Wie weit darf ein Erzieher gehen?

13 Antworten

Ich habe gerade mal meine Mutter gefragt, die selbst seit über 20 Jahren als Erzierhin arbeitet. Sie sagt, es können keine rechtlichen Schritte eingeleitet werden, außer es liegt tatsächlich ein Missbrauch vor. Rein moralisch seien die von der Erzierhin ergriffenen Maßnahmen eher verwerflich und pädagogisch nicht gerade wertvoll. Jemanden vor dir Tür zu schicken ist allerdings in einem gesunden zeitlichen Rahmen legitim und schadet nicht. Es ist eher als eine logische Konsequenz als eine Strafe zu sehen. Denn wenn das Kind alle anderen stört, dann ist es nur logisch, dass ihm klar gemacht wird, dass es so nicht an der Gruppe teilhaben kann.

ich hoffe das hat geholfen

Ich bin mir da auch nicht so ganz sicher, aber gegen den Willen handgreiflich zu werden ist strafbar, leider kann man das oft nicht vermeiden da es keine Beweise gibt und/oder zu harmlos bestraft wird. Aufjedenfall mal mit der Erzieherin reden und ggf. Verbesserungsvorschläge geben.


Nadyssa 
Beitragsersteller
 22.09.2014, 21:02

Diese Woche wird eine Elternversammlung sein, da werde ich das ansprechen und Vorschläge machen, was man machen könnte.

Ich wollte mich vorher aber lieber noch ein wenig informieren, was nun erlaubt ist und was nicht.

Einzig was nicht geht ist das Kind als lahm.... zu bezeichnen.

Ich finde ja immer, die Eltern sollten sich selber um die Erziehung ihrer Kinder kümmern. Geht gar nicht lange, bis sie ihr Kind auch am Arm packen und dahin bringen wo es  hin soll etc..

Wenn man das nicht will, darf das Kind dann auch nur auf den Nerven der eigenen Eltern rum trampeln und die dürfen ihre Kompetenz in Erziehung so ausleben wie sie wollen. Allerdings darf man sich dann auch nicht wundern, wenn die Kinder dann allen auf den Sender gehen.

 Das ist etwas, was man keinem Kind wünscht.

Es gehört nun mal zur ganz normalen Alltag, sich in ein Gruppe einfügen zu können und auch zu müssen.

Als Kind bekommt man doch auch erklärt, dass man ein Gespräch nicht unterbrechen soll, sondern warten soll, bis der andere fertig ist, wieso gilt das nicht bei Erziehern, frage ich mich da.

Fragst du das gerade ernsthaft? Als Erzieher oder Lehrer hat man dem Kind das man anspricht ggü. ein Anliegen. Man mischt sich als Lehrer/Erzieher NICHT als gleichberechtigter Gesprächspartner unhöflich in ein Gespräch ein sondern hat einen ganz anderen Status als ein zu betreuendes Kind. Du wirst nicht erleben, dass ein Erzieher, der mit dem Kind was zu klären hat, daneben steht und wartet, bis die Kinder fertig gequatscht haben.

Wie die Eltern das Zuhause regeln ist deren Sache. Wenn man Kindern zuhört, sie ausreden lässt und Kinder lernen, dass man sich nicht gegenseitig ins Wort fällt ist das sicherlich nicht schlecht.

Wenn ein Kind beim Essen nicht hört, muss es rausgehen und sich draußen auf einen Stuhl setzen. Ich habe gehört, dass man Kinder nicht mehr in die Ecke stellen darf ... ist das nicht fast das gleiche? Ein weiteres Beispiel: Ein Kind läuft im Essensraum rum, soll sich aber hinsetzen, die Erzieherin geht hin, nimmt das Kind am Arm und läuft mit dem Kind zum Stuhl und setzt es mit Nachdruck hin. Ebenso stellt die Lehrerin (nicht die Erzieherin) die Kinder im Unterricht an die Tür, wenn diese den Unterricht stören. Und ein letztes Beispiel bei dem ich mir unsicher bin: Ein Kind ist im Unterricht langsam. Die Lehrerin nennt es vor allen anderen Kindern lahmarschig und das Kind wird daraufhin von den anderen Kindern der Klasse ausgelacht.

In einer Schule gibt es normalerweise klare Regeln. Der Lehrer bzw. Erzieher ist durchaus befugt, ein Kind aus der Gruppe zu entfernen und ihm eine Auszeit zu geben, wenn das Verhalten des Kindes die Gruppe stört - beim essen, beim Unterricht etc. Es gibt verschiedene Methoden, mit Regelverstößen umzugehen, bei Kindern ist eine Auszeit aber gar nicht so schlecht, vorausgesetzt, man "vergisst" das Kind nicht einfach draußen, bzw genau genommen muss eine Aufsicht des Kindes auch in der Auszeit gewährleistet sein. Sprich Blick aus dem Klassenzimmer auf das Kind sollte möglich sein.

Am Arm packen und mit Nachdruck hinsetzen finde ich nicht so schön, um genau zu sagen ob das nun zu weit geht müsste ich aber die Situation beobachten. Man kann das mit gewisser Vorsicht machen wenn man nicht grob wird und entsprechende Aufforderungen zuvor ignoriert wurden und es gerade die Situation erfordert, sofort zu intervenieren. Der Lehrer/Erzieher hat natürlich auch zu den Klassen- und Schulregeln und deren Einhaltung zu stehen und muss immer auch die gesamte Klasse im Blick haben und bedenken, dass tolerierte Regelverstöße noch mehr Kinder auf die Idee bringen, sie müssten sich nicht daran halten. Das ist nur konsequent - und Konsequenz ist eine Form von Verlässlichen Grenzen für die Kinder.

Nach meinem Wissensstand darf ein Kind doch nur angefasst werden, wenn es das auch möchte oder sich in einer Gefahrensituation befindet oder bin ich da falsch informiert? Und ich glaube, man darf ein Kind auch nicht vor anderen lächerlich machen oder bloßstellen oder hat sich das geändert?

Die Beleidigung finde ich nicht ok. Ohne Ausnahme. Leider kommt das ist vielen Klassenzimmern immer wieder vor.

Was das Anfassen angeht bist du falsch informiert. Gerade bei kleinen Kindern wäre das auch kaum durchsetzbar. Ich hatte mal einen Kollegen, der mir auffiel weil er mehrere Jugendliche kumpelhaft gerückt hatte.... ich fand das seltsam und hab mich schlau gemacht, ob er das überhaupt darf... und es gibt nirgendwo eine Regelung oder ein Gesetz, die/das das verbietet. Wurde auch von meinem Vorgesetzten so bestätigt. Allerdings bewegt man sich als Erzieher damit auch immer auf einem schmalen Grad und muss sehr genau abschätzen, was ok und was zuviel ist.

Sprich: ein Kind, das gerade im Klassenzimmer ausflippt am Arm raus führen: ok - Kinder auf dem Schoß und kuscheln oder dergleichen: nicht ok. Wobei man in der Kita da auch wieder andere Grenzen zieht als in der Schule. Und bei Jugendlichen würde ich eine ähnliche körperliche Distanz empfehlen wie mit Erwachsenen auch, es sei denn aus dem Kontext heraus ergibt sich etwas anderes, wie z.B. in einer privaten Wohngruppe in der man mit den Jugendlichen wie in einer Familie zusammenlebt. Dass man da nicht gemeinsam auf der Couch sitzt wie als wäre Hinz und Kunz zu Besuch dürfte klar sein.

Von daher: es gibt keine allgemein gültige Vorschrift sondern wie viel oder wenig ok ist ergibt sich aus dem professionellen Kontext.


Nadyssa 
Beitragsersteller
 22.09.2014, 21:38

Die Erzieherin zuvor hat sich zu den Kindern gestellt und gefragt, ob sie kurz mal stören darf. Sicher wartet man da nicht stundenlang, dennoch ist auch ein Kind ernstzunehmen und mal kurz zu warten ist sicher nicht zu viel verlangt, sollte das Kind dann nicht hinhören gibt es sicher andere Wege als es umzudrehen.

Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, war schonmal sehr hilfreich. Ich möchte da bei der Elternversammlung auch niemanden fälschlicherweise beschuldigen etc. für etwas, das erlaubt ist.

Es ist sicher nicht so leicht da die Grenze zu finden, was noch ok ist und was nicht.

Hallo,

eine Erzieherin oder auch eine Lehrerin darf ein Kind schon noch anfassen oder zu seinem Stuhl ziehen. Sie darf allerdings nicht handgreiflich werden, d.h. nicht schlagen, nicht boxen, nicht zwicken o.ä.

Wie soll sich eine Erzieherin Respekt verschaffen, wenn das Kind nicht gehorcht und es auf den Stuhl sitzen soll, z.B. zum Essen. Dann warne ich das Kind vor und sage, "du kannst jetzt freiwillig zum Stuhl gehen oder ich trage oder ziehe dich dort hin."

Bei einem Spaziergang nehmen wir die Kinder an der Hand. Nicht jedes Kind will das zulassen, weil sie es nicht gewöhnt sind. Aber wenn wir an der Straße laufen, muss das sein, anders funktioniert das nicht. Ich muss das Kind gegen seinen Willen festhalten. Manchmal zerren die Kinder an unseren Händen, was man hinterher auch an den Handgelenken sieht. Aber wir haebn keine andere Wahl. Wir können das KInd nicht alleine zurücklassen.

Zum Glück sind das nur Einzelfälle, aber es kommt schon hin und wieder vor.