Wie praktiziert man soto-zen buddhismus?

1 Antwort

Wie du selbst sagst, ist die zentrale Praxis das Zazen.

Shikantaza

Im Sôtô-Zen übt man "Shikantaza" (absichtsloses Sitzen) - man sieht in der Praxis kein Werkzeug um irgendetwas zu erreichen, oder Fortschritte zu machen.

Man sitzt einfach in der Zazen halten, ohne an etwas zu erwarten oder zu erhoffen, ohne Wunsch nach "Verbesserung" oder gar dem "Erwachen.

Dazu braucht man auch nicht Buddhist zu werden, oder die Bodhisattva-Gelübde abzulegen, um einen Dharma-Namen zu erhalten.

Shikantaza ist die Verwirklichung aller Gelübde, auch wenn man nicht formell ordiniert wurde, da Shikantaza die natürliche Ordnung der Dinge ausdrückt.

Andere Praxisformen

Andere Praxisformen sind das Üben von Gasshô (die Verbeugung mit zusammengelegten Hände), oder Kinhin (Gehmeditation).

Die Praxis der Rezitation von Sutras (Okyô), oder Niederwerfungen (Sampai) kann man auch alleine Üben, wenn man es zuvor richtig vermittelt bekommen hat.

Weitere Formen wie etwa Andachten für Dharma-Vorfahren, große Sutra-Zeremonien (Tendoku), oder Zeremonien für besondere Anlässe (Kito) sind nur relevant, wenn man in einer Gemeinschaft (Sangha) übt.

Meister Kodo Sawaki war kein Freund von Zeremonien und auch sein Schüler, Meister Taisen Deshimaru, legte kein großes Gewicht auf solche Rituale.

"Ein bisschen Zeremonie ist notweg" sagte Deshimaru, weil das richtige Verhalten im Dojo den Geist schärft und auch zum richtigen Verhalten in der Gesellschaft beiträgt.

Dinge die in den Lehren des japanischen Dachverbands (Sôtôshû Shûmuchô) von Bedeutung sind, wie etwa Beerdigungsriten, sind in Europa praktisch ohne Relevanz und werden in der Regel auch nicht durch Lehrer vermittelt.

Die Sôtôshû Organisation zertifiziert zwar offizielle "Auslandsgesandte" und ernennt auch nur bestimmte Tempel als offizielle "Auslandstempel", aber das sollte uns nicht allzu viel kümmern.

Japan und Zeremonien

Meister Sawaki wies Deshimaru an, nach Europa zu gehen, weil dort der Boden für Zen noch frisch sei, während es in Japan zunehmend erstarrte.

Die meisten Tempel finanzieren sich durch ihre Gemeinden - insbesondere indem sie Begräbniszeremonien durchführen und posthume Namen für verstorbene verleihen - je mehr gezahlt wird, desto ehrender der Gekübdename (Kaimyô) des Toten.

Nicht umsonst nehmen insbesondere junge Japaner diese Religin vor allem als "Begräbnis-Buddhismus" wahr.

Die Gemeindeaktivitäten, wie etwa das Singen religiöser Lieder (Baikyaryu Eisanka), für das es sogar nationale Wettbewerbe gibt, werden vor allem von Rentern wahrgenommen, da diese die nötige Zeit finden.

Während also im Westen die Zazen-Praxis gepflegt wird, ist sie in Japan vor allem in den so genannten "Ausbildungsklöstern" von Bedeutung - die örtlichen Tempel bieten Zazen häufig nur zum Reinschnuppern als eine Art "Stress-Management" an

Es ist also nicht immer erstrebenswert danach zu schauen, was der japanische Dachverband macht - Europa entwickelt seinen eigenen, authentischen Stil.

Sonstiges

Allgemeines zum Sôtô-Zen gibt es auf der offiziellen Seite des japanischen Dachverbands - teilweise auch in deutscher Sprache:

https://www.sotozen.com/ger/

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist