber nicht an der französischen Sprache, sondern am eigenen Lerneifer, so grausam das klingt. ♤♡♤

Ich bin in Kontakt mit Leuten, die entweder keine weiteren Fremdsprachenkenntnisse haben und sich von daher 'mangels Masse' nicht zu Französisch äußern können, und mit Leuten meiner Sorte, die diese Sprache studiert haben und sehr gern mögen. Ich finde sie nicht nervig, ganz im Gegenteil. 😀

In mancher Hinsicht würde ich sogar gern die konservativeren Sprachvorgaben aufs Deutsche übertragen - nur haben wir nun mal keine Instanz wie die Académie Française, die das tut und auch Verstöße sanktionieren kann!

'und die französischen Begriffe sind viel zu lang.'

Die Wortlänge im Französischen ist aber doch relativ überschaubar, da Lexeme in sinngebende Einzelteile aufgebaut sind. An zusammengesetzte deutsche Wortmonster kommt da keins ran!

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Könnte es sein, dass du gerade mit mündlichem Französisch konfrontiert bist? Da wird es in der Tat schwierig, wenn schnell gesprochen wird und Worte aneinandergereiht werden, die keine Wortgrenzen mehr erkennen lassen! Da hilft nur eins: nett darum bitten, langsamer zu sprechen. 😀

Es gehört zum Wesen von abstraken Sprachen, dass jede Silbe zählt, weil halt die Wortbedeutung vom morphologischen Aufbau lebt. Da ist es Pech, wenn man keine Lateinkenntnisse hat. 😉 Gemein ist zusätzlich, dass oft noch die Wortstellung den Satzsinn beeinflusst.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!
spanferkel14  29.12.2022, 18:01

Da hat ein Einzelner eine Meinung und macht aus sich gleich die Mehrheit der Menschen. 🤣 Ganz schön dreist!

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Du meinst Begriffe wie "Handy", "Photshooting" oder "Bodybag" würden unsere Sprache voranbringen?

Ganz ehrlich: Ich empfinde es manchmal als wesentlich anstrengender, was hierzulande an falschen Anglizismen eingeführt wird, einfach nur weil es cool klingt.

Die Franzosen legen eben viel Wert auf den Erhalt ihrer Sprache bzw. an die Anpassung der eigenen Sprache.

Und dass "die meisten Menschen" Französisch als ziemlich nervig empfinden, musst du auch erstmal beweisen.

Ausgenommen sind hier natürlich Piloten, die den Flughafen Charles-de-Gaulle anfliegen.

Die Franzosen haben hier zuviel Bewusstsein für Nationalität und Sprache, genau das Gegenteil von uns Deutschen, die Anglizismen chic finden. Gegen Fachbegriffe wie Cloud ist nichts einzuwenden, aber so mancher Begriff, der sich in die deutsche Sprache eingeschlichen hat, ist unsinnig, weil es den bedeutungsgleich auch in "echtem" Deutsch gibt.

Weil die Nationenbildung in Frankreich sehr viel mit der Vereinheitlichung der Sprache zu tun hat - sprachliche Minderheiten und französische Dialekte wurden damals massiv unter Druck gesetzt und die meisten Dialekte sind deshalb ausgestorben. Die Sprachminderheiten haben erst in den letzten Jahrzehnten wieder etwas Luft bekommen.

Darüber hinaus geistert auch immer noch die Idee einer ehemaligen Weltmacht in sich, in der französisch lingua franca war und in manchen Weltgegenden bis heute noch ist. Französisch war in den europäischen Adelshäusern üblich und auch im europäischen Bürgertum bediente man sich am französischen Sprachschatz.

Das alles wirkt noch nach und wird mit der im Zusammenhang der Revolution gegründeten Behörde namens Académie française bis heute geregelt.

Ich kann übrigens nicht bestätigen, dass die meisten Menschen französisch als nervig empfinden, höchstens als schwer, das hat aber weniger mit dem Wortschatz, als mit der Grammatik zu tun.

Auch in Frankreich sagt man "internet", auch "streaming" ist bekannt.
Statt "cloud computing" kann man auch "l'informatique en nuage" sagen, nuage ist Wolke. Das Wort "week-end" war schon zu meiner Schulzeit viel üblicher als das alte "fin de semaine".

Auch Französisch hat also inzwischen eine ganze Menge an Anglizismen übernommen. Recht oft gibt es aber Alternativen in französischer Sprache.

Es stimmt aber, dass Französisch recht konservativ ist in mancherlei Hinsicht (konservativ im Sinne von "sprachbewahrend"). Allerdings halte ich Isländisch für noch konservativer. Während man in Frankreich "football" sagt, sagen die Isländer "knattspyrna" (oder "fótbolti") (knöttur ist ein Ball).