Worin besteht der Grund für Unzufriedenheit vieler Deutscher mit der sozialen Marktwirtschaft?

7 Antworten

Die Aufgabe ist schon in ihrer zentralen Prämisse falsch.

Es gibt nicht "viele", die mit der sozialen Marktwirtschaft unzufrieden sind.

Die, die unzufrieden sind, speisen ihre Unzufriedenheit aus Rassismus, Ausländerhass und Sozialneid - nicht aus der Ablehnung der sozialen Marktwirtschaft. "Viele" sind aber auch das nicht - siehe die Umfragewerte der AfD.

earnest  08.02.2020, 12:48

Ich glaube, du siehst die angeblich "soziale" Marktwirtschaft in einem zu rosigen Licht.

Deswegen auch deine Verdammung ihrer Kritiker.

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atzef  08.02.2020, 13:17
@earnest

Wo siehst du denn Kritiker der sozialen Martwirtschaft? Kritisiert wird doch allenfalls ein vermeintlicher Abbau der sozialen Dimension...aber doch kaum das Konzept als solches! Wie und warum auch? Schließlich verdanken wir ihm a. die besten Lebensverhältnisse, unter denen Deutsche jemals gelebt haben und b. mit die besten Lebensverhältnisse weltweit!

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earnest  08.02.2020, 13:21
@atzef

Kritiker des Neoliberalismus (ein ehrlicherer Terminus für die gegenwärtigen Realitäten als "Soziale Marktwirtschaft") findest du zuhauf.

Sie alle beklagen unter anderem das immer weitere Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich in der deutschen Gesellschaft.

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außer dass viele eben nicht damit einverstanden sind so viel Steuern zahlen zu müssen.

Was haben Steuern damit zu tun? Die sind nicht höher als in freien marktwirtschaften. Falls damit Sozialabgaben gemeint sind, sollten die Leute mal überlegen was sie eine private Krankenversicherung, Pflegeversicherung usw. kosten würde. und was sie wohl bei Arbeitslosigkeit machen würden wenn sie keine unterstützung erhielten.

Im Allgemeinen sind die Deutschen pro soziale MW.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/studie-deutsche-zufrieden-mit-sozialer-marktwirtschaft-a-829536.html

Demnach ist die Hälfte mit der sozialen Marktwirtschaft "einigermaßen zufrieden", 16 Prozent sind "sehr zufrieden". Immerhin 27 Prozent sind mit dem System allerdings "nicht zufrieden".

Hi.

Mein Problem ist, dass die so verlogen ist. Soziale Marktwirtschaft sollte "auf der Basis der Wettbewerbswirtschaft die freie Initiative mit einem gerade durch die wirtschaftliche Leistung gesicherten sozialen Fortschritt zu verbinden" (Müller-Armack: Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik).

Versteh mich nicht falsch, ich will nicht jammern! Scheinbar funktioniert kein System so gut (oder so wenig schlecht), wie das Unsere, scheinbar muss es so sein, sonst wird es schlechter. Aber dann kann man das Kind auch beim Namen nennen!

Der Staat wird vom Mittelstand getragen. Die Unterschicht bekommt Geld (ist ja auch OK), die Firmen zahlen nix oder viel zu wenig. Verständlich, sonst würden sie abwandern und es bliebe weniger, aber das wurmt halt. Wenn man selber nur abgeben muss.

Mir stellt es zu jeder Wahl die Haare auf, wie sehr man um Wählerstimmen buhlen kann, indem man einseitige Subventionswahlgeschenke macht. Gerade die Linken sind da krass, deren Plakate sind plakativer noch als die der AFD. "Bestes Zeug für Alle, wie man das bezahlt ist uns doch egal. Wir haben die DDR so schon vor die Wand gefahren, wir finden bestimmt wieder nen Dummen, der dann doch noch bezahlt". Was ich so lese, sprach Helmut Schmidt in seiner Bundeskanzlerzeit schon vom "überbordenden Sozialstaat". Gut, der Mann hat sich hart ausgedrückt, aber ich habe das sehr geschätzt! Und der wurde unter unseren beiden Dauerkaisern, Kohl und Merkel immer weiter aufgebläht. Und der, der langfristig kluge Entscheidungen getroffen hat, die aber kurzfristig weh getan haben (Schröder, Agenda 2010), der wurde prompt abgewählt. Und seine Nachfolgerin hat die langfristigen Erträge als ihre Leistung ausgegeben. Da fällt mir wieder Schiller ein: "man soll die Stimmen wägen und nicht zählen - wo Mehrheit herrscht und Unverstand entscheidet, da muss der Staat zu Grunde gehen".

Der Spiegel hatte mal (als er noch nur links und nicht sozialromantisch-grün-oberlinks-Waldorfschule war) einen interessanten Artikel über das Gesundheitssystem. Fazit war, dass "jeder Essen braucht aber nicht jeder Kaviar und Champagner. Brot und Wasser tun es auch, wichtig ist die ökonomische Machbarkeit". Und die wird mM bei Wahlversprechen und -geschenken leider ganz gerne unter den Tisch fallen gelassen. Leider.

Wenn ich noch jung und dumm wäre, dann würde ich immer FDP wählen, weil die Einzigen sind, die zumindest in ihrem Wahlprogramm die Initiative Einzelner fördern, statt sie auf Mittelmaß stutzen. Die einsehen, dass jemand, der 10 Stunden/Tag mit Verantwortung und langer Ausbildung arbeitet gefälligst deutlich mehr haben soll, als jemand, der nen 8-Stunden-Easyjob macht. Leider steht das ja nur im Wahlprogramm und wird nicht umgesetzt.

Was mich ganz generell stört: man darf niemanden verhungern lassen. Auf keinen Fall! Aber diese zwanghafte Gleichschalterei, diese Irrlehre, dass wir alle gleichARTIG (nicht -wertig) sein sollen, die stößt mir sauer auf.

Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Mittelständlern, die selber denken können und stolz auf ihre Überdurchschnittlichkeit was Verdienst und Ausbildung angeht ähnlich geht.

Die Menschen sind mit der sozialen Marktwirtschaft ebenso zufrieden wie mit der sozialen Demokratie.

Was Menschen unzufrieden macht, ist eher die Umsetzung. Die ärmeren Menschen hätten gerne mehr davon, die reichen Menschen eher weniger. Darum dreht sich häufig die politische Diskussion.

Wie dir die Wahlergebnisse und Umfragen ja zeigen, scheint insbesondere im Osten, aber auch im Rest der Republik die Stimmung derzeit eher so zu sein, dass die Mehrheit eher weniger soziales wünscht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen

Ich würde mir erst mal die Quelle ansehen, die behauptet, dass so viele Deutsche damit unzufrieden sind. Die Quelle wird ja ihre Aussage belegen.

Die Nachweise kannst Du dann genauer ansehen und recherchieren.

Gruß