Hallo KKatalka,
erstmal möchte ich dir mein Beileid aussprechen. Das tut mir wirklich leid für dich, bzw. euch. Vorneweg muss ich dir sagen, eine wirkliche Antwort auf deine Fragen ist fast unmöglich. Die Phasen der Trauer und deren Begleiterscheinungen, die laufen bei jedem anders ab.
Man kann höchstens die eigene Erfahrung einfließen lassen. Und ich kann deinen Schmerz sehr gut nachempfinden. Denn 2010 ließ auch das Schicksal bei uns eine Bombe platzen. Meine Mutter hatte nur ein paar Schluckbeschwerden, Diagnose Speiseröhrenkrebs, innerhalb kürzester Zeit ist sie dann von uns gegangen. Nach einem Weg voller Schmerzen, Qualen und dem körperlichen Verfall. Mit knapp Mitte 50.
Du fragst wann der Schmerz aufhört? Dazu kann ich dir nur sagen: es tut immer noch weh, fast jeden Tag. Es sind halt die alltäglichen Dinge. Ein leerer Platz bei Familientreffen, die fehlenden Gespräche, der Trost und der Halt, eine kleine Enkelin, die sie nicht aufwachsen sehen kann und nie kennengelernt hat. Orte, an denen man regelmäßig vorbeifährt, ihre Lieblingslieder die ab und an zu hören sind. Mein Vater, der eine liebende Ehefrau verloren hat...
Für mich ging in diesem Moment nicht nur eine Mutter, sondern auch eine gute Freundin. Nein, ich war kein Muttersöhnchen und bin auch nicht zart besaitet, aber es holt einen immer wieder regelmäßig ein. Ich finde, es setzt im Laufe der Zeit eine gewisse Akzeptanz ein, der Schmerz wird erträglicher, man kommt damit klar. So gut es geht. Die schlaflosen Nächte gingen nach den ersten paar Monaten.
Geheult habe ich auch viel. Als Kerl, der sonst nicht nahe am Wasser gebaut ist. Eben weil, wie bei dir, die Wunde noch frisch war. Der Slogan: Die Zeit heilt alle Wunden, mit dem gehe ich nicht konform. Aber die Zeit macht einiges erträglicher. Bei jedem ist die Zeitspanne unterschiedlich, aber du wirst irgendwann merken, dass es zwar noch weh tut, aber der Umgang damit einfacher wird. Ich konnte dann auch wieder lachen, glücklich sein. Nur es holt einen manchmal wieder ein, aber eben nicht so schmerzvoll und intensiv. Und es sind halt "nur" Momente.
Bilder im Kopf, ja. Ich schleppte auch lange die Bilder des Zerfalls mit mir rum. Aber nun, wenn ich an sie denke, dann gibt es nur noch die "guten Zeiten". Alles andere verschwand von alleine. Wann und wie auch immer. Das weiß ich leider nicht mehr.
Ganz wichtig ist auch, dass du dir Zeit für dich nimmst. Egal ob zum weinen, trauern, verzweifelt sein. Es ist wirklich toll, dass du für deine Mutter da bist. Aber irgendwann bleibst du dabei auf der Strecke. Ich könnte jetzt noch viel lamentieren, schreiben, was weiß ich. Was ich einfach nur sagen will: Ich wünsche dir alles Gute. Und hoffe, dass die Zeit etwas Ruhe mit sich bringt. Auch entsprechende Trauergruppen, Foren oder Gespräche können helfen. Einfach, um alles mal abzuladen. Zum Beispiel auch auf deinem Mann. Hört sich etwas doof an, aber ich schätze, du weißt wie ich das meine. Jedenfalls bist du nicht allein, und das ist auch sehr viel wert.
Liebe Grüße, Kasi
Der Tod ist nichts.
Ich bin nur schon in den nächsten Raum geschlüpft.
Ich bleibe ich und Du bleibst Du.
Was wir auch immer füreinander waren, das sind wir noch.
Rufe mich bei meinem gewohnten Namen,
sprich zu mir so einfach und leicht, wie wir es immer getan haben.
Lass nicht zu, dass etwas anders wird in unseren Gesprächen.
Hülle Dich nicht in dunkle Trauer oder Sorge.
Lache – wie wir immer über unsere kleinen Scherze gelacht haben.
Bete, lächle, denk an mich – bete für mich.
Sprich von mir wie früher.
Und lass nicht Schatten der Trauer über meinem Namen sein.
Das Leben ist so, wie es immer war.
Es geht beständig weiter.
Warum sollte ich nicht mehr in Deinen Gedanken sein, nur weil Du mich nicht mehr siehst?
Ich warte ja auf dich – ganz in deiner Nähe – Nur um die Ecke.
H.S. Holland Canon of St. Paul´s Cathedral 1884