Wie umgehen mit der Spaltung in der Gesellschaft?
Ich leide unter der Spaltung der Gesellschaft. Seit diesem Jahr kann ich sagen meine gesamte Familie (persönlich erfahren oder über Social Media) wählt/will wählen die AFD, mütterliche wie väterlicher Seite, von Cousinen bis Großonkel etc.
Ich selber arbeite und studierte in Kreisen, die vermehrt grün wählen. Zudem ist mein Mann gerade in die Partei die Grünen eingetreten. Auf Arbeit lehnen alle rigoros AfD Wähler ab und keiner weiß von meiner Familie. Auf der anderen Seite ist es genau das gleiche. Ich schäme mich in der jeweiligen Bubble sogar für die andere.
Ich werde meine Familie nicht verstoßen und auch nicht meinen Mann. Ich verschweige meine Meinungen zur Politik. Ich habe Sorge davor zum einen links grün versifft beleidigt zu werden und zum anderen Nazischlampe. Ich wünsche mir mehr Verständnis und weniger Hass. Mehr miteinander statt gegeneinander.
3 Antworten
Da bist Du wahrlich nicht zu beneiden, dass Dein Umfeld hauptsächlich und ausgerechnet aus den beiden am stärksten polarisierenden Parteien besteht.
Beide Gruppen sind in ihren Narrativen starr eingebunden.
Die AfDler glauben die Grünen wollen den Untergang Deutschlands und den großen Austausch. Und die Grünen neigen dazu alle Anderen für doofe Unmenschen zu halten.
Verständigung zwischen diesen beiden Gruppen wirst Du wohl nicht erreichen. Ein Grüner akzeptiert vielleicht noch einen Sozialdemokraten oder CDUler - aber AfDler - not a chance.
Ein AfDler akzeptiert wohl noch CDUler, FDPler und BSWler, aber bestimmt keine Grünen.
Familienfeiern mit Deinem grünen Mann und Deiner AfD-Familie sind dann wohl nicht so entspannt?
Da bleibt mir auch nur der Ratschlag Politik besser nicht zu thematisieren.
Was mir auffällt ist, dass Du zu Deinen eigenen Ansichten nicht konkret wirst, aber irgendwie meine ich zwischen den Zeilen zu lesen, dass Du selbst weder grün noch AfD bist. Kann das sein?
Herzlichen Dank für den ⭐️, das sage ich jedem FS der mir einen Stern gibt, aber Dir möchte ich ein bisschen mehr sagen:
Ich habe niemals die Grünen gewählt. Die AfD kommt allerdings noch weniger infrage.
Ich würde mich am ehesten als klassischen Sozialdemokraten bezeichnen.
Allerdings bis auf Drogenpolitik total altmodisch und unwoke.
Anfang/Mitte der 2000er war ich Mitglied und sehr aktiv in der SPD - damals vor allem um HartzIV und Agenda 2010 von Schröder zu verhindern. Zuvor schon total gegen den völkerechtswidrigen Angriff der NATO auf Serbien bezüglich Kosovo, liebäugelte deshalb schon 1999 mit der Linken und hätte 1998 gerne Lafontaine als Kanzler gesehen und nicht Schröder.
Da ich die neoliberale Ausrichtung der SPD aber bundesweit nicht verhindern konnte, sondern nur kommunal, und aus anderen Gründen, bin ich dann auch wieder ausgetreten und habe mich erst 2019 wieder in die Parteipolitik begeben - in die Linke - aber gerade in meiner Stadt trifft die Kritik von Sahra Wagenknecht an ihrer Ex-Partei absolut ins Schwarze. Lächerliche Lifestyle-Linke und Grüne 4.0 wollte und brauchte ich nie.
Das war nix für mich und während Corona bin ich bitter ausgetreten. Die SPD war vielmehr Heimat für mich und da habe ich auch gestaltet und ein Parteiamt gehabt im Vorstand der JUSOS.
Aber der Style von Grünen und den heutigen Linken ist nicht was ich will.
Ich gebe aus taktischen Gründen meine Erststimme der SPD, aber wirklich überzeugt bin ich vom BSW, was meine Zweitstimme erhält.
Und wenn ich je nochmal in eine Partei eintreten werde, dann wird es das BSW sein.
Und sobald jemand "Putin" schreit geh ich 🤮
Da kann man leider nichts gegen machen. Die Deutschen sind extrem intolerant und dulden keine andere Meinung als die eigene. Um die Nerven zu schonen, gebe ich im analogen Leben meistens Zustimmung, auch wenn ich ganz anders denke. In der Regel handelt es sich dabei um für mich unwichtige Menschen, und da muss ich mir keinen unnützen Stress bereiten. LG
sein eigenes Ding machen
Das ist leider die Konsequenz aus einer gespaltenen Gesellschaft.
Wenn ich meine Meinung sage und dann nur Hass und Hetze bekomme, lasse ich es eben und zieh mein eigenes Ding durch
Seit Jahren werde ich von Muslimen beleidigt und Freunde wurden schon zusammengeschlagen.
Du glaubst doch nicht, dass ich noch auf Weihnachtsmärkte oder öffentliche Veranstaltungen gehe.
Ne, ich ziehe mein eigenes Ding durch.
Ich schotte mich ab von diesem Wahnsinn und habe festgestellt, dass es mir damit besser geht.
Ich lasse mich weder beleidigen, noch angreifen noch setze ich mich Hetze aus.
Bisher waren die Familienfeiern einigermaßen friedlich. Meine Familie schweigt größtenteils zu politischen Themen. Kommt es dennoch zu etwaigen Sprüchen reagiert mein Mann nicht oder kommt mit höflichen sachlichen Gegenantworten. Das tut er aber vor allem mir zur Liebe.
Ich stehe mit meinen Ansichten tatsächlich zwischen den Stühlen. Außenpolitisch, sozialpolitisch und klimapolitisch eher grün, gesellschaftspolitisch und in der Migrationspolitik eher AFD.