Wie wurden früher Geburten eingeleitet?

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Rina hat es schon erwähnt: Wenn die Entbindung nicht recht in Gang kommen wollte oder eine Wehenschwäche der Mutter die Geburt verzögerte, konnte der werdende Vater - bzw. alternativ natürlich auch "jeder x-beliebige hilfswillige Mann" ^^ die Geburt durch einen Beischlaf vorantreiben. So werden übigens auch in der heutigen Zeit immer noch nicht gerade wenige Geburten sozusagen mit "großem Vergnügen" für Frau und Mann eingeleitet. Das funktioniert allerdings erst dann, wenn das Kind reif genug für die Geburt ist.

Ansteigende Ganzkörper- oder Sitzbäder zum einleiten, sowie ausgiebige Bewegung während der Wehen, das Becken im Knien kreisen lassen, Massage des Lendenwirbelbereiches - also lauter Sachen, die auch heute noch angewandt werden, weil sie sich bewährt haben. In früheren Jahrhunderten haben die Hebammen/Kräuterkundigen Frauen auch noch ein sehr breites Wissen und viel Erfahrung im Bereich der (nicht ungefährlichen) Wirkweise und Dosierung von Giftpflanzen gehabt und auch angewandt. Es handelt sich dabei zum Teil auch um Alkaloide, die auch heute noch standardisiert, bzw. synthetisch hergestellt in der Geburtshilfe zur Anwendung kommen, ich nenne da als Beispiele mal nur Atropa Belladonna, Pulsatilla und Secale Cornutum.

wenn das Kind in einer "ungünstigen" Geburtsposition wie z.B. Steißlage lag, ließen es die Hebammen oft drauf ankommen, dass die Frau es wohl schafft, die Geburt zu bewältigen, denn der Versuch, das Kind im Mutterleib zu drehen, erfordert viel erfahrung, viel Fingerspitzengefühl und war nicht ganz ungefährlich, sowie auch nicht immer erfolgreich.

Als Ergebnis gabe es eine hohe Anzahl von Kindern, die die Geburt nicht überlebten oder mit schweren Sauerstoffmangelzuständen zur Welt kamen, sowie Frauen mit schlimmen Dammrissen (die mithilfe von Laudanum, von Opiaten genäht wurden) oder sogar mit Rissen in der Schambeinfuge, die nur bei wochenlanger strenger Bettruhe wieder heilten.

Bei einer Querlage des Kindes, obwohl die Wehen kräftig und regelmäßig waren, hatte die Hebamme keine andere Wahl, als den Versuch, das Kind in Geburtsposition zu bringen oder irgendwann den Priester für die letzte Ölung zu holen.

Wenn die Wehen noch nicht eingesetzt hatten, gab es noch eine weitere Möglichkeit, das Kind zur optimalen Geburtsposition zu bringen: Wenn sich die Frau täglich für einen längeren Zeitraum in Rückenlage mit bedeutend erhöhtem Steiß und Po ruhig hinlegt, ist die Position oft für das UNgeborene so "unbequem", dass es sich freiwillig in den letzten Tagen vor der Geburt doch noch dreht.

Geschichtliche Bücher zu diesem Thema sollte man unter dem Suchbegriff Geburtshilfe im 17. /im 18. und im 19. Jahrhundert" bei Amazon finden könen. Empfehlen kann ich da leider nichts, weil ich mich so direkt damit nicht beschäftigt habe. Zwei Bücher über natürliche Verhütung/Empfängnis/Schwangerschaft und Geburt, bei dem altes Hebammenwissen zur Anwendung kommt,kann ich allerdings empfehlen: "Bewusst fruchtbar sein" und "Unser Körper-unser Leben". Beide als Gebrauchtware bei Amazon zu bekommen.

Früher bekamen die Frauen ihre Kinder nur im Beisein der Hebamme zur Welt. Auch sie hatten für damalige Zeiten ein gutes Wissen und konnten auch Kinder drehen. Die wandten meist Heilkräuter an, jedoch war die STerberate für Mutter und Kind sehr, sehr hoch, da es ja kein Penizilin oder einfach nur eine einfache Desinfektion oder Sterilisation gab. Mütter und Kinder starben an meist einfachen Infektionen oder dem Wochenbettfieber. Wenn es natürlich bei der Geburt Komplikationen gab, dann sah es von vorneherein schon sehr, sehr schlecht aus. Es gab vor einiger Zeit mal im Fernsehen einen Film über eine Hebamme. Das war eine deutsche Produktion. Sie lag da im Klintsch mit einem Arzt. Ich hab leider den Film nicht ganz gesehen, vielleicht kennt ihn ja jemand. Der war auf jeden Fall von anno dazumal und beschrieb die Arbeit der Hebammen damals sehr gut.

Ich hab mal gehört das früher auch viele Kinder im Wasser, z.B. in einem großen See geboren wurden. Die Frau soll dadurch weniger Schmerzen haben und das Kind besser zur Welt kommen. Babys können von Geburt an ja auch für ein paar Monate ohne Probleme schwimmen

Das Einleiten, das wir heute kennen, gab es früher so nicht. Weder hatte man die Medikamente noch das Bestreben, das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt ans Tageslicht zu "prügeln". Man wartete einfach, bis die Wehen einsetzten. Querlagen konnten geschickte Hebammen meist drehen, bzw. drehen sich viele Querlagen bei der Geburt noch selbst, wenn man sie lässt. Querlagen sind/waren ja vorallem ein Problem der Vielgebärerinnen mit "ausgeleierter" Gebärmutter. Die allermeisten ernsthaften Probleme traten und treten auf, wenn die Frau durch Mangelernährung in der Kindheit ein fehlentwickeltes Becken hat oder durch eine anhaltende Mangelernährung gesundheitlich geschwächt ist. Es ist aber nicht wahr, dass früher grundsätzlich soo viele Frauen gestorben sind, weil es die moderne Technik nicht gab. Der Höhepunkt der Müttersterblichkeit lag sicherlich in Kriegs- und Hungerjahren und später in den unhygiensichen Anstaltsgeburten, die deshalb auch nur von mittellosen oder unverheirateten Frauen in Anspruch genommen wurden. Liest man Berichte von Forschern (z.B. Weston Price, Catlin etc.), die die damals noch zahlreichen von der modernen Zivilisation unberührten Völker auf der Welt besuchten, findet man einstimmige Berichte darüber, wie schnell und leicht die Frauen dort ihre Kinder gebaren. Das änderte sich erst mit Einführung der westlichen Ernährung und Lebensweise. Bücher, die sich zu diesem Thema spezialisieren kenn ich jetzt keine, aber die Untersuchungen Weston Prices lassen sich in seinem Buch "Nutrition and physical degeneration" nachlesen. Ist leider auf englisch und hat den Schwerpunkt auf Zahngesundheit bei primitven und modernisierten Völkern, geht aber auch auf andere gesundheitliche Aspekte ein.

Da wurde halt gewartet, bis es soweit war. U.a. gabs da solche Zangen, ziemlich gruselige Dinger, mit denen man die Kinder geholt hat. Dass das nicht immer ganz ungefährlich für Mutter und Kind war, kann man sich vorstellen..