Wieso steht im Buch aus dem amerikanischen übersetzt?

5 Antworten

Ja, ich würde auch eher "aus dem amerikanischen Englisch übersetzt" schreiben.

Anders klingt es aber scheinbar besser, oder ist praktischer weil kürzer.

amerikanisches Englisch und britisches Englisch sind nicht zu 100% identisch. Erstens gibt es Wörter, die in der anderen Sprache nicht vorkommen, zweitens auch unterschiedliche Schreibweisen z.B. "Colour - Color". Ist wie bei Deutsch und Österreichisch. Beide sprechen Deutsch, aber es ist nicht die selbe Sprache.

Naja im amerikanischen Englisch haben sie z.T. anderes Vokabular und drücken sich evtl. anders aus

Das hat sich anscheinend so eingebürgert. Der Begriff steht heute Synonym für amerikanisches Englisch.

Von Experte Willy1729 bestätigt

Die Unterschiede zwischen den beiden Sprachvarianten sind subtil und im täglichen Leben weitgehend ohne Bedeutung — die gelegentlichen Mißverständnisse (z.B. first floor) sind eher amüsant als problematisch.

In der Literatur werden Worte aber sehr bewußt gebraucht, und da kommt es auf jede Nuance an. Literarische Übersetzungen müs­sen die Nuancen aber korrekt wieder­ge­ben, daher ist es schon sinnvoll, daß die Über­setzer sich auf eine der beiden Sprach­varianten konzentrieren — sonst kommen ganz leicht schiefe Übersetzungen heraus. Ein Beispiel: Für einen Amerikaner ist der Satz I insist that the work is done eindeutig, aber im bri­ti­schen Eng­lisch zweideu­tig. Ein Amerikaner (oder jemand, der als Über­setzer nur mit amerikanischem Englisch zu tun hat) kann ihn nur als ‘Die Arbeit ist fertig, und ich bestehe darauf, daß alle das so sehen’ lesen, obwohl ein britischer Autor ihn auch in der Bedeutung ‘Ich bestehe darauf, daß die Arbeit gemacht wird’ gemeint haben könnte.

Wenn man aber für britische und amerikanische Texte auf unterschiedliche Über­setzer zurückgreifen muß, dann sind es (zumindest aus der Sicht des Verlegers) verschiedene Sprachen.

Letztlich ist das vergleichbar zwischen dem Deutsch in Österreich und Deutschland. Normalerweise können sich die Leute problemlos unterhalten, auch wenn jeder die Her­kunft des anderen sofort merkt. Aber für eine literarische Übersetzung sollte ein Übersetzer wirklich gut sein, so werden z.B. Höflichkeit und Distanz in Österreich durch Mittel ausgedrückt, die man in Deutschland evt. gar nicht erkennt. Und auch da gibt es Sätze mit unterschiedlicher Bedeutung in beiden Ländern, z.B. Ich habe meine Kinder vergessen. Wenn ein Übersetzer diese Nuancen nicht sofort erkennt, kann nur eine Gurkenübersetzung herauskommen.

Willy1729  19.08.2022, 09:38

Darum heißt es ja auch: Es gibt nichts, das Österreich und Deutschland mehr trennt als die gemeinsame Sprache.

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