Wird die Gesellschaft immer boshafter?

12 Antworten

Die Frage also allgemein, ob die Gesellschaft immer boshafter wird, ist vielschichtig und lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. 

Ja, ich merke auch, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt abnimmt und die Aggression zunimmt, aber auch Argumente, die dagegen sprechen. 

Man sollte auch beachten, dass "boshaft" ein subjektiver Begriff ist, der einen großen Interpretationsspielraum lässt.


Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 08:54

Nun ich drücke mich da bewusst vorsichtig aus,da man nie weiß wie es aufgefasst wird.

Ich rede von vielen Alltagssituationen wo ich einfach niemals so reagieren würde wie jemand der bspw.aggressiv reagiert und laut wird,merke aber das man durch solch ein Verhalten immer mehr selbst dieses Verhalten annimmt und das will ich einfach nicht.Finde das schrecklich.

Ich möchte dir nicht einfach widersprechen, im Gegenteil, vieles von dem, was du beschreibst, erleben tatsächlich viele Menschen als zunehmende soziale Kälte. Und trotzdem ist es wichtig, eine entscheidende Frage zu stellen:

Kann es sein, dass du, ohne es zu merken, inzwischen besonders stark auf das schaust, was schlecht läuft?

Nicht, weil du dich anstellst. Nicht, weil du übertreibst. Sondern, weil unser Gehirn so funktioniert.

Das nennt sich Bestätigungsfehler, auf Englisch confirmation bias. Wenn wir einmal eine bestimmte Meinung über die Welt haben, suchen wir ganz automatisch Beweise dafür. Wir bemerken dann mehr die unhöfliche Oma, den pampigen Mann an der Kasse, den Spruch über unser Auto, die fehlende Dankbarkeit der Eltern, und übersehen vielleicht die freundlichen, stillen, kleinen Gesten, die es auch gibt.

Denn die Welt ist nicht nur wärmer oder kälter geworden, sie ist beides. Gleichzeitig.

Ja, es gibt heute mehr Oberflächlichkeit, mehr Selbstzentriertheit, mehr Egoismus. Aber gleichzeitig gibt es auch eine riesige Welle an Mitgefühl, Achtsamkeit, Therapieangeboten, mentaler Unterstützung, Anti-Mobbing-Initiativen, Podcasts über Freundschaft, Bücher über Empathie, Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, Nachbarschaftshilfe organisieren, in Pflegeberufen arbeiten, sich kümmern, zuhören, helfen.

Nur: Diese Menschen brüllen nicht. Sie fallen nicht auf. Sie posten keine Bilder davon. Sie rollen keine Augen, wenn du lächelst, sie lächeln zurück, still, leise, ohne Drama. Aber wenn du gerade verletzt bist und wütend auf die Welt, dann siehst du sie nicht mehr.

Das ist kein Vorwurf. Das ist ein Schutzmechanismus deiner Seele. Wenn du verletzt bist, scannt dein Inneres die Welt auf weitere Bedrohungen. Dein Fokus verengt sich. Du beginnst, Muster zu sehen. Und irgendwann hast du das Gefühl: Alle sind so. Alle sind kalt. Alle wollen nur nehmen. Niemand interessiert sich für mich.

Aber das stimmt nicht. Es fühlt sich nur so an.

Manchmal hilft eine kleine Übung: Geh an einem Tag bewusst mit der Frage raus:

„Wer war heute freundlich zu mir, auch wenn es nur ganz kurz war?“

Vielleicht ist es der Busfahrer, der kurz nickt.

Die Kassiererin, die „Schönen Tag noch“ sagt.

Ein Kind, das dich anlächelt.

Ein alter Mann, der dir Platz macht.

Oder jemand, der nichts sagt, aber dir nicht in die Hacken fährt mit seinem Einkaufswagen.

Das sind keine lauten Taten. Aber sie zählen.

Und es gibt sie.

Vielleicht ist der größte Schmerz nicht, dass die Welt böser geworden ist. Sondern, dass du zu lange zu nett warst, ohne deine eigenen Grenzen zu schützen. Dass du dich oft klein gemacht hast, gegeben hast, gehofft hast, und jetzt enttäuscht bist, weil es nicht zurückkam. Vielleicht brauchst du keine Welt voller netter Menschen, sondern ein paar ganz wenige, echte, mit denen du dich verbindest. Vielleicht brauchst du nicht mehr Verständnis von allen, sondern mehr Schutz für dich selbst.

Du darfst wütend sein. Du darfst enttäuscht sein. Du darfst sogar mal sagen: „Ich kann das langsam alles nicht mehr.“ Aber dann, wenn der Sturm vorbei ist, frag dich: Will ich weiter glauben, dass alle schlecht sind? Oder will ich anfangen, wieder anders hinzuschauen?

Denn wer nur noch Kälte sieht, wird irgendwann selbst kühl.

Und das hast du nicht verdient.

Liebe Grüße
yuutuuber, m, 65


Muktamani  15.05.2025, 10:37

Diese Antwort ist nicht nur sehr gut, sie ist ein SEGEN! Tausend Dank dafür! 💕💕💕

Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 09:25

Also man sagt mir eher nach ein Daueroptimist zu sein und ich starte jeden Tag neu und versuche schöne Dinge zu genießen,sogar das ich momentan noch keinen Job habe,ich sage mir"Gut da sind ja noch einige Gespräche offen und du bewirbst dich ja weiter" und ich genieße dann eben den Tag und mache dann Sport oder schaue mir schöne Filme an,lerne etwas für Vorstellungsgespräche,frische mein Wissen auf.

Dennoch ist es derzeit wie die Truman Show,jeder Tag ist gleich.

Aber ich bemerkte ,die Menschen freuen sich über Freundlichkeit oder lächzen gerade zu nach jemandem der gute Laune verteilt.

Ich habe viel Humor und bringe auch öfter Menschen zum Lachen die sonst immer eher grimmig schauen und mir ist bewusst meine gute Laune kann ansteckend sein.Was mich freut,doch immer öfter merke ich die Kraft ist raus....wie Thaddeus Tentakel der jeden Tag erst immer lächelt ( Folge mit seiner Traumstadt) und nachdem jeder Tag gleich ist, gehen die Mundwinkel immer weiter runter.Die Menschen können gute Emotionen nicht mehr länger speichern da es weniger Gutes zu berichten gibt, mein Eindruck.

yuutuuber  15.05.2025, 09:35
@Kathikatz
Die Menschen können gute Emotionen nicht mehr länger speichern da es weniger Gutes zu berichten gibt, mein Eindruck.

Ich finde, es ist nicht so, dass es heute weniger Gutes auf der Welt gäbe, im Gegenteil. Es passiert ständig Gutes. Jeden Tag. Überall. Menschen helfen einander. Es gibt Erfolge, kleine Wunder, Versöhnung, Mut, Fürsorge, Kreativität, Fortschritt. Aber es wird oft nicht erzählt. Nicht gezeigt. Nicht gefeiert.

Warum? Weil viele Menschen auf das Schlechte viel stärker reagieren.

Unser Gehirn ist so gebaut, dass es auf Negatives und Probleme besonders anspringt. Das war in der Steinzeit ein Überlebensvorteil. Wer das Rascheln im Gebüsch ignorierte, war vielleicht tot. Wer sofort Alarm schlug, überlebte. Dieses Muster wirkt bis heute: Negative Nachrichten bekommen mehr Aufmerksamkeit, mehr Klicks, mehr Gespräche. Sie erzeugen mehr Emotionen, Wut, Empörung, Angst, Neugier. Gute Nachrichten hingegen wirken „langweilig“, „nicht spektakulär“, „nicht relevant“.

Und so entsteht ein verzerrtes Bild: Nicht weil es nichts Gutes mehr gibt, sondern weil das Gute kaum noch erzählt wird. Es wird übersehen, überblättert, durchgefunkt von Katastrophen, Krisen, Konflikten. Und irgendwann entsteht der Eindruck: Die Welt ist dunkler geworden. Die Menschen sind gefühlloser. Dabei ist es oft nur der Filter, durch den wir alles sehen. Dein Satz, dass gute Emotionen nicht mehr lange gespeichert werden, trifft etwas Echtes, aber vielleicht liegt das nicht daran, dass es zu wenig Gutes gibt. Sondern daran, dass die schönen Momente in einem Meer aus Lärm und Negativem untergehen, bevor sie sich festsetzen können. Wir müssten uns selbst wieder beibringen, das Gute länger zu betrachten. Nicht nur im Vorbeigehen. Sondern mit innerem Fokus. Nicht sofort weiterklicken. Nicht sofort relativieren. Sondern: innehalten, spüren, sagen – ja, das war schön. Das war menschlich. Das war echt. Es gibt vieles Gutes. Aber es muss erzählt werden, gesehen werden, geteilt werden. Und wir müssen lernen, es nicht nur kurz wahrzunehmen, sondern es bewusst in uns zu speichern, wie du sagst.

Vielleicht ist das unsere Aufgabe: Das Gute nicht nur zu erleben, sondern ihm auch einen festen Platz zu geben. In uns. Und im Gespräch mit anderen.

Und vielleicht sollten wir keine "News" mehr schauen. Ich tue es nicht mehr. Mein Buchtipp "Rolf Dobelli. Die Kunst des digitalen Lebens"

Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 10:53
@yuutuuber

Ich verstehe worauf du hinaus willst und klar sehe ich auch gute Taten,nur treten sie seltener auf.Lebe in einem recht toxischen Umfeld,doch momentan ist es mir leider nicht möglich dieses zu verlassen und ich mache das Beste draus.

Du scheinst mir auch aus der psychologischen Ecke zu kommen,denn habe schon einige Therapien hinter mich gebracht,musste da auch Tagebuch führen was mir an den Tagen Gutes passiert ist.Hatte mir da auch notiert das mit ein kleiner Junge einfach so nen schönen Tag gewünscht hat oder mir jemand sein Parkticket gab da er sah das ich grad kam und ein Ticket bezahlen wollte und seines noch für eine Stunde gültig war,was ich auch Freude strahlend und dankbar entgegen nahm🙏🏼Also ich sehe und schätze solche Momente und sauge sie auf wie ein Schwamm.

Nur kommen kaum noch diese Momente😅das möchte ich damit sagen 🙏🏼

Ich bin auch der Meinung, dass die Menschlichkeit zumindest hier in Deutschland nachlässt. Das hat viele Gründe durch verschiedene Einflüsse. Die Menschen sind unter Strom im Alltag, werden durch Medien und die Politik beeinflusst. Im Internet kann mans sowieso vergessen, da zeigt jeder auf einmal sein wahres Gesicht, jeder gibt zu allem seinen Senf und wirft seinen Balast und Hass ab. Die Menschen sind ignorant und Hasserfüllt, gönnen keinem mehr was. Ist man hilfsbereit und steckt zurück dankt es auch keinem. Tun alle so als wären sie tolerant, aber eigentlich nur solange ihre Interessen verfolgt werden.

In anderen Ländern ist es bestimmt teilweise auch so, aber ich war jetzt schon in einigen Ländern und meist waren die Leute dort um einiges freundlicher und hilfsbereiter.


Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 09:28

Ja politisch sind wir sehr angespannt, früher hab ich bspw.mit rechts und links am Tisch gesessen und heute ist es nicht mehr möglich,da keiner mehr gut sein lassen kann.Ich selbst habe es aufgegeben andere davon zu überzeugen das Chancengleichheit wichtig ist,da es auf Streit stößt.

alanyaa  15.05.2025, 10:50
@Kathikatz

Mit Leuten, die ein gefestigtes rechtes Weltbild haben, kann man meistens nicht diskutieren, das stimmt. Aber bei vielen ist das auch nur sehr oberflächlich, hab ich den Eindruck, und da bringt es dann evtl doch was

Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 11:02
@alanyaa

Ja da sagst du was Wahres,so verlor ich auch meine Freunde,sie redeten darüber daß es Ihnen egal ist wenn andere Menschen sterben,ich sagte nur das es mir nicht egal wäre,da uns allen das jederzeit passieren kann,da kam dann arrogantes Gelächter und der Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" was unpassender nicht hätte sein können.Denn niemand kann sich sein Glück "schmieden" und schon garnicht aussuchen ob er im Kriegsgebiet geboren ist.War für mich kritisch und ich stellte fest das meine Freunde keine schönen Werte wie Gerechtigkeit und Mitgefühl besitzen,was mir persönlich sehr wichtig ist.Stattdessen wird über Menschen mit Behinderungen, Bürgergeldempfänger die gerne arbeiten wollen aber einfach keinen Anschluss mehr finden,hergezogen und ich sitze da und frage mich ob ihnen bewusst ist das ein Teil selbst Behinderungen hat und auch mal arbeitslos war und wie sie glauben können was Besseres zu sein nur weil sie jetzt mal nicht mehr in der Situation sind oder es glauben(bei Behinderung)...dieses nach unten treten und nicht erkennen das man eigentlich an derselben Stelle steht und eher zusammenhalten sollte🙏🏼

alanyaa  15.05.2025, 11:03
@Kathikatz

Boah, das ist echt widerlich. Mit solchen Leuten könnte ich auch nicht befreundet sein.

MarieLara211  15.05.2025, 14:15
@Kathikatz

Solche Menschen können groß reden, bis es ihnen dann mal selber passiert. Wie du sagst, als ob man es sich aussuchen könnte ob man im Kriegsgebiet lebt oder geboren wird. Da brauch bloß mal wieder eine Pandemie kommen dann jammern diese Leute doch schon rum und kloppen sich halb im Supermarkt. Da heißt es nur immer ICH ICH ICH. Diese Menschen machen es sich einfach und versuchen irgendwelche politischen Schachzüge damit zu rechtfertigen das jeden Tag unschuldige Menschen und vor allem Kinder sterben. Diese Menschen haben Horizont von einem Meter. Ich habe übrigens auch gemerkt, dass ich eigentlich keine richtigen Freunde habe, als mein Vater letztes Jahr plötzlich verstorben ist und ich ab dem Zeitpunkt bestimmt ein halbes Jahr meine Freunde nicht gesehen habe. Sie haben zwar gesagt melde dich wenn was ist aber das mal jemand einfach so vorbeikam um zu sehen wie es mir geht oder mich gezwungen hätten mal raus zu gehen und mich abgelenkt hätten....Fehlanzeige.

Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 15:15
@alanyaa

Mir war es vorher nie aufgefallen weil sie erst so zu mir wurden als ich finanziell leider abfiel...jedoch hatte ich auch wo es mir finanziell besser ging,nie auf andere herab gesehen und festgestellt das es bei manchen Menschen aber leider so ist.

Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 15:19
@MarieLara211

Das tut mir sehr Leid und es ist schwer aus so ein Loch herauszukommen,besonders dann wenn die Menschen von denen man glaubte sie seien für einen da ,einen einfach links liegen lassen.Glaube manchen ist das einfach zuviel.Manche Menschen können sehr schlecht mit Depressionen,Trauer und Krisen umgehen,aber ja auch Gleichgültigkeit kann zutreffen.

MarieLara211  16.05.2025, 09:08
@Kathikatz

Ja das ist sehr schmerzhaft zu erfahren, das man sich auf niemanden verlassen kann und keiner von den Freunden einen richtig verstehen kann. Ich würde auf jeden Fall anders handeln wäre es andersrum. Und wenn man befreundet ist und überfordert oder damit nicht umgehen kann dann kann man das ja auch kommunizieren. Aber somit bekomme ich wieder einmal bestätigt das ich einfach meistens besser alleine dran bin.

Hatte eigentlich lange das Gefühl, dass es besser wird, aber vorallem die Teenager heute sind einfach so abwesend

Interessiert nur was sie bekommen können. Aber eben, halt Smartphone Generation. Kein Hallo, kein Blickkontakt. Ich glaube, die können kaum mehr sprechen...

Aber; wir schreiben heute, hier und jetzt Geschichte

Du hast jemanden vorgelassen, und selbst wenn die Oma dir nicht dankte, du hast es nicht für den Dank getan, sondern weil es richtig war

Und jemand anderes hat das vielleicht gesehen und wird auch jemanden vorlassen. Weisst du wie ich meine?

Geschichte wird zur Realität


Kathikatz 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 05:42

Dennoch war sie respektlos und hat danach noch gemeckert obwohl sie der Verursacher sei.Ich finde auch alte Menschen können Respekt zeigen und sollten es nicht nur verlangen.Bei uns ist die Jugend dagegen nett und respektvoll.Die grüßen sogar und lassen einen durch wenn sie im Weg stehen,bei den Rentnern in unser Stadt leider nicht.Weil sie zu sehr immer nur von anderen Respekt fordern statt erstmal selbst respektvoll mit seinen Mitmenschen umzugehen.

Denn:

Respekt ist keine Einbahnstraße 😊

Hey. Gut, dass du das hier schreibst, ich denke das ist auf jeden Fall besser als die Frustration in sich reinzufressen. Ich habe das in dem Ausmaß noch nicht erlebt und habe auch nicht den Vergleich zu früher, weil ich jünger bin als du. Aber tendenziell kann ich mir auch vorstellen, dass die Gesellschaft irgendwie "kälter" wird. Die Konkurrenz untereinander nimmt zu und alle fahren nur noch die Ellenbogen aus gegeneinander. Auf der anderen Seite erlebe ich schon immer wieder auch sehr nette und hilfsbereite Leute. Aber das ist in anderen Ländern schon auch besser als in Deutschland nach meinem Eindruck.

Denkst du es könnte sein, dass man die frühere Zeit generell irgendwie idealisiert? Gab es das vielleicht damals genauso und man erinnert sich nur nicht mehr so daran?


Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 09:07

Also ich finde schon das früher mehr unternommen wurde und Freundschaften einfacher zu halten waren und ich finde auch das jüngere Generationen eigentlich nur normale Dinge einfordern wie das Wirtschaft nicht über den Menschen stehen soll und sich arbeiten wieder lohnen muss und jeder selbst entscheiden sollte wieviel die Person arbeiten will.Das einzig tragische daran ist nur das sie die Welt garnicht mehr so chillig und langsamer kennen.Durch Digitalisierung und Social Media ist alles schnelllebiger geworden und somit lastet da auch schon mehr Druck mithalten zu müssen,im Kopf schnell sein müssen und alt und jung sind noch mehr gegeneinander als früher,was sehr schade ist aber oft von den älteren Menschen leider kommt.

yuutuuber  15.05.2025, 09:25
@Kathikatz
...und alt und jung sind noch mehr gegeneinander als früher

Ich bin 65 Jahre alt und helfe jungen Menschen dabei, sich selbstständig zu machen und begleite sie 4 Jahre lang beim Aufbau ihrer kleinen Unternehmen. Und ehrlich gesagt: Ich finde, dass das Zusammenspiel zwischen den Generationen sehr gut funktioniert. Ich erlebe keinen Graben zwischen Alt und Jung. Ganz im Gegenteil. Ich erlebe Neugier, Respekt, Offenheit, auf beiden Seiten.

Die jungen Menschen, mit denen ich arbeite, schätzen meine Erfahrung. Sie hören zu, stellen kluge Fragen, denken mit, bringen eigene Ideen ein. Und ich lerne genauso viel von ihnen. Ihre Sicht auf die Welt ist frisch, schnell, mutig. Sie denken anders, weil sie in einer anderen Zeit aufgewachsen sind. Aber das ist keine Bedrohung für mich, das ist eine Bereicherung. Ich glaube nicht, dass Alt und Jung sich immer mehr voneinander entfernen. Ich glaube eher, dass wir oft nur nicht genug miteinander reden. Sobald man sich wirklich begegnet, ohne Vorurteile, ohne Besserwisserei, dann funktioniert das Zusammenspiel ganz natürlich. Dann entsteht etwas, das allein keiner von uns schaffen könnte. Ich bin überzeugt: Es braucht beide Seiten. Erfahrung und Energie. Klarheit und Neugier. Geduld und Tatendrang. Und ich bin froh, dass ich heute Teil davon sein kann. Denn ich sehe es jeden Tag, Alt und Jung passen sehr gut zusammen. Man muss nur bereit sein, sich wirklich aufeinander einzulassen.

Kathikatz 
Beitragsersteller
 15.05.2025, 09:32
@yuutuuber

Ja solche älteren Menschen nenne ich Goldstücke aber ich erlebe momentan viele ältere Menschen die nur auf die Jugend schimpfen obwohl ich die Jugend hier auf dem ländlichen Bereich sehr respektvoll finde, während die älteren immer Respekt erwarten aber selbst keinen haben.Ich meine auch in deiner Generation wurde früher sicher auf euch schlimme Jugend geschimpft,das war schon immer so.Doch ich finde das hat sich über die Jahre verschärft und ich würde mir wünschen das ältere Menschen wenigstens versuchen zu verstehen was die Schwerpunkte der jüngeren Menschen sind,denn die haben es schon grad sehr schwer und Verständnis zu zeigen oder aufzubringen kostet doch nichts.

alanyaa  15.05.2025, 09:39
@Kathikatz

Ja okay, da hast du schon recht mit den social media. Das baut definitiv so eine Distanz und Kälte auf, das war früher bestimmt besser.

Was alte Leute angeht, ich erlebe gerade alte Omis oft als sehr freundlich und lieb, z.B. gegenüber Kindern. Und junge Leute wehren sich zumindest wieder etwas mehr gegen bestimmte Dinge und werden ein bisschen "politischer", ist zumindest mein Eindruck. Also ganz so schwarz malen würde ich es vielleicht nicht, auch wenn ich verstehe was du meinst.

Aber es gibt ja auch echt einige Leute die sich diesen social media ziemlich entziehen. Denkst du dass das hilft?

yuutuuber  15.05.2025, 09:46
@alanyaa
Aber es gibt ja auch echt einige Leute die sich diesen social media ziemlich entziehen.

Manchmal frage ich mich, wann wir uns selbst verloren haben. Vielleicht war es, als wir morgens das Handy in die Hand genommen haben, noch bevor wir richtig wach waren. Vielleicht war es, als wir beim Spazierengehen nicht mehr den Himmel angeschaut haben, sondern nur noch auf den Bildschirm. Vielleicht ist es einfach irgendwann passiert, ohne dass wir es gemerkt haben. Social Media ist überall. Es ist laut, bunt, voll mit Bildern und Geschichten. Jeder zeigt, wie schön sein Leben ist, wie erfolgreich er ist, wie gut er aussieht. Und ich? Ich sitze da, schaue mir alles an, und irgendwo spüre ich eine Leere. Ich vergleiche mich. Ich denke, mein Leben ist nicht spannend genug. Nicht besonders genug. Nicht gut genug. Ich sehe andere Menschen strahlen, lachen, reisen, feiern, und frage mich, ob ich falsch bin. Dabei weiß ich: Diese Bilder zeigen nur einen Ausschnitt. Nur die besten Momente. Oder Lügen und Übertreibungen. Nur das, was andere zeigen wollen. Aber trotzdem wirkt es stark auf mich. Es macht etwas mit meinem Kopf. Es macht etwas mit meinem Herz. Ich werde unruhig. Ich verliere den Kontakt zu mir selbst.

Dann sehe ich Menschen, die sagen: „Ich kann das nicht mehr.“ Sie machen das Handy aus. Sie löschen ihre Apps. Sie wollen raus aus dieser lauten Welt. Erst haben sie Angst. Angst, etwas zu verpassen. Angst, vergessen zu werden. Aber dann merken sie: Es tut gut. Plötzlich ist wieder Stille da. Plötzlich ist wieder Platz da für echte Gedanken. Für echte Gefühle. Für das eigene Leben. Sie merken, wie gut es tut, nicht ständig online zu sein. Sie spüren den Wind im Gesicht. Sie hören wieder die eigenen Gedanken. Sie fangen an, Bücher zu lesen. Sie schreiben Tagebuch. Sie reden mit echten Menschen. Sie leben wieder mehr im Moment. Und sie merken: Ich bin nicht weniger wert, nur weil ich nichts poste. Ich bin nicht weniger echt, nur weil mich nicht jeder sieht. Social Media kann schön sein. Es kann verbinden, Mut machen, informieren. Aber es kann auch zu viel werden. Es kann uns den Blick auf das eigene Leben rauben. Es kann uns das Gefühl geben, nicht zu genügen. Und wenn das passiert, ist es okay, sich zurückzuziehen. Nicht weil man schwach ist. Sondern weil man auf sich achtet. Manchmal ist es gut, leise zu werden. Nicht zu schauen, was alle anderen machen. Nicht alles teilen zu müssen. Sondern einfach zu atmen. Zu spüren, was in einem selbst gerade los ist. Nicht immer online sein. Sondern einfach da sein. Ohne Vergleich. Ohne Druck. Nur bei sich. Denn vielleicht haben wir das vergessen: Dass unser Leben zählt, auch wenn es niemand liked. Dass wir wertvoll sind, auch wenn uns keiner folgt. Dass das echte Leben nicht auf dem Bildschirm stattfindet, sondern hier. Jetzt. Mitten im Alltag. Im kleinen Moment. In der echten Begegnung. Und vielleicht ist das genug.

Mein Buchtipp "Rolf Dobelli. Die Kunst des digitalen Lebens"

alanyaa  15.05.2025, 09:48
@yuutuuber

Das ist ein toller Beitrag, vielen Dank. Ich fühle das total, was du sagst. Also wäre dein Rat eigentlich, dass man sich aus social media komplett verabschiedet? Und mehr Zeit mit der Familie verbringt?

yuutuuber  15.05.2025, 09:52
@alanyaa

Und von den "News", die genauso schlimm sind. Nachrichtensender, die ihr Geld damit verdienen, sich die schlechten Dinge der Welt herauszusuchen und darüber zu berichten. Was soll so etwas mit uns machen?

Wenn man den Fernseher einschaltet oder durch die News-Apps scrollt, sieht man fast nur noch Katastrophen, Krisen, Konflikte. Irgendwo brennt es. Irgendwo gibt es Krieg. Irgendwo wird gestritten, betrogen, zerstört. Und während man da sitzt, mit seinem Kaffee oder Handy, merkt man plötzlich, wie schwer das Herz wird. Wie sich etwas im Inneren zusammenzieht. Wie man denkt: „Was ist nur los mit der Welt?“

Aber DAS ist nicht DIE Welt, in der wir leben!!!

Und die echte Welt können wir gar nicht mehr sehen, vor lauter Social Media und News.

Ja... mehr Zeit mit der Falimie verbringen, vielleicht sich nebenbei selbstständig machen (um frei zu werden) und vor allem mehr Zeit mit sich selbst zu verbringen und sich SEINE EIGENEN unbeeinflussten Gedanken über sein Traumleben zu machen.

alanyaa  15.05.2025, 10:01
@yuutuuber

Naja okay, ich finde eher, dass das Problem ist, dass die Medien die Realität total verzerrt darstellen. Nicht dass sie zu viel über die ganzen Kriege und Katastrophen berichten. Sondern sie manipulieren, vertauschen Opfer und Täter, lügen, lassen wesentliche Dinge aus. Aber das ist für mich noch mal ein anderes Thema.

Was meinst du denn genau mit "selbstständig machen"? Man ist ja immer von irgendwas abhängig irgendwie.

yuutuuber  15.05.2025, 10:14
@alanyaa

Seit vielen Jahren meide ich Social Media, Nachrichtenseiten und auch die Tagesschau. Nicht aus Trotz, nicht weil mir die Welt egal wäre, sondern weil ich gemerkt habe, wie viel klarer mein Denken wurde, als ich damit aufgehört habe, mich jeden Tag mit dieser Dauerflut an Informationen zu überfordern. Wenn mich etwas wirklich interessiert, dann lese ich ein Buch darüber. Ich suche mir gezielt Wissen, statt mir in kleinen, aufgeregten Schnipseln vorsortieren zu lassen, was angeblich gerade „wichtig“ ist. Ich will Tiefe, nicht Reiz. Ich will verstehen, nicht reagieren. Ich will denken, nicht dauernd mitdenken müssen, was andere gerade denken. Ich schaue mir manchmal auch YouTube-Videos an, ja , aber ich weiß heute sehr genau, wie ich das Ganze filtern muss. Ich lasse mich nicht mehr mitreißen von jedem Video, jedem Algorithmus, jedem Trend. Ich weiß, wonach ich suche. Und ich merke, wann ich aufhören muss.Ich glaube nicht, dass wir alles wissen müssen. Ich weiß jetzt, dass man nicht täglich Nachrichten lesen muss, um ein guter Mensch zu sein oder um „auf dem Laufenden“ zu bleiben. Die Dinge, die wirklich bedeutsam sind, erreichen mich auch so. Die großen Themen, die echten Umbrüche, sie kommen ohnehin bei uns an, durch Gespräche, durch Begegnungen, durch die Stimmung im Alltag. Und ich glaube auch, dass es ein stiller Akt der Selbstachtung ist, sich bewusst abzuwenden von dem, was einen innerlich aufreibt, ohne einem zu helfen. Denn viele der heutigen „News“ sind keine NACHRICHTEN im eigentlichen Sinne. Sie sind nicht das, wovon man etwas ableiten kann. Nicht das, woNACH man sich RICHTEN kannund sollte. Sie sagen dir nicht: So kannst du handeln. Sie sagen dir nur: Schau dir an, was schiefläuft. Und dann bleib damit allein. Das ist nicht gesund. Nicht für den Kopf. Nicht für das Herz. Und nicht für unser Menschenbild. Ich habe mir erlaubt, anders zu leben. Nicht blind, nicht naiv, sondern bewusst. Mit weniger Informationslärm. Mit mehr Stille. Und mit dem Vertrauen, dass ich nicht alles wissen muss, um klar zu sehen.

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Was meinst du denn genau mit "selbstständig machen"? Man ist ja immer von irgendwas abhängig irgendwie.

Wenn ich davon spreche, dass man sich „selbstständig macht“, dann meine ich nicht, dass man plötzlich völlig unabhängig von allem lebt. Natürlich ist man immer irgendwo verbunden, eingebunden, abhängig, von Menschen, von Systemen, von Umständen. Aber was ich meine, ist etwas anderes. Ich meine damit, dass man beginnt, sich beruflich auf eigene Beine zu stellen. Dass man sich neben dem normalen Alltag, ob Schule, Job oder Familie, ein eigenes kleines Unternehmen aufbaut. Eines, das zu einem passt. Das klein anfangen darf. Das wachsen darf. Und das irgendwann so gut funktioniert, dass man nicht mehr selbst jede Aufgabe machen muss, sondern anderen die Arbeit übergeben kann, die sie mit Freude und Verantwortung übernehmen. Es geht nicht um den schnellen Reichtum oder darum, ein Riesenunternehmen zu gründen. Es geht um etwas viel Schöneres. Um Freiheit. Um Gestaltung. Um den Aufbau eines Lebens, in dem man irgendwann selbst entscheiden kann, womit man seine Zeit verbringt. Wenn dieses eigene kleine Unternehmen läuft, wenn es auf soliden Beinen steht, wenn es regelmäßig Einnahmen bringt, ohne dass man dafür täglich schuften muss, dann entsteht etwas sehr Besonderes: Raum. Zeit. Möglichkeit. Man kann sich um die Menschen kümmern, die einem am Herzen liegen. Man kann sich selbst weiterbilden, neue Dinge lernen, Dinge hinterfragen. Man kann anderen helfen, die vielleicht noch am Anfang stehen. Man kann wirklich mitgestalten, statt nur zu funktionieren. Für mich bedeutet Selbstständigkeit genau das: Nicht mehr nur im Hamsterrad mitlaufen, sondern sich ein eigenes, ruhigeres, menschlicheres System bauen. Eines, das zu einem passt. Eines, das einem nicht die Energie raubt, sondern die Freiheit gibt, sich wirklich dem zu widmen, was zählt, ob das die Familie ist, ein soziales Projekt, die eigene Entwicklung oder einfach ein Leben, das nicht von Montag bis Freitag bestimmt wird, sondern von echten Prioritäten. Sich selbstständig zu machen, heißt nicht, allein zu sein. Es heißt, den Mut zu haben, etwas Eigenes zu beginnen, Schritt für Schritt, auch nebenbei, auch im Kleinen. Und mit der Zeit daraus etwas Großes für das eigene Leben zu formen.

alanyaa  15.05.2025, 10:18
@yuutuuber

Mmh, also Unternehmen sind für mich Teil des Problems, nicht der Lösung. Aber das wäre eine andere große Diskussion.

yuutuuber  15.05.2025, 10:29
@alanyaa

Ein Beispiel: Wenn DU dir nebenbei dein eigenes kleines Unternehmen (deine kleine Firma, deine kleine Selbstständigkeit) aufgebaut hast, egal ob ein kleines veganes Restaurant oder eine Firma, die mit alten Menschen Gedächtnistraining macht, oder jungen Leuten hilft, ihren Traumjob zu finden... warum sollten diese Unternehmungen TEIL DES PROBLEMS sein?

alanyaa  15.05.2025, 10:32
@yuutuuber

Naja, wie gesagt, ist eine große Diskussion, aber Unternehmen sind ja immer darauf angewiesen, Gewinn zu machen. Das heißt, es geht an irgendeinem Punkt immer darum, an den Beschäftigten zu sparen und man kann seine Dienste auch nur denen anbieten, die dafür zahlen können. Ist aber eher eine Grundsatzkritik an dem Wirtschaftssystem und nicht so sehr an einzelnen die das machen.