Würdet ihr das Vorgehen meines Chefs als übergriffig bezeichnen?
Ich habe seit zwei Wochen Hörgeräte zum testen, sie sind bestens eingestellt und ich habe keinerlei Probleme damit.
Im Gegenteil, meine Lebensqualität hat sich dadurch schlagartig verbessert.
Der stellvertretende Chef trägt auch Hörgeräte und hat mir mehrfach gesagt, dass ich auf jeden Fall eine App brauche, um meine Hörgeräte richtig einzustellen.
Er ist größter Fan von dieser App.
Ich habe erklärt, dass ich noch verschiedene Geräte teste und im Moment bestens ohne Apo zurechtkomme.
Gestern spricht mich in der Kantine eine fremde Mitarbeiterin aus dem Bereich des Stellvertreters an und meint, sie hätte gehört, dass ich jetzt auch Hörgeräte hätte, genau wie sie, und sie würde mir den Rat geben, auf jeden Fall mit einer Apo zu „arbeiten“.
Ich war völlig überrumpelt, da ich die Frau gar nicht kenne.
Ich bin ehrlich richtig sauer, wie kommt der Stellvertreter dazu, die Frau darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich Hörgeräte trage und sie mir unbedingt von ihrer tollen App erzählen soll, die er und sie benutzen.
Das ist übergriffig und ich gehe davon aus, dass da auch der Datenschutz nicht gewahrt wurde.
Auch wenn man mir vielleicht nur einen Rst geben wollte, dennoch ist das nicht okay, oder?
Sol „Rat“ heißen ( im letzten Satz)
5 Antworten
Wenn das Tragen der Hörhilfe keine Relevanz für die Arbeitssicherheit oder den Arbeitsablauf hat, dann ist das definitiv eine Verstoß gegen das Datenschutzgesetz und ein Vertrauensmissbrauch.
- Er ht es als Chef erfahren, da gibt es keinen 'Smalltalk'. Er hat die Informationen, soweit er nicht explizit davon entbunden wird, immer a vertraulich zu behandeln.
- in der DSGVO ist festgelegt, das personenbezogene Daten GRUNDSÄTZLICH nur in soweit gespeichert (und weitergegeben) werden dürfen, wie es unbedingt notwendig ist. Unbegründetes Weitergeben von personenbezogenen Daten ist grundsätzlich unzulässig.
Da steht drin, dass digitale Daten zu schützen sind. Hier ist es analog. Ferner hat das ganze null mit der Arbeit zu tun.
Lass mich kurz überlegen ... nein, die DSGVO gilt für alle Daten und jede Art der Speicherung und Weitergabe. Außerdem ist jede z.B. ja/nein-Information digital, denn es gibt nur Ja oder Nein und jedes gesprochene Wort hat eine explizite Bedeutung die nicht in beliebe Bruchteile aufgeteilt werden kann, was exakt die Definition von 'digital' ist. Analog bedeutet, es kann jeden beliebigen Zwischenwert annehmen, aber ein Tisch ist nun mal ein Tisch und kein Tis oder ein Tih.
Diese Verordnung gilt für die ganz oder teilweise automatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten sowie für die nichtautomatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten, die in einem Dateisystem gespeichert sind oder gespeichert werden sollen.
Wie passt das bitte zur Frage?
Ein Dateisystem kann alles sein, ein Stück beschriebenes Klopapier, eine Tontafel mit Keilschriftzeichen oder auch dein Kopf, in dem du die Daten auswendig gelernt hast.
Da hätte ich gerne mal eine juristische Aussagen, dass der menschliche Kopf ein Datensystem ist. Bei aller verquarzten Jurasprache: der Kopf und seine "Daten" sind bestimmt nicht gemeint!
Es ist jede Art der Datenspeicherung gemeint, sonst könntest du die DSGVO ja einfach dadurch umgehen, das du die kritischen Daten einfach auswendig lernst oder noch einfacher in einer Form Speicherst, die nicht explizit genannt ist.
Ja, das ist dann eine Gesetzeslücke, aber ein Gehirn ist keine Datei! Ansonsten: bitte gerne einen link zu deiner These.
Das ist nicht übergriffig.
Scheint eher, als hättest Du ein Problem damit, Hörgerät zu tragen...
Eine Brille ist nichts anderes, aber die sieht jeder.
"Oh, tragen sie jetzt eine Brille?" ist genauso wenig übergriffig.
Vielleicht hat er es ja bekannt gegeben, damit andere nun nicht mehr so laut sprechen müssen, wenn sie Dir was erzählen...
Boah, wie kann man so übertreiben? Was haben denn deine Hörgeräte mit Datenschutz zu tun? Das hat auch nichts mit überrumpeln zu tun. Lad dir die App halt nicht runter wenn du nicht möchtest. Sag den Leuten dass die App nicht kompatibel mit deinen Hörgeräten sei wenn du deine Ruhe haben willst…
Informationen über Krankheiten und Handycaps sind immer vertraulich zu behandeln, soweit diese nicht offensichtlich sind (z.B. Tragen einer Brille als Sehhilfe; das jemand Kontaktlinsen trägt ist übrigens schon wieder eine geschütztes Date) oder möchtest du am schwarzen Brett lesen, dass du einen Ausschlag am Arsch hast oder aufgrund einer Dysfunktion keinen mehr hoch bekommst?
Das man ein Hörgerät trägt kann jeder sehen. Die zwei Beispiele die du grad genannt hast haben gar nichts miteinander zu tun
Meine Hörgeräte sind unter den Haaren nicht sichtbar. Das dünne Silikonröhrchen ist auch nicht zu sehen.
Wer lesen kann, hätte mitgekriegt, dass der Stellvertreter von meinem Chef in unserer Abteilung war und ansonsten einen eigenen Bereich leitet.
Nachdem ich seine Anregung, eine App zu nutzen, nicht akzeptiert habe, kam aus seiner Abteilung eine mir fremde Person auf mich zu und wollte mir auch eine App „andrehen“!
Mit dieser Frau habe ich am Arbeitsplatz Null Berührungspunkte.
Na ja grundsätzlich ist es ja ziemlich nett, von deinem Chef, sich anzubieten, dir bei deinem Problem zu helfen, aber er hätte das 'nein, ich will keine App benutzen' ggf. kopfschüttelnd akzeptieren müssen und hätte definitiv nicht mit weiteren Personen darüber reden dürfen. ,
Was ist der qualitative Unterschied, zwischen meinen Beispielen und dem Hörgerät? Beides geht Unbeteiligte rein gar nichts an!
Komm niemals mit einem roten Pullover zur Arbeit. Nicht, dass jemand erfährt, dass du rote Pullover trägst.
Nein, das ist nicht übergriffig sondern ein ganz normales Sozialverhalten innerhalb einer Gruppe. Menschen nehmen Anteil an deinem Leben und wollen dir helfen!
Danke! D a s ist die beste Antwort! Ohne Wink mit dem Datenschutz und den Gesetzen, einfach nur - menschlich! Ich fühle mich als solcher Mensch angesprochen!
Kannst du bitte mal verlinken, welcher Gesetzesverstoß hier gegeben sein soll?! Der Chef hat im Smalltalk davon erfahren. Sowas fällt unter keinerlei gesetzlichen Schutz!