Wie funktionert Gebärdensprache?
Kann man wenn man die Zeichen für das ABC kann einfach "deutsch" Sprechen oder sind die Buchstaben nur zum Buchstabieren gedacht und alles andere hat Symbole?
6 Antworten
Hallo,
die Buchstaben sind zum einen zum Buchstabieren gedacht, bilden aber auch Grundstellungen für Gebärden. So wird durch Abspreizen des Daumens und des kleinen Fingers der rechten Hand der Buchstabe Y gebärdet. Mit entsprechenden Bewegungen oder je nach Handstellung oder Ort aber ist es auch die Gebärde für Flugzeug, gelb, ja, Jahr, Toilette und vieles mehr. Zwei Y-Hände werden benutzt, um das Wort Eltern zu gebärden, die Frage Welche?, den Hirsch, zwei Beine usw.
Handform, Handstellung (Handrücken nach vorn, nach hinten, nach unten, nach oben, nach außen), Ort der Gebärde, Handbewegung, Handhöhe, Mimik und Mundbild sind Kennzeichen, in bezug sich auf diese Gebärden voneinander unterscheiden.
Dabei hat die Gebärdensprache eine eigene Struktur. So gibt es zum Beispiel eine relativ feste Satzstellung, Artikel fehlen, auch fast alle Endungen. Manche Gebärden können sogar einen ganzen Satz bedeuten.
Herzliche Grüße,
Willy
Mit Ort ist gemeint, in welcher Höhe sich Hand oder Hände befinden. Das geht von Kniehöhe bis über den Kopf, nicht der Ort, an dem man sich unterhält.
Allerdings spielt auch der Gebärdenraum eine große Rolle, wenn etwa Szenen geschildert werden. Da wird zuerst angedeutet, wo sich was, wo sich wer befindet. Aus welcher Richtung wird jemand angesprochen oder gefragt? Handelt es sich bei einer Lampe um eine Decken-, Wand- oder Stehlampe? Entsprechend wird dann die Gebärde für Lampe ausgeführt. Außerdem gibt es Stellvertretergebärden für Szenen, etwa wenn ein Auto ein Fahrrad überholt. Dabei wird zunächst die Gebärde für Fahrrad gemacht, dann dient die flache Hand mit der Handkante nach unten als Stellvertreter für das Rad. Danach wird die Gebärde für Auto gezeigt und danach dient die flach ausgestreckte andere Hand als Stellvertreter für das Auto. Nun überholt die flache waagerechte Hand (das Auto) die senkrechte Hand (das Fahrrad).
Eine Gebärde wie Lesen wird anders ausgeführt, je nachdem, ob man flüchtig liest, gelangweilt, oder ob man sich sehr intensiv mit dem Text beschäftigt, er einen interessiert. Die Intensität, mit der Gebärden ausgeführt werden, ersetzt die Lautstärke der gesprochenen Sprache, die Art der Ausführung, die Mimik dazu, den Tonfall. So etwas wie den Gebärdenraum gibt es in der gesprochenen Sprache überhaupt nicht. Die Grundlagen der Gebärdensprache sind nicht so schwierig - es sind die Feinheiten, an denen man sich abarbeitet.
Wie Gebärdensprache funktioniert kann ich dir sagen. Anders als du dir das jemals vorstellen könntest. Es ist eine super Sprache, aber sie ist eben anders. Ganz normal, aber eben anders.
Buchstabieren macht man für Fachbegriffe, Orte, wenn es keine Gebärde gibt etc. Google das, dann wirst du es wissen. Und ja, wenn man noch nicht gut genug gebärden kann, wieso nicht aufschreiben, buchstabieren, Handy ... In ASL wird viel buchstabiert, in DGS wenig. Den wechsel in das Buchstabieren nennt man code switching.
Jetzt brauchst du nicht zu glauben, dass es für jedes Wort eine Gebärde gibt. Gleiche Gebärden können verschiedene Mundbilder haben. Ein Mundbild kann sich auch auf zwei Gebärden ausweiten. Oder es gibt eben kein Mundbild. Oder Mundgestik (Zunge und Backen werden benutzt). Die Wortstellung im Satz ist anders. Das Verb steht hinten. Ohne Mimik geht gar nichts: Fragen stellt man indem man die Augenbrauen hoch oder runter zieht. Wenn / dann geht mit Kopfbewegung. Und wenn du echte Gebärdensprache lernen möchtest google mal nach Classifikatoren (Substitutoren, Manipulatoren) und Constructed Action, Constructed Dialog.
Ich hoffe ich habe ein wenig Interesse geweckt. Mach die kundig, du wirst es niemals bereuen. Es ist wie es überall geschrieben steht die schönste und ausdrucksvollste Sprache der Welt. Ich wünsche dir viel Interesse.
Leider ist es aber eben auch so, dass wir von der Faszination der gespochenen Sprache nichts zurückgeben können.
Die Buchstabensymbole sind zum Buchstabieren gedacht und ansonsten gibt es eben die Gebärden. Je nach Gebärdensprache (ASL, DGS…) wird etwas mehr oder weniger buchstabiert, aber die Sprache besteht natürlich nicht aus Buchstabieren. Das wäre sehr unökonomisch.
Stell dir vor jemand unterhält sich mit dir und sagt allerdings nur einzelne Buchstaben. Das stresst richtig, obwohl man einigermaßen alles versteht
Die DGS (Deutsche Gebärdensprache) hat für alle Wörter eigene Zeichen. Schwer wird es dann mit Namen. Das Wort Auto gibt es als Zeichen. Einen Nachnamen buchstabiert man allerdings.
das Handalphabet wird nur im Notfall verwendet (zB auf die frage: wie schreibt man..., oder wenn man eine Gebärde nicht kennt udn auch eine Umschreibung in Gebärden nichts fruchtet), ansonsten gibts Gebärden zur normalen Konversation.
würde man alles mit dem Handalphabet machen, würde man alt und grau dabei.
Ah super danke. Gibt es Bücher mit den Gebärden? Gibt es deutsche, englische,... Gebärdensprache oder ist das international?
Es gibt unterschiedliche in unterschiedlichen Ländern/Regionen und es gibt Wörterbücher, ja
es gibt genau so Sprachen und Dialekte, wie in Lautsprachen.
Super danke, finde es aber schade dass soetwas nicht staatlich gefördert wird.
Für Gehörlose gibt 77 Euro Gehörlosengeld im Monat. Da muß man lange sparen, bis man sich einige Kurse der Gebärdensprache finanzieren kann und entsprechendes Material dazu.
Besser als nichts. Blöd ist, daß gerade in Deutschland immer noch DVD ohne Untertitel erscheinen oder daß es selten Veranstaltungen mit Gebärdendolmetschern gibt. Selbst an Förderschulen für hörgeschädigte Kinder beherrschen längst nicht alle Lehrer die Gebärdensprache. Gehörlose sind stark isoliert.
ist einfach eine von Haus aus schon sehr kleine Minderheit, udn Fortschritte in der CI-Technologie verkleinern die Gruppe noch weiter.
Aber wenn es sehr Ort fixiert ist welche Gebärde was bedeutet entsteht doch bestimmt oft Verwirrung oder nicht?