Wie sind die Unterhaltungskosten vom W202?

3 Antworten

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Ich fahre so einen Wagen seit vielen Jahren (C180 Classic Automatik von 1997) und kann kompakt sagen: Ich bin nie günstiger bzw. wirtschaftlicher und entspannter Auto gefahren und würden den W202 nicht nur wieder kaufen, sondern auch weiter empfehlen.

Bei den Motoren empfehle ich eigentlich nur den C180. Robust sind sie bis auf den C220 Diesel (95 PS - Einspritzpumpe ist ein Thema) sowie die CDI-Diesel mit ihren häufigen Injektorschäden allesamt, aber der 180er ist der einzige, der wirklich Sinn macht. Der C200 mit 136 PS lohnt sich überhaupt nicht; der fühlt sich wie ein 180er an und braucht sogar etwas mehr Sprit, die verschiedenen C220 und C230 sind schlicht zu selten (wobei der 230er ein toller Motor ist), der C240 ist für seine Leistungsabgabe zu durstig (der C230 mit 20 PS weniger ist viel lebendiger), der C280 als Sechszylinder ist Geschmackssache und "muss es vom Ding her einfach nicht sein" mit 193 bis 197 PS.

Die Kosten die mich vor allem interessieren würden:

- Fahrzeugaufbereitung (sowohl nur bei den Roststellen als auch wenn man's einmal komplett macht)

Das kann in die Tausende gehen, je nachdem, wie professionell es ist. Allerdings ist Rost ein Dauerthema und wer nur nachpinselt und entrostet, der muss alle Jahre wieder anfangen, weil der Rost immer wieder kommt. Besser, man tauscht die Teile gleich aus.

- Wartungsarbeiten (mit und ohne Ersatzteile)

Inspektion mit Öl- und Filterwechsel ist alle 15.000 Kilometer fällig, mindestens aber einmal im Jahr. Kommt nichts dazu, landet man beim "Pflegedienst" bei Mercedes bei rund 200 Euro, wobei ich bei Mercedes nur die Öl- und Filterwechsel machen lasse, die mit meinem eigenen Öl bei rund 70-80 Euro liegen. Der W202 sollte unbedingt mineralisches Öl der Viskosität 10W-40 oder 15W-40 nach Freigabe "Blatt 229.1" bekommen, synthetisches Öl verträgt er nicht - dann fangen die Hydros das Tickern an - und es ist auch viel zu teuer. Die Kontrollarbeiten, die der Pflegedienst vorsieht, kann man als Laie durchführen: Beleuchtungskontrolle, Reifendruck prüfen, Wischerblatt prüfen (kostet bei Mercedes neu um die 30 Euro, ich bin vor einiger Zeit auf ein identisches Produkt von Würth umgestiegen, das keine 20 Euro kostet und qualitativ fast besser ist als das Originalteil; alle 1,5 Jahre kommt das Wischerblatt im Schnitt), Flüssigkeitsstände usw., das muss keine Werkstatt machen.

Das ist allerdings steigerungsfähig - die große 270.000er-Inspektion im letzten Jahr ("Wartungsdienst mit Zusatzarbeiten") hat inklusive TÜV und AU bei Mercedes 1100 Euro gekostet; da war aber wirklich ALLES dabei inklusive Automatiköl, Kühlflüssigkeit, Öl- und Filterwechsel, elektronischer Achsvermessung (empfiehlt sich alle Jahre, da die 202er einen relativ hohen Reifenverschleiß haben können und Spurprobleme bekannt sind) und mehr dabei, ich müsste nachsehen - es war aber der große Service.

Zum Mai 1997 wurde beim W202 das ASSYST-Programm eingeführt, das aber weiterhin alle 15.000 Kilometer oder spätestens einmal im Jahr zum Besuch der Werkstatt animiert. Die Servicearbeiten wurden nicht verändert.

Alle zwei Jahre sollte man die Bremsflüssigkeit erneuern, nach Möglichkeit im Frühjahr; ich habe es erst Ende März bei Mercedes machen lassen und zahlte irgendwas um die 80 Euro - freie Werkstätten können das eventuell billiger.

Kühlflüssigkeit (dieses Öl von Mercedes, das Frostschutz und Kühlmittel vereint) ist alle drei Jahre zu tauschen laut Wartungsheft. Was das einzeln kostet weiß ich nicht, weil ich es immer mit den Inspektionen durchführen ließ, aber es könnte 50-80 Euro kosten. Ich müsste nachsehen, habe seit 1997 alle Rechnungen, sogar die Kaufrechnung und mehr.

- Spritkosten pro Woche/Monat (Verbrauch)

Mein Durchschnittsverbrauch im C180 Classic Automatik mit 122 PS beträgt über die Jahre gerechnet 8,3 Liter auf 100 Kilometer. Ich tanke Super E5. Ich kenne aber auch Fahrer, die beim C180 Automatik im extremen Kurzstreckenbetrieb bis zu elf Liter auf 100 Kilometer ermittelt haben. Generell ist der W202 aber sparsam, wie er zuverlässig ist.

- Versicherung (habe bis jetzt ein knappes Jahr lang schon selber versichert (VW Lupo 1.0 MPI) und keinen Unfall gebaut und bin auch noch nie geblitzt worden, Führerschein habe ich seit Ende Juni letzten Jahres)

Ich zahle heruntergerechnet irgendwas um die 40-50 Euro pro Monat (R+V Versicherung; Haftpflicht, Schutzbrief und Teilkasko). Für den C180 sind die Schlüsselnummern 0708/464 vorgesehen, damit kannst du nach deinen Kriterien die Kosten in etwa ermitteln oder erfragen.

- Steuern pro Jahr

Bei meinem C180 kostet das jährlich 132 Euro. Er hat Euro 2. Frühe C180 bis etwa Ende 1994 hatten ab Werk Euro 1, können aber kostenlos auf Euro 2 umgeschlüsselt werden. Bei den großen Motorisierungen weiß ich nur, dass bestimmte Baujahre des C280 NICHT umgeschlüsselt oder mit Kaltlaufreglern versehen werden können und es hier nur Euro 1 gibt.

- Wie viel muss man für den TÜV bezahlen und was ist relevant?

Aktuell kostet der TÜV irgendwas um die 100 Euro (Hauptuntersuchung / AU). Ich müsste nachsehen, was ich letzten Sommer bezahlt habe, aber es ist weder viel teurer noch viel günstiger. Typischer Kantenrost ist beim W202 meist selbst im fortgeschrittenen Stadium nicht relevant für den TÜV; er schreitet hinsichtlich Rost nur ein, wenn die Schweller oder Wagenheberaufnahmen durchgerostet sind oder seltener auch die Federteller.

Von LPG rate ich absolut ab, weil der 180er an sich sehr sparsam ist und LPG meist Bastelei ist, die viel Ärger mit sich bringt - selbst wenn es fachgerecht und für viel Geld erledigt wurde, bleibt ein großes Risiko. Sobald die LPG-Autos im Gasbetrieb "laufen", gibt es meist Probleme.

Die Schwachstellen sind an sich kurz: Rost, ausgeleierte Spurstangenköpfe alle 80.-90.000 Kilometer, angerostete Bremsleitungen (einfetten reicht meist), chronisch ölsiffendes Differenzial (aber wenn es trocken ist, bringt es auch nix, denn dann rostet's), falls vorhanden klemmende Schiebedächer, zu großes Lenkspiel und in Einzelfällen defekte Lenkstockhebel und Kombi-Instrumente. Die Hardyscheibe kann problematisch sein, die Fuß-Feststellbremse beim Automatik einseitig ziehen, wenn sie zu selten benutzt wird. Auffallend haltbar sind sämtliche Verschleißteile, die zudem selbst bei Mercedes nicht teuer sind - dafür sind Blechteile sehr teuer.

Ab Werk war kein Automatikölwechsel vorgesehen, er macht aber Sinn. Die Automatik selbst hatte bis 1996 vier Gänge, dann fünf; speziell der ansonsten recht gemütliche, viel Anlauf benötigende Mercedes C180 mit 122 PS zischt mit fünf Gängen etwas dynamischer ab und bewältigt Steigungen flotter, ein Sportwagen wird er aber dadurch nicht.

Viel Freude mit dem W202 - ein super Auto - und ich hoffe, ich konnte dir helfen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
DemonSunny 
Fragesteller
 24.04.2022, 16:38

Hi, vielen Dank für die lange und aufschlussreiche Antwort das hilft mir sehr 😊 mit den Motoren selber hatte ich mich zugegeben noch nicht so ganz beschäftigt, aber ich werde beim Autokauf auf jeden Fall die Augen offen halten.

Die Sache mit dem LPG weiß ich ja noch nicht, aber wenn es da wirklich so viele Probleme gibt, wird's vielleicht doch ein reiner Benziner, Mal sehen. Diesel macht leider keinen Sinn, da dies für mich viel zu teuer wäre und ich zwar zur Arbeit nur Langstrecken fahre, aber dies auch nur ne halbe Stunde ungefähr und ein Teil davon ist durch die Dörfer. Außerdem fahre ich sonst meistens nach der Arbeit auch durch die Stadt da macht das sowieso keinen Sinn weil die Karre meistens erst dann warm ist wenn man schon steht 😅

Was mich jetzt noch interessiert, was ist denn eine Hardyscheibe, davon habe ich noch nie gehört^^'

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Wenn nicht gerade ein großer Reperaturstau ansteht, sehr günstig. ich hatte mal einen leihweise....

mein tipp: mal richtig freiblasen! danach zieht er besser und verbraucht deutlich weniger. aber bitte mit gefühl. du merkst schon ob er will oder nicht! niemals gegen den Willen des Autos...

Dillenburg -> Afalterbach: nicht schneller als 120 = eine Tankfüllung weg

Afalterbach -> Dillenburg, stellenweise 5 Minuten am Stück Tacho 190+ = Tank noch viertels voll!

Danach zog er auch wieder deutlich besser.

lg, Anna

DemonSunny 
Fragesteller
 25.04.2022, 21:27

Also einfach Mal richtig treten wenn er freigeblasen werden muss oder wie?^^'

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Peppie85  25.04.2022, 21:29
@DemonSunny

Nicht einfach so und auch nicht stumpf und gefühllos.

erst mal sicher stellen, dass das auto sich wohl fühlt. d.h. Kühlwasser, Öl, alles ausreichend vorhanden. und dann so ganz pioano und wenn du merkst er will noch, eine schippe drauf legen.

lg, Anna

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Die Haryscheibe sitzt auf dem Weg an die Hinterachse. Ist ne Scheibe wo in der Mitte ne Buchse aus Metall ist die in Gummi gefasst ist. Das Gummi wird irgendwann Porös, auf jeden Fall ist die Irgendwann hinüber dann fährt das Auto echt sch*ße.

Ich habe die mal an einem W124 tauschen müssen. War keine Große Sache. Also ich sehe bei den Dinger auch echt nur Rost als wirkliche Schwachstelle.

verreisterNutzer  25.04.2022, 09:13

Das Bauteil welches du meinst heißt " Hardyscheibe und nicht Haryscheibe".

Da hat dir doch glatt der Fehlerteufel das "d" geklaut.😉😁

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