Wieviel hat eine Handgeschriebene Bibel gekostet und wieviel eine gedruckte Lutherbibel

6 Antworten

Als Jugendlicher hab ich mal was in dem Schmöker "6000 Jahre und ein Buch" (das Buch ist natürlich die Bibel) gelesen. da wurde erst gesagt, dass im Mittelalter mal ne Bibel (oder wars nur eine Handschrift der vier Evangelien?) mal für 5 Mark verkauft wurde. Und um dann klar zu machen, wieviel "5 Mark" damals war: für 20 Mark hat das gleiche Kloster mehrere Dörfer (Häuser, Felder und "Leibeigene") und einen großen Wald gekauft!

Soviel zu handschriftlichen Bibeln. Präziser bringt es mein Gedächtnis nicht mehr her. Aber wenn ich mich nicht irre, war "Mark" damals noch keine Münzeinheit, sondern ein Silbergewicht. Wiki nennt die Kölner Mark zu 234g - aber welches Gewicht die oben erwähnt Mark war, kann ich nicht sagen.

helmutwk  03.01.2014, 17:20

Nachdem ich die Antwort von quopiam gelesen habe, ergänze ich: am Ende stand in dem Buch noch die Bemerkung, dass demnach eine Bibel so viel wert war wie ein Rittergut.

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Hallo AffenPyro,

leider kann ich Dir nur eine Teillösung bieten. Aus Wikipedia:

Übersetzung des Neuen Testaments Auf dem Rückweg vom Reichstag zu Worms (1521) nach Wittenberg wurde Martin Luther angeblich entführt. Tatsächlich hatte ihn sein Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen auf die Wartburg in Sicherheit gebracht. Untergetaucht als „Junker Jörg“, begann Luther mit der Übersetzung der Bibel. Im September 1522 wurde das übersetzte Neue Testament („Septembertestament“) in der hohen Auflage von 3000 Exemplaren von Melchior Lotter in Wittenberg gedruckt und von Lucas Cranach und Christian Döring verlegt. Trotz des hohen Preises von eineinhalb Gulden war die Auflage innerhalb von drei Monaten vergriffen und so wurde bereits im Dezember 1522 die zweite Auflage mit verbessertem Text und korrigierten Bildern gedruckt („Dezembertestament“).

Lutherbibel von 1534 - (Preis, Bibel, Reformation)
kdd1945  03.01.2014, 12:32

Nachtrag:

Auf welch große Resonanz die Lutherbibel stieß, ist daran zu ermessen, dass bis zu Luthers Tod 1546 insgesamt 253 Ausgaben der Bibel oder einzelner Teile der Bibel in Luthers Übersetzung nachweisbar sind (vgl. WA DB 2, 201-727). Angefügt sei noch, dass die 1534 in Folioformat erschienene Bibel zwei Gulden acht Groschen und die 1545 im größeren Medianformat erschienene Vollbibel ungebunden drei Gulden kostete; zum Vergleich: das Jahresgehalt einer Dienstmagd betrug eineinhalb und das eines Schulmeisters dreidreiviertel Gulden (vgl. Martin Luther und die Reformation, 275).

https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/luther-martin-at-2/ch/096b73dea059367db64121980f613a25/

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helmutwk  03.01.2014, 17:25
@kdd1945

Billiger wurden die Bibeln erst durch technischen Fortschritt. Oder durch Spenden: die Canteinsche Bibelanstalt konnte ihre Bibeln billiger drucken, weil sie den "Stehenden Satz" nutzte (näheres siehe Wiki) - was zunächst mal einen hohe Investition bedeutete, die sviw durch eine Spende von Canstein möglich wurde.

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Ein Buch über diese Zeit, das ich einmal besaß (der Autor ist mir heute nicht mehr bekannt) faßte diese Frage etwa so: Zur Zeit Luthers war eine komplette Bibelhandschrift so teuer, daß man ein Rittergut dafür hätte kaufen können und zwar eines in mittlerer Größe. Die Kosten wären mit einer heutigen Immobilie in dieser Größe in etwa vergleichbar. Je nach Gegend bewegt sich das um eine Million Euro - mit nach oben offener Luxusskala, versteht sich. Eine der ersten gedruckten Bibeln kostete etwa den Gegenwert von 40 Kühen. Über die heutigen Preise für Rinder bin ich derzeit nicht gut unterrichtet, aber das läßt sich ja sicher über Google feststellen.

Das Wichtige daran ist, daß sich vor allem auch weniger begüterte Kirchengemeinden plötzlich eine Bibel leisten konnten, wenn sie zusammenlegten. Das war die eigentliche "Revolution" in Sachen Bibellektüre. Viele Gemeinden hatten davor keine eigene Bibel (und wenn, dann in Latein), sondern nur das Lektionar, in dem die einzelnen Lesungen drinstanden. .Auf einmal gab es käufliche Bibeln in Deutsch, in denen man die ganzen Texte lesen konnte und selbst darüber nachdenken konnte, wie sie zu verstehen sind.

Denk bitte daran, daß es "Deutschland" damals nicht gab, sondern nur größere und kleine Fürstentümer mit jeweils eigenen Währungen. Eine handgeschriebene Bibel war selbst für den Hochadel - je nach Ausstattung - ein fürstliches Geschenk oder eine sehr teure Anschaffung. Für den Bürger und selbst freie Bauern ganz und gar unmöglich, ganz zu schweigen von der Menge der Bauern, die unfrei waren.

Auch gedruckte Bibeln waren reiner Luxus. Sie waren aber immerhin schon von reicheren Geschäftsleuten und Adligen erworben. Gruß, q.

helmutwk  03.01.2014, 17:17

Zur Zeit Luthers war eine komplette Bibelhandschrift so teuer, daß man ein Rittergut dafür hätte kaufen können

Wenn es das gleiche Buch war wie das, an das ich mich erinnere, dann war das einige Jahrhunderte vor Luther. Aber die ungefähre Größenordnung dürfte auch noch zu Luthers Zeit gestimmt haben.

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Eine handgeschriebene war damals sehr teuer, wird heute ebenfalls sehr teuer sein und eine gedruckte war damals sicher ebenfalls günstiger als eine geschriebene, aber mit ziemlicher Sicherheit anfangs nicht so günstig wie heute.

Die Zahlenwerte der jeweiligen Währung kann man auch mit Sicherheit nicht miteinander vergleichen, denn inflationäre Einflüsse sind unterschiedlich im Laufe der Zeit. Man denke nur mal an die Inflation in Deutschland von 1914 bis 1923.

das kann dir sicher so niemand sagen. Es kommt auch auf die Ausführung, verwendete Materialien usw. an.