Trompete lernen mit schlechtem Gedächtnis?

2 Antworten

Wow! Wenn du den Ton sofort hören kannst, wenn du die Note siehst, bist du schon sehr, sehr weit! Das bedeutet ja, dass du eine Melodie hörst, wenn du Noten liest. Das kann nicht jeder!

Dein Problem ist mMn ein verbreitetes: Du bist überfordert, weil du zu viel auf einmal machen musst und alles eigentlich neu ist. Auch, wenn du das Instrument schon länger spielst.

Die Lösung ist, das Üben in einzelne Elemente zu zerlegen. Auch mal "trocken" zu üben: Note sehen - finger auf die richtigen Klappen etc. legen. Das immer, immer, immer wiederholen.

Ganz wichtig: Tonleitern spielen in verschiedenen Tonarten. Täglich. Dafür gibt es Übungsbücher, auch für Anfänger. Und Arpeggien (das sind quasi Tonleitern, die nur jeden dritten Ton oder so spielen).

Man kann ein Stück folgendermaßen zerlegen:

Tonhöhe/ Intonation (richtige Klappe gegriffen?),

Tonfolge in einem Takt (jede Note im Takt richtig gespielt?),

Tempo (jede Note in der richtigen Länge gespielt und die Noten zusammen in der angegebenen Geschwindigkeit?),

Dynamik (laut und leise richtig gesetzt?),

Artikulation (Töne "weich" oder "scharf" genug gespielt).

Vermutlich gibt es noch mehr Aspekte.

Man nimmt sich also nur immer einen Aspekt raus.

Meist fängt man damit an, den ersten Ton zu spielen. Schauen: Welche Note ist das, wie greife ich die, wie lang soll sie sein, wie soll sie artikuliert werden? Wenn das gut klappt, kommt der zweite Ton dazu. Dann werden die beiden verbunden. Dann kommt der dritte Ton dazu. Dann spielt man den ersten Takt so lange, bis man ihn sauber beherrscht. Natürlich kann man den Prozess im fortgeschrittenen Stadium abkürzen, aber im Prinzip machen das auch Profis - sie üben immer kleine Abschnitte und leiern nicht immer das ganze Stück durch. Bei kleinen Abschnitten (ein Takt, eine Note), hat man die Ruhe, sich auf alles andere zu konzentrieren: Was muss ich greifen, wie muss ich anblasen, wie soll der Ton klingen, wie verbessere ich das, wie sollen die ersten 2 bis 4 Töne zusammen klingen?

Würde man immer schon das gesamte Stück im Blick haben, wären die meisten heillos überfordert.

Google auch mal "slow practice for brass players":

https://www.creativeministries.nz/article/7-effective-practice-routines-brass

Schaue dir Übungsvideos bei Youtube an, von Profis und Laien. Meist fokussieren die sich auf einen einzigen Aspekt, der dann intensiv geübt wird. Mache das auch. Fange ggf. mit langen Einzelnoten an, bis sie perfekt klingen, verbinde sie dann und werde danach immer schneller, aber nur so schnell, wie du noch sauber spielen kannst.

Wenn du dich "verknotest", höre kurz auf, atme durch, konzentriere dich wieder auf nur eine Note, dann zwei. Mache nicht den Fehler, eine Stelle immer wieder immer schneller durchzuspielen oder zu glauben, du müsstest sofort alles auf einmal können.

Wo lege ich den Finger hin, wie forme ich den Ton, wie halte ich den Ton, wie lange kann ich den Ton halten, wie sieht das mit dem zweiten Ton aus? Gibt es noch Besonderheiten, soll er laut oder leise sein, Stakkato oder Legato usw.?

Je intensiver und langsamer du übst, desto fester wird das Geübte verankert. Je mehr Aspekte du einzeln und sorgfältig übst, desto eher kannst du sie später auch dann abrufen, wenn du mal beim Vorspiel oder so nervös bist.

Akzeptiere, dass du vielleicht Hindernisse hast, die du eigentlich "lächerlich" findest, weil du denkst, du müsstest schon weiter sein. Das geht vielen so. Übe trotzdem kleine Abschnitte langsam und sorgfältig bis zur Perfektion und arbeite immer wieder an den Grundlagen (Tonbildung, Tonleitern etc.).

Ich würde empfehlen die Noten immer vor Augen zu haben. Also wirklich überall hin mitnehmen und auswendig lernen. Schreib sie dir auf den Arm oder kauf dir ne Brille und klebs sie auf die Gläser:) Wenn du ein Stück spielen musst solltest du auch noch 2 min später wissen wie das Stück heißt. Ansonsten das selbe Verfahren👍