wie macht sich eine reizüberflutung bemerkbar

6 Antworten

Das ist nicht zwingend bei jedem Autisten gleich.
Manche merken es erst daheim so richtig, wenn außen wieder Ruhe herrscht, und sind dann für mehrere Stunden oder gar Tage im Eimer.
Oft geht es mit Stimming einher, da das der Reizregulierung dient.
Manche kriegen einen Tunnelblick oder können nicht mehr so fokussieren, wobei das schon die Folgen sind in Richtung Shutdown.
Manche werden dann ruhig, andere reden viel, man hat das Bedürfnis, sich zurückzuziehen, das ist ganz unterschiedlich, wie damit umgegangen wird.
Folgen können halt Shutdown oder Meltdown sein, also der Rückzug in sich selbst oder der Ausbruch nach außen.

Speziell bei Autisten? Da gibt es sehr viele Varianten. Ich beschreibe nur die am häufigsten Erwähnten.

  • Tunnelblick, Unschärfe: Werden die visuellen Reize zu viel, so kann sich ein Tunnelblick einstellen. Das Blickfeld wird einfach kleiner und/oder das Bild verschwimmt, so dass weniger Reize insgesamt anfallen. Werden die Reize dann nicht bald tatsächlich reduziert, kann sich sogar eine Bewusstseinstrübung entwickeln.
  • Stimming: Mittlerer Stress wird manchmal in "Ausgleichshandlungen" abgeleitet. Man macht immer dieselbe Bewegung, z.B. wippt mit dem Stuhl oder spielt mit den Fingern. Das gibt dem Chaos um einen herum ein Minimum an Struktur. Anders gesagt, man erzeugt selbst ein Muster, wenn von draußen zu lange nur Chaos kommt.
  • Shutdown: Man flüchtet vor den Eindrücken, zieht sich zurück und unterbricht jede Kommunikation mit der zu stressigen Außenwelt. Extreme Müdigkeit oder Kopfschmerzen können dazu führen, dass man tagelang fast nur schläft. Dabei können Herzrasen und Kreislaufschwäche dazu führen, dass man doch nicht einschlafen kann.
  • Meltdown: Wird man von allen Seiten gleichzeitig überfordert, kann man auch mal "durchdrehen". Besonders bei Kindern kommt das vor, man unterstellt ihnen dann Wutanfälle "ohne Grund". Dabei wehren sie sich im Grunde nur gegen intensive Reize die für sie körperliche Angriffe sind.
SchlawienerSued  19.09.2014, 16:43

Liest sich ja sehr interessant.

Nur sind das alles Symptome die bei nicht Autisten bei Reizüberflutung auch genau so eintreten können.

Die Symptome die sich bei Reizüberflutung einstellen KÖNNEN sind bei allen Menschen gleich.

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also bei mir fängs harmlos mit stärkerer reizbarkeit an, was nicht gleich zur reizüberflutung führen muss. danach werd ich immer lethargischer und aggressiver, so als würde jeder reiz( v.a. geräusche) immer mehr wehtun, schneiden. bestimmte reize/geräusche( z.b. stimme von leuten, die ich nicht mag, besonders hektische bewegungen) oder situationen( unter druck sein) lösen es manchmal stärker aus, machmal aber auch eigentlich harmlose und angenehme dinge.

könnte bei dir auch anders sein aber kategorisierung = überempfindlichkeit auf reize, überforderung und beeinträchtigung dadurch und ja, es ist absolut ernstzunehmend und oft ein symptom eines größeren psych. problems ( stress, ansstörung, posttraumatische störung, depression, bestimmte "persönlichkeitsstörungen")

was hilft ist naheliegend: reiszabschottung( stiller ort, verdunkeln, sich hinlegen, versuchen zu schlafen) und gezielte stimulation durch beruhigende reize( duschen, sich ins bett mit vielen kissen legen, haustier streicheln). rauchen bietet sich auch an. nikotin beruhigt und du hättest ne ausrede um mal wegzukommen

Rechercheur  19.09.2014, 00:51

Da mit Autismus getaggt ist, wird es wohl um Overloads im Sinne von Autismus gehen.

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zweckenfremdung  19.09.2014, 00:58
@Rechercheur

ist mir nicht aufgefallen. falls mein beitrag falsch war, seis drum. aber interessehalber: inwiefern unterscheiden sich sensory overloads von autisten und nicht-autisten?

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Rechercheur  19.09.2014, 01:09
@zweckenfremdung

Keine Ahnung, ich bin kein Nicht-Autist und habe auch von noch keinem NA Infos darüber bekommen.

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SchlawienerSued  19.09.2014, 16:35

danach werd ich immer lethargischer und aggressiver

Komisch! Lethargie macht doch schläfrig und erhöht doch die Reizschwelle und senkt dadurch eigentlich die Aggressivität. :-(

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SchlawienerSued  19.09.2014, 16:35
danach werd ich immer lethargischer und aggressiver Komisch! Lethargie macht doch schläfrig erhöht doch die Reizschwelle und senkt dadurch die eigentlich die Aggressivität. _(
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SchlawienerSued  19.09.2014, 16:35
danach werd ich immer lethargischer und aggressiver Komisch! Lethargie macht doch schläfrig erhöht doch die Reizschwelle und senkt dadurch die eigentlich die Aggressivität. _(
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Ist die Frage jetzt speziell auf Autisten begrenzt?

Reizüberflutung kann auch bei Nichtautisten vor kommen. Bei Autisten wirken sich Reizüberflutungen nur oft ungehemmter und heftiger aus weil die nicht über das Maß an Steuerungsmöglichkeiten ihre Affekte verfügen wie Nichtautisten..

Es gibt da auch unterschiedlichste Symptome. z.B. Unruhe, Reizbarkeit, Müdigkeit, Aggressionen, gesunkene Kontraktionsfähigkeit, gesteigerte Müdigkeit, ......

halbsowichtig  19.09.2014, 11:34
weil die nicht über das Maß an Steuerungsmöglichkeiten ihre Affekte verfügen

Könntest du dafür bitte eine Quelle angeben?

Reizüberflutungen kommen bei Autisten schneller vor, weil alle Reize für sie intensiver sind. Das ist alles.

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SchlawienerSued  19.09.2014, 16:18
@halbsowichtig

Danke für die Rückmeldung.

Ich möchte gerne einräumen dass die Formulierung nicht eindeutig war. Gemeint war, dass die Reizbewältigunsgrenze bei Autisten bei gleichem Reizvorkommen früher überschritten ist. Möchte aber nicht anfangen hier einen Diskussion um Kaisers Bart beginnen. Anderseits hat mich dein Einwand animiert mir das Ganze noch einmal zu überdenken und bin ich inzwischen der Meinung, dass bei Autisten doch generell auch ein eher über ein geringes Vermögen zur Steuerung ihrer inneren Affekte verfügen.

Obwohl ich keine Quellen habe, erlaube ich mir jedoch euch eigene Schlüsse zu ziehen und mir zu dem Thema eine eigene Meinung zu bilden und kund zu tun.

Reizbewältigung ist auch in einem gewissen Maß durch Sozialisation erlerntes Vermögen innere Affekte zu bewältigen und sein Verhalten steuern zu können und nicht nur reines natürliches Vermögen. Da sich Autisten generell, wegen der schnelleren Reizüberflutung mit einhergehendem Steuerungsverlust, dieses sozial gelernte Vermögen nicht aneignen gönnen oder nur zu einem geringen Maße, ist die Annahme zulässig, dass Autisten auch geringere Ressourcen haben um Reize steuern zu können, weil ihnen diese im sozialen Umfeld gelernten Steuerungsmechanismen nicht, oder nur in Teilen, zur Verfügung stehen.

Dass Steuerungsfähigkeit auch durch soziales Zusammenleben beeinflußt wird ist in vielen Quellen belegt die du dir auch selbst googlen kannst. In Therapien zum Gewaltmanagement bei Gewalttätern wird nichts anders getan, bzw. versucht, als genau diese Steuerungsfähigkeit bei entsprechenden gleichem Reitpotential zu erhöhen. Da dies auch in vielen Fällen gelingt, belegt dies die Tatsachet, dass die Steuerungsfähigkeit keine Fähigkeit ist die nur von den pers. natürlichen Ressourcen abhängig ist, sondern, zumindest in Teilen, auch im sozialen Rahme erlernt wird. Was wiederum den Schluß zu läßt, dass Autisten, die ja bekanntlich in ihrem sozialen Umgang mit ihrem sozialen Umfeld eingeschränkt sind, weil sie die Reize aus dieses Umfeld schneller überflutet, auch weniger Reizsteuerungsvermögen durch soziales Lernen erwerben.

Ich möchte daher abschließend doch die Meinung vertreten, dass Autisten nicht nur schneller von Reizen überflutet werden, sondern leider, und tragischer Weise, auch überwiegend noch über ein eher geringeres Steuerungsvermögen verfügen als Nichtautisten, obwohl ich dazu im Moment keinen Quellen angeben kann die diese These belegen.

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halbsowichtig  21.09.2014, 22:19
@SchlawienerSued

Das liest sich für mich so, als wenn du bisher sehr wenig Erfahrung mit Autisten hast. Darf ich fragen, wie viele Autisten du im echten Leben kennst und in welchen Altersgruppen diese sind?

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SchlawienerSued  21.09.2014, 23:04
@halbsowichtig

Sie ist nicht sehr umfangreich, aber vorhanden. Habe mich aber sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, weil ich selbst ein hypersresiebler Mensch bin und therapeutisch lernen musste meine Steuerung von Affekt auf äußere Reize steuern zu können.

Dein Kommentar liest sich so, als würdest du glauben MESSEN zu können wie hoch Grenze des Steuerungsverlustes eines Menschen ist, nur weil du Erfahrungen mit Ihnen hast.

Die Erfahrung im Umgang mit andere Menschen und Wahrnehmung derer äußerer Verhalten besagt jedoch nicht, dass man ALLE inneren Gründe für dessed Verhalten kennt.

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halbsowichtig  22.09.2014, 14:22
@SchlawienerSued
Die Erfahrung im Umgang mit andere Menschen und Wahrnehmung derer äußerer Verhalten besagt jedoch nicht, dass man ALLE inneren Gründe für dessed Verhalten kennt.

Ja, darauf will ich hinaus. Als Nicht-Autist solltest du dir nicht anmaßen, die Beweggründe von Autisten von außen zu beurteilen. Denn du kannst praktisch nur falsch liegen. Nur wir Autisten wissen, wie Autisten ticken. Ihr Nicht-Autisten könnt nur entweder uns zuhören oder wild spekulieren. Es macht mich immer wieder traurig, dass einige das wilde Spekulieren dem Zuhören vorziehen.

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SchlawienerSued  22.09.2014, 15:17
@halbsowichtig
  1. Habe ich mit keinem Wort geschrieben wie Autisten ticken. Ich habe meine Meinung zu Selbststeuerung und Überflutung nebst meiner Argumente dazu geschrieben. Und wie ich schon geschrieben habe dies auch mit ein wenig Erfahrung im Umgang mit Autisten und auch ein wenig aus eigener Erfahrung. Ich persönlich käme nie auf die Idee das Verhalten von Autisten als ticken zu bezeichnen. Diese eher abwerten Wortwahl hast DU gewählt.

  2. Scheinst du ein Problem damit zu haben Autist zu sein. Ich habe mit Autisten keinerlei Probleme und sehe sie in Autisten Menschen wie jeden anderen Menschen. Nicht ich habe das Problem sondern offensichtlich ist mehr diesbezüglich mehr dein Problem.

  3. Wißt ihr Autisten, und somit auch die Nichtautisten, ja erst seit ca. 100 Jahren dass ihr Autisten seit. Bis dahin wurde euer Phänomen als eine Grundform der Schizophrenie betrachtet. Und es waren Nichtautisten die das erforscht haben noch erforschen. Und Autismus ist heute ganz klar von Nichtautisten in der Klassifizierung nach ICD-10 definiert. Und kein Autist weiß warum er ist ist ohne, dass ihm das Nichtautisten sagen. Also komm mal runter von deinem Hohen Roß! ;-) Autismus ist aus medizinischer Sicht eine Entwicklungsstörung!!! Auch die der Entwicklung der Steuerungsfähigkeit. Um es einmal auf den Punkt zu bringen.

  4. Hast du ja selbst zurecht erwähnt, dass auch Autisten Menschen sind. Also Autisten auch eine Psyche haben. Und da weißt du ganz sicher so gut wie nix darüber wie die Menschliche Psyche funktionieren. Aber eines ist sicher, dass das Verhalten von Autisten nicht NUR von ihrem Autismus, sondern auch von der menschlichen Psyche beeinflußt ist, wie bei Nichtautisten auch.

Du glaubst wohl nur weil du Autist bist müßtest du alles über Autismus wissen. warum was bei dir wann vor sich geht. Weit gefehlt!!! So wenig wie das die meisten Nichtautisten wissen, warum was wie in ihnen abläuft, wissen dies Autisten auch nicht. Sie nehmen sich meist nur selbst wahr und wissen aber nur weil es ihnen gesagt wurde, dass dies auf Grund ihrer besonderen Sensitivität so ist wie sie sich wahr nehmen. Und damit hat es sich dann auch schon mit dem Wissen. Dies besondere Sensitivität ist aber NUR ein Grund von vielen. Diese Gründe wurden und werden erforscht, damit man Autisten helfen kann mit ihrem Autismus ein Leben in unserer Gesellschaft zu führen.

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SchlawienerSued  22.09.2014, 15:25
@halbsowichtig
“Die Erfahrung im Umgang mit andere Menschen und Wahrnehmung derer äußerer Verhalten besagt jedoch nicht, dass man ALLE inneren Gründe für dessen Verhalten kennt. ”

Damit wollte ich ausdrücken, dass das Wissen über Autismus nicht durch Eigenerfahrungen von Autisten errungen wurde und auch nicht durch den reinen alltäglichen Umgang mit ihnen, sondern durch inzwischen ca. 100 Jahre intensivster physischer und psychischer, also medizinischer Erforschung des Autismus.!

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das hat zwar nichts mit der frage zu tun aber weißt du wie du dich verhalten musst um zu vermeiden dass eine verkettung aus missverständnissen irgendwelche schlimmen folgen hat? ich frage das deswegen, weil wir autisten ja schwierigkeiten mit der mimik, gestik und tonlage anderer haben

SchlawienerSued  22.09.2014, 17:12

Diese Probleme mit Schwierigkeiten mit der Mimik, Gestik und Tonlage anderer habe ich auch. Aber ich weiß, dass niemand von anderen Durchschnittsbürgern erwarten kann und darf, dass die wissen MÜSSEN, wie man sich gegenüber Mensch verhält die mit der Mimik, Gestik und Tonlage anderer nicht klar kommen.

Verkettungen aus Mißverständnissen gib es in allen Bereichen obwohl die Leute mit der Mimik, Gestik und Tonlage anderer klar kommen. Sogar in der Weltpolitik! ;-)

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Erheberin  22.09.2014, 19:53
@SchlawienerSued

hörst du aus meiner wortwahl nicht heraus dass das möglicherweise nur eine frage war?

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