Wie soll ich meiner Klasse sagen, dass ich lesbisch bin?

12 Antworten

Jesses!!!!

Was geht es andere Menschen an wie Deine Intimsphäre bestellt ist?!?!

Jungs sind in Dich verliebt? Und? Sind ihre Gefühle. Wenn sie Dich tatsächlich lieben wollen sie nur das Beste für Dich. Sie werden also Deine Absage akzeptieren und fertig. 

Den Rest kannst Du vergessen. Ist keinen Gedanken wert. 

Wurzelstock  14.05.2016, 22:32

Autmsen, "...und fertig" ist leider nicht. Eine Absage erzeugt immer Frust - egal ob Mann oder Frau. Die muss zwingend abgebaut werden. Viele Menschen tun das mit einer Gehässigkeit, die manchmal unfassbarer ist.

Ich sehe auch dann keinen Grund, einen Menschen schnippisch zu brüskieren, wenn ich seine Gefühle nicht erwiedern kann. Denn ein korrekt und taktvoll vorgetragenes Liebesgeständnis ist immer ein Kompliment. Dafür bedankt man sich üblicherweise. Jugendliche können das noch nicht. Weist man sie aber nicht darauf hin, werden sie es nie können.

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autmsen  15.05.2016, 13:23
@Wurzelstock

Danke Wurzelstock. Ich habe mich so aufgeregt dass - mal wieder - diese Frage aufkommt dass ich daran nicht dachte. :)

Unter dem Strich geht die sexuelle Orientierung nur den jeweiligen Partner Was an. 

Und ja. Eine Absage kann dann selbstverständlich auf die gleiche Weise erfolgen - und sollte - wie die Anmache bzw. Liebeserklärung vorgetragen wird. 

Aber die eigene Sexualität ist kein öffentliches Ereignis dem eine Einzelperson der Öffentlichkeit gegenüber Rechenschaft schuldig ist. Das kann nie sein.

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Wurzelstock  16.05.2016, 20:40
@autmsen

Auch das stimmt nur bedingt, autmsen. Bitte bedenke, dass auch Hochzeiten, die ja nach den Normen der Moral der Beginn der einzig statthaften sexuellen Beziehung sein sollen, öffentlich vollzogen werden.

Ohne jetzt den ganzen Komplex aufdröseln zu wollen, ist die sexuelle Orientierung auch von öffentlichem Interesse, wenn es sich um eine Person handelt, die in der Öffentlichkeit steht. Ich kannte Politiker, die das ein Leben lang verheimlicht haben. Das ist für jemand, der sich erfolgreich, und mit seiner ganzen Kraft für die Gesellschaft einsetzt, kaum zumutbar. Doch Du hast schon Recht: Ohne begründete Nachfrage ist auch die Bekanntgabe nicht begründet.

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autmsen  17.05.2016, 09:30
@Wurzelstock

Wurzelstock, hier fragt keine Person des öffentlichen Lebens sondern ein junger Mensch. Sehr wahrscheinlich ein junger Mensch der schon sehr früh in der Schule eine sogenannte Sexualaufklärung erhielt mit Bildern und oft praktischen Trockenübungen die mir trotz Mangel an Prüderie das letzte Essen hochkommen lassen. 

Solche jungen Menschen sind anders konditioniert als wir älteren. Ihnen wurde indirekt vermittelt Sexualität sei eine öffentliche Angelegenheit. Das stimmt in der Regel eben nicht. Denn jeder Mensch, auch Personen des öffentlichen Interesses,, hat ein Recht auf Privatsphäre. 

Findest Du übrigens im Archiv des Bundesverfassungsgerichts so bestätigt. Und unsere rechtlichen Fachmenschen die dazu da sind unser Grundgesetz auszulegen werden es wohl wissen. 

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Wurzelstock  17.05.2016, 15:22
@autmsen

Je umfangreicher ein erörtertes Thema ist, um so leichter lässt sich die eigene Argumentation so steuern, dass man am Ende recht behalten kann. Das machen wir alle so :-)

Sachlich hinsichtlich der Frage stimmen wir völlig überein. Bei der Verallgemeinerung, die nur schwer zu vermeiden ist, weitgehend auch. Warum, frage ich mich nun, ereifere ich mich denn eigentlich?

Es ist nicht dein Standpunkt - ob der sich nun von meinem unterscheidet oder nicht. Es ist die Rigorosität mit der Du ihn vertrittst. Wir laufen immer Gefahr, bei noch so folgerichtigen Ergebnissen unseres Denkens, einen wesentlichen Faktor übersehen zu haben, der die ganze Logik kippt. - Und dann?

Ich denke, das weißt Du auch selbst. Wenn ich es recht verstehe, hältst Du die Sexualität generell für keine öffentliche Angelegenheit. Sie ist aber doch die Grundlage unserer Existenz? Das soll keine öffentliche Angelegenheit sein? Wenn dem so wäre: Ist dann unsere Disskussion als solche berechtigt?

Oben, im anderen Diskussionsstrang, habe ich auf das Normative des menschlichen Verhaltens und seine Grenzen hingewiesen. Es fand seinen Niederschlag bis in die '60er Jahre im berüchtigten §175, der schon deshalb rechtswidrig war, weil er nur für Männer galt. Obwohl wir hierzulande bereits die zweite demokratische Verfassung hatten, war das nur sehr schwer zu bereinigen, und zwar in die richtige Richtung: Sexualität ist immer natürlicher Bestandteil der individuellen Persönlichkeit. Das musste öffentlich erstritten werden. Und nun? - Ein Fischbeinstäbchen aus dem moralischen Korsett entfernt, und dann wieder festverschnürt? mfg

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Ich würde es so machen das du es einer Person in deiner Schule erzählst die es örgenwenn anderem sagt und immer weiter...

Ich würde es nicht an die große Glocke hängen, sondern nur bei Bedarf. Wenn sich also ein netter Junge um dich bemüht, sag ihm doch einfach, dass Du dir nichts aus Jungs machst. Nicht, weil er es ist, sondern allgemein. Der Rest ist eine Frage des nonverbalen Geschicks :-)

xxgirl19 schrieb:

"Ich würde mich nicht outen, sowas führt dann nur zu intoleranten verhalten..."

Outen oder nicht ist eine alte Streitfrage. Der Grund, den xxgirl nennt ist einer von vielen, der dagegen spricht.

Wir können die objektive Welt nur subjektiv wahrnehmen. Das geschieht nicht
nur mit unseren Sinnen, sondern mit der ganzen Persönlichkeit. Dazu
gehört unsere Sexualität als wesentlicher Bestandteil. Das heißt:
Wir nehmen alles entweder als Mann oder als Frau wahr, und das hat normativen Charakter für unser Verhalten.

Das Normative versagt am Dritten Geschlecht für jeden. Auch für dessen
Zugehörige. Es funktioniert einfach nicht. Dieses Kollidieren führt zu
kollektiven Diskriminierungen. Es ist wenig bekannt, dass dies auch von
der Seite des dritten Geschlechtes her geschieht.

Die beschriebene Grundlage lässt sich nicht verändern. Aber der Umgang damit. Er wird immer schwierig bleiben. Ein Outen mag für den einzelnen nicht immer von Vorteil sein, oder ihm sogar Schaden zufügen.

Die Gruppe könnte aber profitieren, wenn das ehrliche, situatiosbezogene Outing zur Regel wird. Es versteht sich, dass die Seite des Dritten Geschlechtes zunächst die Hauptlast trägt. Doch tut es das nicht schon immer?

Wie aber soll der verletzungsfreie Umgang in Gang kommen, wenn er durch Verschleierung ununterbrochen verhindert wird? Auch vorurteilsfreie Menschen treten in die größten Fettnäpfchen, ohne dass sie es merken und wollen. Es ist ein Lernprozeß!

Die Abwägung des Pro und Contra ist aber nicht allein deine Sache, sondern auch die deiner Freundin.


Du hast ein tolles Liebesleben, mit deiner Klasse wird es schwierig weil jemand schnell ausgegrenzt werden kann. Aber wenn du es unbedingt sagen möchtest würde ich es villt erstmal mit jeden einzeln machen. Wie bei den Jungs kannst du sagen das du auf Mädchen stehst. Nur durch das einzeln sagen sickert sowas allmählich durch. Wer hat da schon Erfahrung? Mir hat deine Geschichte gefallen. Die Natur ist wie sie ist.