Geburt ohne Krankenhaus?

6 Antworten

Hausgeburten waren früher normal und du kannst auch heutzutage noch eine Hausgeburt machen, wenn du das so möchtest, dann kann dich im Endeffekt niemand direkt von abhalten, es kann höchstens sein, dass eine Klinikentbindung oder ein Kaiserschnitt empfohlen wird.

Doch solange alles in Ordnung ist mit der Frau und dem Kind (also die Lage, die Versorgung etc. etc., die Frau keine Gestose entwickelt hat) und auch anatomisch alles soweit in Ordnung ist, spricht nichts dagegen, dass ein Baby zu Hause entbunden wird.
Da ist dann halt eine Hebamme dabei oder Frauen aus der Nachbarschaft, die auch schon einige Kinder haben (zumindest war das die 'früher Variante') und dann kann das auch sehr gut funktionieren.

Sollte es allerdings zu komplikationen kommen, dann sind Mutter und Kind ggf. akut gefährdet, entsprechend hoch war damals halt auch die Mütter- und Säuglingssterblichkeit (wobei letztere halt auch mit der weniger vorhandenen medizinischen Versorgung zusammenhing)

Nicht das Krankenhaus bringt das Kind auf die Welt, Frauen gebären ihre Kinder immer schon und immer noch selbst.

Die Geschichte der Geburtshilfe reicht weit in die frühe Menschheitsgeschichte zurück. Dem Ursprung nach ist Geburtshilfe eine solidarische Hilfe, die sich Frauen gegenseitig leisten.

Jahrhundertelang lag die Geburtshilfe in der Hand von heilkundigen Frauen - Hebamme ist einer der ältesten Frauenberufe.

Während der vergangenen Dekaden wurde allerdings ein engmaschiges Risikokonzept entwickelt, das Schwangerschaft und Geburt auf ein organmedizinisch riskantes Lebensereignis reduziert.

Ob das immer sinnvoll ist?

Frauen, die sich für eine Hausgeburt entscheiden, wünschen eine interventionsarme und selbstbestimmte Geburt in einer entspannten und vertrauten Umgebung mit einer 1 zu 1- Betreuung mit Geduld und Ruhe.

Sie möchten die Geburt bewusst nach eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen gestalten und auf Interventionen und mögliche medizinische Eingriffe verzichten.

Leider fühlt Frau sich auch heute noch in so manchem Kreißsaal wie eine Labormaus bei einem Experiment:

Venenzugang, Blutabnahme, Infusionen, ständig vaginal untersucht werden, viel am CTG liegen müssen, Wehentropf, PDA, nicht essen und trinken dürfen, Entbindungsposition nicht frei wählen dürfen, prophylaktischer Dammschnitt, frühes Abnabeln, kein Bonding, aber der Norm entsprechen müssen und den Leitlinien gerecht werden...

Viele Notfälle sind "hausgemacht", sie entstehen erst durch Intervention in der Klinik. In einer intimen Atmosphäre kommt es selten zu "schlechten Herztönen", Geburtsstillstand oder anderen Komplikationen.

Und sollten wirklich Komplikationen auftreten, wird jede verantwortungsbewusste Hebamme die Gebärende rechtzeitig in ein Krankenhaus verlegen - denn wir sind nicht mehr im "christlichen Mittelalter".

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schreibt: „Können alle absehbaren Komplikationen ausgeschlossen werden, ist nichts gegen eine Geburt in den eigenen vier Wänden einzuwenden.“

Schau mal hier, was z.B. Prof. Dr. Michael Abou-Dakn (Chefarzt des St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof - 2018 mit 4.254 Geburten mehr Entbindungen als jede andere Einzelklinik in Deutschland) und Prof. Dr. Rainhild Schäfers (Studienbereich Hebammenwissenschaft) dazu zu sagen haben:

https://die-sichere-geburt.de/inhalt/

Hier findest du unter anderem eine sehr schöne und nachdenklich stimmende "Katzengeschichte":

http://www.erfthebammestefaniewagner.de/mediapool/42/425974/data/Unbequem_sein_.pdf

Versteh mich nicht falsch - ich arbeite selbst im Kreißsaal einer Klinik. Auch dort versuchen wir, auf die Gebärende einzugehen. Nichtsdestotrotz kann ich den Wunsch nach einer Hausgeburt verstehen.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Meine Oma hat erst von ihren Zwillingen erfahren, als nach dem Kind plötzlich noch eins kam. Unvorstellbar heute. Natürlich gab es mehr Komplikationen und auch Todesfälle. Aber damit wurde gelebt.

wenwenjing 
Fragesteller
 23.07.2021, 12:20

hahahaha ;) .. ich hab noch was gehört.. die meisten wissen nichtmal wann ihr kind auf die welt kam.. die vergessen es und schreiben ungefähr ein geburtsdatum ;)

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Ja, gab es.

Daher gab es aber auch eine wesentlich höhre Kindersterblichekeit und nicht selten ist dann auch die Mutter "im Kindbett" verstorben.

Es gibt Hausgeburten, ich war auch eine davon weil ich schneller war als alles andere.