Wieso sollte man ein Buch eher in einem Verlag veröffentlichen als im Self-publishing?
Hallo!
Während der Vorbereitung eines Referates über 'Die Buchbranche' ist mir aufgefallen, dass man als Autor im Self-publishing mehr Geld verdient als in einem Verlag. Jetzt Frage ich mich wieso es dann noch Verlage gibt? Klar, in einem Verlag wie LYX ein Buch rauszubringen bringt mehr Reichweite aber man verdient doch nur bis 10%(häufig weniger) an einem Buch. Ich möchte doch von meiner Arbeit so viel verdienen wie möglich. (Mir ist bewusst, dass nur sehr wenige vom schreiben leben können).
Danke im Vorraus für die Antworten
4 Antworten
Ein buch self published rauszubringen ist viel teuerer (Ich schau gerne Authortube, manche die traditionell sind manche indie, allein ein proofreader für eine klassische Romanlänge der nach wordcount abrechnet sind paar hundert Euro) als man denkt und das ganze finanzielle Risiko bleibt an einer Person hängen. Allein schon jemanden zu finden für den Proofread, beta readers, cover designer, jemand der es formartiert fürs drucken, wo man es druckt und bindet, welches Papier steht zur Verfügung oder überhaupt in dem Buget etc. Klar kann man das allles auch alleine und mit free lancern machen aber woher weiß man ob die dich nicht über den Tisch ziehen oder ob das die richtigen Leute sind für den Genre? In einem Verlag hast du auch jemanden der dich beraten kann für Verträge, was fair ist und standard oder was nicht so gut ist, mit jahrelanger Erfahrung für das Business. Außerdem werden die viele Jobs abgenommen, allein schon Market research, das ganze legale im Hintergrund mit den ISBN nummber, Versand etc. dauert ewig. In der Zeit in der andere Sachen übernommen werden kann man locker noch ein anderes Buch schreiben.
Ich denke, das Hauptproblem in deiner Argumentation ist, dass du von dem höheren prozentualen Anteil, der beim Verkauf eines Buchs beim Autor hängenbleibt, darauf schließt, dass der Autor dadurch mehr Geld verdient.
Du setzt dabei stillschweigend nicht nur voraus, dass die Absatzmenge identisch ist, sondern dass dies auch für die Kosten, die beim Erstellen des verkaufsfertigen Produktes beim Autor anfallenden, gilt.
Ersteres (gleiche Absatzmenge) dürfte für den größten Anteil von Autoren im Self-Publishing ein frommer Wunsch bleiben, zweiteres ist, wenn ich die Lage richtig verstehe, definitiv nicht der Fall.
Zum Punkt #1 wurde ja schon einiges gesagt.
Ja, es gibt einige wenige Autoren, die durch Self-Publishing bekannt geworden sind und ordentliche Mengen ihrer Bücher an den Mann (und die Frau) bringen, aber das dürften die Ausnahmen sein.
Es gibt nicht wenige Autoren im Eigenverlag, die praktisch nichts verkaufen.
Und wenn keine Socke die Bücher kauft, spielt es dann auch kaum eine Rolle, ob 10%, 15% oder 80% bei dir ankommen.
Aber Punkt #2 ist ebenfalls extrem wichtig.
Wie andere schon gesagt haben, bleibt sehr viel Arbeit an Dingen, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben, beim Autor hängen, der im Eigenverlag veröffentlicht.
Und wie auch schon gesagt wurde, kann man vieles davon schleifen lassen, aber wenn man das macht, steigt die Wahrscheinlichkeit das Produkt dann entsprecht miserabel ausfällt, was wiederum kaum absatzfördern sein dürfte.
Der Autor im Self-Publishing hat im Grunde genommen 3 Optionen, was die peripheren Tätigkeiten außerhalb des eigentlichen Schreibens angeht:
1. Selbermachen.
Das kostet Zeit, die vom Schreiben abgeht. Und es ist davon auszugehen, dass ein die meisten Autoren die meisten (oder sogar alle) dieser Tätigkeiten weniger gut oder weniger effizient ausführen können, als Leute, die das täglich machen (wie es eben in echten Verlagen der Fall ist).
2. Gar nicht machen.
Manche Dinge sind zwingend notwendig, aber vieles nicht. Man muss das Buch nicht korrekturlesen lassen, aber dann ist das Ergebnis vielleicht stümperhaft. Man muss auch keine Werbung machen, aber dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die einzigen 3 verkauften Exemplare von der Oma, vom besten Freund und vom Patenonkel gekauft wurden (entweder aus Stolz auf den Enkel oder aus Mitleid).
3. In Auftrag geben, d.h. von anderen machen lassen.
Diese Anderen wollen bezahlt werden. Wenn man Freiwillige nimmt, sofern sich welche finden, kann man bestenfalls hoffen, dass das vernünftig gemacht wird.
Traditionelle Verlage wie LYX, Heyne, Carlsen usw. stecken viel Arbeit (Lektorat, Korrektorat, Satz, Cover, Werbung und Vertrieb- und Lagerkosten) und Geld in die Manuskripte, die sie veröffentlichen. Dies geschieht immer auf finanzielles Risiko des Verlages. Ein Verlag bringt das gewisse Know-How und Erfahrung mit, sowie eine große Reichweite.
Im Selfpublishing muss man alles selbst in die Hand nehmen, Lektorat, Korrektorat suchen, Cover in Auftrag geben, Vertriebsmöglichkeiten finden und Rabatte aushandeln. Das ganze Drumherum ist ein Fulltimejob, bei dem kaum noch Zeit fürs Schreiben bleibt. Viele Autoren im Selfpublishing vernachlässigen Lektorat und Korrektorat oder ein vernünftiges Cover und Satzlayout aus Kostengründen, da man hier mehrere tausend Euro Ausgaben hat, sodass deren Bücher meist eher stümperhaft aussehen, im Gegenteil zu den Verlagsbüchern.
Für die Arbeit, die ein Verlag mit einem Manuskript hat, wäre ich mit 10% (für ein Hardcover) vom Nettoverkaufspreis ganz zufrieden. Im Selfpublishing müsste man von seinen Tantiemen noch die Kosten für die Ausgaben abziehen, aber das vergessen viele, leider.
Eine Bekannte von mir hat das mal gemacht und mir ganz stolz ihr "Werk" geschenkt.
Es wimmelte nur so von Rechtschreib- und Zeichenfehlern. Außerdem war die Story der totale Schrott. Absolut unlogisch und schlecht geschrieben.
Ein Verlag achtet schon darauf, ob ein Buch gut genug ist, um es zu veröffentlichen. Der will ja auch mit dran verdienen.
"Verläge", die du dafür bezahlen musst, damit sie dein Buch drucken, interessiert nur dein Geld, wenn das stimmt, drucken die alles.