Wurden die Turbolader in deutschen Flugzeugen der Luftwaffe mechanisch angetrieben?

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Das ist zwar ein Lader, aber kein Turbo. Turbo wäre es nur, wenn der Lader durch eine Abgasturbine angetrieben wird. In diesem Fall wird der Lader aber mechanisch angetrieben und deshalb ist das ein mechanischer Lader. Bei mechanischen Ladern spricht man häufig nicht von Lader, sondern von Kompressor, was aber beides das selbe bedeutet.

Beim DB 605 wurde der Lader mechanisch von der Kurbelwelle angetrieben. Dazwischen saß eine Hyrokupplung, deren Übertragungsleistung durch eine Druckdose höhenabhängig geregelt wurde.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe Motorentechnik im Hauptfach studiert

Wissenselch 
Beitragsersteller
 24.02.2025, 21:50

Warum wurde das eigentlich nicht über Abgas gemacht?

Hamburger02  25.02.2025, 09:18
@Wissenselch

Die Technik der Aufladung übers Abgas wurde erst später serienreif.

Bei den Flugmotoren sowohl in Deutschland als auch England (Rolls-Royce Merlin) wurde auf Erfahrungen aus dem Rennsport zurückgegriffen. Rennwagen der 1930er waren alle mit Kompressoren ausgerüstet. DDie ersten Torbolader hatten diverse Probleme, die sie für den Flugzeugeinsatz nicht sonderlich geeignet machten:

1) mangelnde Hitzefestigkeit wegen fehlender passender Werkstoffe
2) Regelprobleme wie Turboloch oder Überladung
3) Schlechte Leistung bei kaltem Motor, also vor allem beim Start
4) sehr komplexe und teure Herstellung

Insgesamt waren die einfach noch nicht zuverlässig genug. Selbst beim ersten Serieneinsatz von Turboladern (Porsche 911 Turbo, BMW 2002 Turbo) zickten die noch ganz schön rum, obwohl beide Firmen schon Erfahrungen damit im Rennsport gesammelt hatten. Berühmt ist die Geschichte vom 911 Turbo, die mehrmals passiert ist. Da haben Leute anfangs/mitte der 1970er Jahre ihren 911 Turbo selber im Werk abgeholt. Aus dem Werk führt zuerst ein langer gerader Weg, auf dem manche schon mal etwas kräftig Gas gegeben haben. Am Ende des Weges war eine scharfe Kurve und da haben einige, wie gewohnt gebremst und runtergeschaltet. Durch die plötzliche hohe Drehzahl ist der Turbo angesprungen und hat ordentlich geladen, wodurch der Motor kräftig Schub gegeben hat. Dadurch habe die die Kurve nicht geschafft und sind im Acker gelandet. Da hat der nagelneue Porsche gerade mal ein paar Hundert Meter bis zum ersten Unfall gehalten.

Hamburger02  25.02.2025, 09:30
@Wissenselch

Noch ein Grund:

die ersten Turbomotoren waren gewaltige Spritfresser und sie sie auch heute noch bei wahlweise bei niedrieger oder hoher Drehzahl. Das hätte die Einsatzzeit der Fungzeuge verringert, was ein großer Nachteil gewesen wäre.

Ja, das ist ein mechanisch angetriebener sogenannter Radiallader, der übrigens einen maximalen Ladedruck von 1,42 bar hatte.

Auch im Alpina B5 auf Basis des BMW E 60 zu finden. Im Automobilbau allerdings eine Rarität.

Turbolader heissen deswegen Turbolader, weil sie mit einer Turbine (im Abgaskanal) betrieben den Ladedruck erhöhen (englisch turbocharger).

Sind sie mechanisch angetrieben, nennt man sie Kompressoren und das Verfahren nennt man "mechanische Aufladung" (englisch supercharger).

Und ja: Der DB606 hatte einen (mechanisch angetriebenen) Kompressor - keinen Turbolader

Ja. Das nennt man Kompressor, wenn er nicht über eine abgestorbene angetrieben wird. Beim Turbolader nennt sich übrigens nur das Teil im Agasstrom Turbine. Das Teil im Ansaugtrakt ist der Verdichter.

Der Kompressor auf dem Foto ist halt ein Radialverdichter. Das ist bei Ottomotoren eher unüblich, die haben meist Rootsgebläse.

Übrigens hat der Dieselmotor des Leooard 1 auch einen Radialkompressor