Wie würde ein Buddhist auf diese Aussage reagieren?

6 Antworten

Aus dem was du schreibst geht hervor, das dir Basiswissen über die buddhistische Lehre fehlt. Dir das beizubringen war die Aufgabe deiner Lehrerin. ... Oder hast du in den Stunden gefehlt?

Ich kann deine beschriebene Ansicht verstehen. Das ist die "normale" Sichtweise unserer modernen Gesellschaft, die alles Glück im Weltlichen (Besitz, Macht, Erfolg, Leistung usw.) sucht. Das Ding ist bloß, dass man das nicht "festhalten" kann. Irgendwann wird es Umstände geben, die zum Verlust führen. Deshalb ist all das Genannte immer mit (unbewusster) Angst verbunden, - mit der Angst es zu verlieren. Macht man sein Glück total abhängig von solchen Bedingungen, ist man intensiv damit beschäftigt, es zu stabilisieren, - um es irgendwann doch zu verlieren. Schau dir die schönen Mädchen an, die sich auf ihre Schönheit etwas einbilden. Schau wie wichtig ihnen Schminke, Hairstyling, stets modische Kleidung usw. ist. Ein Unfall mit einer Hautverletzung im Gesicht ist dann ein großes Unglück! Obwohl es den menschlichen Wert der Person eigentlich überhaupt nicht ändert.
Aber einem Mädchen das sein Glück nicht im äußeren Schein, sondern im inneren Sein findet, kann eine Schramme im Gesicht längst nicht soviel anhaben. Sicher ist es immer ein Schmerz, aber es "bricht nicht eine Welt zusammen" wie beim ersten Beispiel.
Wenn du das verstanden hast, hast du schon viel verstanden vom Buddhismus.
Im Buddhismus geht es nicht darum, sich weltliches Glück und Freude zu vermiesen. Über das schöne Leben in der 3. Aufgabe kann man sich freuen, es dankbar genießen und wünschen, dass es anderen auch so gut gehen möge. Das wäre eine buddhistische Einstellung. Aber mit Stolz und Hochmut darauf zu reagieren, bringt Leiden mit sich. Denn die Dinge (Freunde, Familie, Gesundheit, Schule) werden sich ändern, ganz sicher! Das ist mit der 1.edlen Wahrheit gemeint.

Leonid575 
Fragesteller
 09.12.2020, 21:07

Ich hab mich über den buddhismus informiert, aber in der Arbeit wusste ich die 4 edlen wahrheiten nicht

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Die vier edlen Wahrheiten sind keine Vorwürfe an Menschen, die so fühlen wie dieses Mädchen, sondern sind eine Antwort auf die Frage von Menschen, die von Leid betroffen sind und nach einem Ausweg suchen.

Buddha gibt in seinen Reden genügend Ratschläge, wie man ein glückliches Leben führen kann - aber er weist auch darauf hin, daß nichts von Dauer ist, also jeder von uns irgendwann auch Leid empfinden wird.

Die vier edlen Wahrheiten zeigen den Weg, dem Leiden auf Dauer ein Ende zu bereiten.

Dabei ist die Vorgehensweise für Laien eindeutig anders als für Mönche. Hausleute, die ihr erworbenes Vermögen nicht benutzen, sich und anderen auch mal 'ne Freude zu machen, wären zu tadeln. Und wer würde glauben, ein Mönch, der z. B. kein Verlangen nach wilden Parties hat, würde deswegen leiden?

Ich glaube der Focus ist hierbei gerade auf der ersten edlen Wahrheit:

"Alles Leben ist Leid"

jedoch ist diese typische deutsche Übersetzung sehr unzureichend. Denn das Wort für Leid, welches in Pali "Dukkha" heißt, kann nicht nur mit Leid eid übersetzt werden. Dukkha kann auch für das Gefühl von Druck stehen oder für eine kaputte Radachse bei einem Wagen. Gerade letzteres ist sehr interessant. Ich würde daher den Satz eher so übersetzen:

"Alles Leben ist ein holpriges auf & ab"

Was den Begriff für "Leben' betrifft, umfasst dieser nach Buddha drei verschiedene Komponenten:

1. Das angenehme Empfinden

2. Das unangenehme Empfinden

3. Das Spüren eigener Lebendigkeit an sich

Wenn dieses Mädchen oder auch nur irgendein Mensch sagt, dass er glücklich & zufrieden ist mit dem Leben, dann ist das nicht unbedingt "unbuddhistisch". Es ist sogar eine wichtige Tugend im Buddhismus, Muditha genannt, sich mit anderen glücklichen Lebewesen mitfreuen zu können. Jedoch nur sofern sich die Person bewusst ist, dass sich ihre Lage jederzeit ändern kann. Das Leben ist ein unbeständiges auf & ab, was bedeutet, dass wir nie wissen können, wie lange wir in einer glücklichen Situation verbleiben. Im Idealfall versucht der Mensch eine konstante Zufriedenheit zu entwickeln, egal was außen um ihn passiert, was nicht bedeutet, dass einem Unrecht egal sein soll.

Das Mädchen könnte z.B. versuchen, die aktuelle Situation, eine Zeit in der sie ihr leben gut im Griff hat, zu nutzen, um sich in der dritten & vierten edlen Wahrheit weiterzuentwickeln. (Die ersten zwei edlen Wahrheiten betreffen das Leid & die letzten beiden das Konzept von Erleuchtung bzw. Befreiung). Natürlich erwarte ich nicht von einem 15-jährigen Mädchen, dass sie harte Meditationspraxis macht, aber es reicht schon ab & an am Tag über das Leben an sich & das eigene Empfinden oder Denken nachzusinnen.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen
008jonas548  10.12.2020, 09:26

Hallo, Ich bin 16 und meditiere seit 3 Monaten ein paar Mal pro Woche und es entspannt mich schon immer wenn ich meditiere, direkt danach fühlt sich mein Kopf schön leer an und ich bin befreit. . Doch gleichzeitig bin ich jetzt auf einmal immer viel mehr in Gedanken versunken, denke über den Sinn des Lebens nach und hatte sogar schon für kurze Zeit Suizid Gedanken... Davor ging es mir ehrlich gesagt insgesamt besser und ich habe das Leben mehr genossen, vielleicht macht ich ja irgendwas falsch oder aber durch das Meditieren habe ich die dunkle Seite meiner Seele heraufbeschworen.

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xXxWeirdoxXx  11.04.2021, 22:08
@008jonas548

Vielleicht sind ja Dämonen in dich reingekommen. 👹

Nein, Spaß beiseite. Nicht allen Menschen hilft Meditieren. Dir tut es offensichtlich nicht gut. An deiner Stelle würde ich einfach aufhören.

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Bodhgaya  12.04.2021, 09:52
@008jonas548
oder aber durch das Meditieren habe ich die dunkle Seite meiner Seele heraufbeschworen.

Ich würde es anders ausdrücken, aber gerade das halte ich für wahrscheinlich. Ein Effekt von Meditation ist bewusst Machung. Das bezieht sich nicht nur auf alltägliche Handlungen, sondern auch auf unser Inneres. Bei vielen Menschen kommen Geisteszustände & Erinnerung zum Vorschein, welche sie unbewusst schon seit Jahren mit sich herumgetragen haben. Das bedeutet, dass nicht die Meditation dafür sorgt, dass es einem schlecht geht. Sondern dass die Meditation das sichtbar macht, was in einem rezessiv negativ vorhanden war. Man hat dann die Gelegenheit die Laster in Angriff zu nehmen, welche wahrscheinlich irgendwann mal sowieso aus einem hervor gebrochen wären. Nutze das als Chance. Ich würde erstmal mit dem Meditieren aufhören & nach professioneller Hilfe suchen.

Das andere ist die Jugend. Du schreibst, dass du 16 Jahre alt bist. Das ist ein Alter, wo man anfängt mehr über das Leben nachzudenken & gehört zum Erwachsenwerden. Auch Trauerphasen sind in diesem Alter nicht unüblich.

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008jonas548  12.04.2021, 16:53
@Bodhgaya

Hi, vielen dank für die nette Antwort .ich meditiere immer noch- zwar etwas weniger aber ich bin dran geblieben.

Nach diesem ganzen Chaos im Kopf hab ich dann erstmal so 2 Wochen Pause gemacht, da wurde vieles besser. Dann hat mich der Reiz aber doch wieder gepackt und ich hab langsam wieder mit paarmal pro Woche, so wie jetzt, wieder angefangen. Soweit war alles okay und die Gedanken sind bis heute nicht zurückgekommen bzw. wenn sind sie irgendwie nicht so das ich mir da Sorgen mache.

Es war dann doch nur eine Phase glaube ich, denn jetzt in den letzen Wochen/Tagen ging es mir komischerweise (aber auch zum Glück) wieder sehr gut. Keine Ahnung, vielleicht steckte auch eine andere Ursache dahinter. Ich hab es damals halt nur auf die Meditation geschoben weil ansonsten augenscheinlich in meinem Leben alles soweit okay war bzw. es keinen ersichtlichen ,,Grund" für Suizidgeda nken gab.

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Es scheint mir, als wäre das mal eine Ex o.ä. Gewesen sein.
hat dein Lehrer die denn nicht mit euch verbessert? Und wenn nicht frag ihn doch einfach :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Leonid575 
Fragesteller
 09.12.2020, 12:24

Ich soll eine berichtigung machen und nächste Stunde soll das fertig sein. Die lehrerin geht so gut wie nie an ihre Emails

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Ein Buddhist würde das gut und hilfreich fürs weltliche Leben finden. Jedoch würde er auch sagen, dass das nicht das Hauptziel des Lebens ist. Innere Entwicklung ist auch wichtig, und muss mit der äußeren Hand in Hand gehen.