Wie viele Geschlechter gibt es?
Und was sagen die Gelehrten dazu?
5 Antworten
Psychische Geschlechter gibt es weiblich, männlich und nonbinary. Und unter nonbinary gibt es unzählige Labels (agender, demigender, bigender, genderfluid, pangender, ...).
Juristische Geschlechter gibt es in Deutschland männlich, weiblich, divers und "leer" (offen gelassen).
In diesem Schulbuch (Sekundarstufe Biologie - Entwicklungsbiologie) steht, dass das biologische Geschlecht ein Spektrum ist:
das Geschlecht aus biologischer Sicht ein Spektrum an genetischen, entwicklungsbiologischen, hormonellen, anatomischen und morphologischen Erscheinungen umfasst
Eine Person kann in der genetischen Ebene XY sein (biologisch Mann) und gleichzeitig eine Vagina und einen weiblichen Phänotyp haben (biologisch Frau): die XY-Frau (siehe auch "vollständige Androgenresistenz").
Das biologische Geschlecht ist ein Spektrum (Bandbreite, Kontinuum) mit männlich und weiblich als Extreme an den beiden Rändern in dieser Grafik (ganz oben das chromosomale Geschlecht, dann das gonadale und das genitale Geschlecht abgebildet):
Die Quelle zum Bild: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/medgen-2023-2039/html
Aus der medizinischen Fachzeitschrift Medizinische Genetik: das binäre Modell widerspricht den neuesten Erkenntnissen in Biologie und Humanmedizin.
Research in this context needs to acknowledge that a binary model of only two mutually exclusive sexes is in conflict with both old and recent findings in biology, medicine and the humanities.
This binary model is based on presumptions that cannot accommodate the dynamics and complexity of the phenomena of sex development and expression, or the diversity of experiences of sex, gender and their meanings.
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/medgen-2023-2039/html
Biologisch (Sexus) gibt es genau zwei Geschlechter, männlich und weiblich.
Intersexualität (genetische Aberrationen) schafft keine weiteren Geschlechter. Die juristische Bezeichnung "divers" ist für mich in diesen Fällen passend, aber nicht, weil es ein drittes Geschlecht gibt, sondern weil es eben Fälle gibt, die keinem der beiden biologischen Geschlechter zuzuordnen sind.
Grammatisch gibt es im Deutschen drei Genera, nämlich Neutrum, Maskulinum und Femininum. Dies ist bei weitem nicht in jeder Sprache der Fall.
Gender (soziale Geschlechterrollen) sollten niemals mit Geschlecht verwechselt werden. Das ist ein ganz anderes Konzept, das vor allem mit Sozialisierung, Psychologie, Weltanschauung zu tun hat und nicht mit unverrückbaren Tatsachen. Ich halte hier viele aktuelle politische Entwicklungen für einen Irrweg und den völlig falschen Fokus. Besonders schlecht ist es, wenn man Gender aus Versehen Geschlecht nennt.
Biologisch: ein Spektrum mit 2 Extremen (männlich und weiblich) und gewissen Kreuzungen (intergeschlechtlich)
Juristisch 3 (m/w/d oder "x") und eben "leer"
Sozial kann man es in 2 Haupt und in 3 Unterkategorien unterteilen:
- Cisgender
->männlich und weiblich
- Transgender
Binär-trans:
->männlich und weiblich
Nicht-Binär trans:
->non-binary und alles, was in das nicht-binäre Spektrum fällt
Also männlich, weiblich und ein nicht-binäres Spektrum, was die sozialen Geschlechter/Geschlechtsidentitäten betrifft.
Die Frage ist glaube ich nicht wie viel.
Man unterscheidet Geschlechter in der Biologie nach Geschlechtsmerkmalen und in der Soziologie nach Identität.
Biologisches Geschlecht und Identität sind getrennt voneinander zu betrachten, weil das bloße biologische Geschlecht nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit der sozialen Identifikation ist. Wer in einem weiblichen Körper geboren wurde, muss nicht zwangsläufig die in der Gesellschaft als weiblich anerkannte Identität teilen. Ebenso andersrum. Biologie und Soziologie sind nicht dasselbe.
Biologisch betrachtet gibt es eben Mann und Frau und etwas außergewöhnlichere Mischformen, die wir in der Menschenwelt aber nicht gerade häufig antreffen.
Soziologisch betrachtet gibt es aber breite Felder der sexuellen Identität, die vom Individuum abhängen und die eher Konstrukte darstellen als messbare, definierte Fakten. Was nun einen Mann oder eine Frau ausmacht, ist sehr vage und frei definierbar. Es sind Konstrukte gesellschaftlicher Erwartungen und Vorstellungen. Diese müssen aber keinesfalls vom existenziellen Individuum geteilt werden. Der Mensch schafft seine Essenz immer selbst. Und dazu gehört auch die Identität.
Alle Biologen wissen: es gibt zwei Geschlechter.
Ebenso, wie überall in der Biologie: es gibt (*dazu eine nicht endgültig absehbare Anzahl von*) Variationen.
(Quelle: der Diplom-Biologe meines Vertrauens, Namen aus Datenschutzgründen nicht genannt, *Ergänzung von mir*)